Triumph der Unabhängigen

Von Sandro Danilo Spadini

Am Ende eines über weite Strecken enttäuschend verlaufenen Filmjahres hatten die Academy-Mitglieder doch noch die Qual der Wahl: Die fünf von ihnen in der Königskategorie nominierten Streifen waren im Grunde alle auszeichnungswürdig und haben denn auch jeweils wenigstens einen «wichtigen» Oscar gewonnen. Dass es sich bei ihnen – ähnlich wie vor zwei Jahren – samt und sonders um unabhängige Produktionen mit vergleichsweise tiefen Budgets und einem dafür umso höheren künstlerischen Anspruch handelte, ist gewiss erfreulich und sagt einiges über den Status quo in Hollywood aus. Zum Zustand der identitätskriselnden USA hatten wiederum die meisten der nominierten Filme etwas zu sagen – mehrheitlich in düsterem, in einem Falle («Juno») in heiterem Ton. Nimmt man den Zeitgeist als Indikator, hätte freilich auch die als Mitfavoritin angetretene hoch originelle Saga «There Will Be Blood» gewinnen dürfen. Dass sich die Academy letztlich für die weniger sperrige, aber nicht minder brillante Mörderballade «No Country for Old Men» entschieden hat, ist indes ebenso nachvollziehbar. Umso mehr, als sich die zu Recht auch mit dem Regiepreis gekrönten Coen-Brüder als grosse Stilisten schon seit über zwei Jahrzehnten um das (Independent-)Kino verdient machen. Und auch deshalb, weil ihr nun mit dem Unsterblichkeitsstempel versehenes Werk alles enthält, was an Kinoschaffen uramerikanischer Prägung so magisch ist. Weit weniger amerikanisch ging es derweil in den Darstellerkategorien zu und her. Hier wanderten sämtliche Preise in europäische Hände – trotz der beiden kleineren Überraschungen in den Sparten der Damen landeten auch hier die Goldmännchen an den richtigen Orten. Und apropos Ausland: Die Kategorie des «Auslands-Oscars» wurde zwar auf Grund des nach wie vor völlig überholten Reglements und der skandalösen Nichtnominierung des rumänischen Beitrags «4 Months, 3 Weeks and 2 Days» durch die konservativ gesinnten, auf Zweitweltkriegsfilme fixierten Mitglieder selbst ad absurdum geführt; Grund zur Freude bietet der österreichische Sieg indes allemal auch hierzulande. Zumal wir mit unseren Nachbarn in diesem Jahr ja quasi eins werden.