Bosch

 

Das ist jetzt mal eine ausgezeichnete Idee: einem allseits geliebten Kriminalroman-Helden nicht eine Kinoreihe, sondern eine Fernsehserie zu geben. Seit 1992 schon und in bereits 21 Büchern ermittelt der von Bestsellerautor Michael Connelly ersonnene kernige Kriegsveteran Hieronymus «Harry» Bosch in den schäbigen und schummrigen, mystischen und mysteriösen Ecken von L.A. Und nachdem es sein Halbbruder Mickey Heller zu Beginn der letzten Dekade in «The Lincoln Lawyer» auch dank einer knackigen Performance von Matthew McConaughey zu einigem wohlverdientem Kinoruhm gebracht hatte, fand man drei Jahre später bei den Amazon Studios, es sei an der Zeit, auch Bosch für das lesefaule Publikum zum Leben zu erwecken. Sechs Staffeln sind seit dem Start im Jahr 2014 nun schon abgedreht, wobei Elemente aus zwölf Harry-Bosch-Romanen als Inspirationsquellen dienten.

Das Erfolgsgeheimnis der Serie, deren siebte und letzte Staffel gerade abgedreht wurde, ist neben dem hochklassigen Ausgangsstoff die geradezu genial perfekte Besetzung der Hauptfigur: Titus Welliver, bekannt etwa aus «Sons of Anarchy» und sämtlichen vier Regiearbeiten von Ben Affleck, wirkt, als sei er geboren worden für die Rolle des gerechtigkeitsliebenden altmodischen Cops der Hollywood Division des LAPD, der auch mal die Regeln biegt und entsprechend immer wieder in den Clinch mit seinen Vorgesetzten gerät. Wohltuend ist dabei, dass Bosch bei allen Versehrungen, die er unter einer schroff-herben Männlichkeit zu beerdigen sucht – die Kriegserfahrungen, eine Scheidung, der nie aufgeklärte Mord an seiner Mutter –, sich mit schnoddriger Widerspenstigkeit dagegen sträubt, sich ins Klischee des hartschalig-weichkernigen Bullen mit Hang zum besoffenen Grübeln zu fügen. Stattdessen geniesst er von der Terrasse seines Designerhauses hoch oben in den Hollywood Hills aus die spektakuläre Aussicht über die Stadt der Engel, während er passend zum Lichtermeer eine seiner geliebten Jazzplatten auflegt. Und da sind wir dann bei den anderen beiden grossen Stärken von «Bosch»: die smoothe Inszenierung von L.A. und der coole Soundtrack.