Alles gleich wie letztes Mal – genau gleich wie letztes Mal

In «22 Jump Street» machen sie sich einen Spass daraus, den kreativen Ehrgeiz ihres Fortsetzungsstreifens herunterzuspielen. Zu unserem Schaden ist das nicht – im Gegenteil.

 

von Sandro Danilo Spadini

Das ist nun etwas, was der kritisch gestimmte Cineast grundsätzlich gleich doppelt nicht schätzt: ein Remake und ein Sequel. Stehen doch diese Neuverfilmungen und Fortsetzungen im Ruch, sich auf dem guten Namen von Vorlagen und Vorgängern auszuruhen und es mit dem Kreativ-Künstlerischen eher nicht so zu haben. Im vorliegenden Fall ist das nun ganz und gar nicht anders. Allerdings machen sich die Macher von «22 Jump Street» einen Spass daraus, just diese Erwartungen zu bedienen und mit ihrem mangelnden Ehrgeiz zu kokettieren: «Dasselbe wie letztes Mal» ist so etwas wie das Leitmotiv, das sich in Form eines mit dem Publikum schäkernden Running Gags durch den Film zieht. Und tatsächlich besteht zwischen diesem und dem Vorgänger «21 Jump Street» kein nennenswerter Unterschied: Es ist das im Prinzip ein und derselbe Film. Das Spiel mit Selbstironie und Selbstreferenz treiben die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller («The Lego Movie») mit ihrem dreiköpfigen Autorenteam derart auf die Spitze, dass wir bisweilen sogar auf der Metaebene landen; und natürlich waren das jetzt grad ein paar viel zu hochgestochene Wörter für diese saukomische Komödie.

Männerfreunde in der Krise

Denn wenn die Undercover-Cops Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum) den Faden der Achtzigerjahre-Fernsehserie «21 Jump Street» und eben des Films von 2012 wieder aufnehmen, dann regiert rigoros das Profane. An linguistischen Leckerbissen fehlt es dem Film, zumal in der Originalversion, gleichwohl nicht. Vielmehr blüht der Flachs nur so vor Wortspielen mit dem Sexuellen, wenn etwa Schmidt und Jenko über ihre kriselnde «Bromance» debattieren. Und geradezu brillant simpel werden die sprachlichen Manierismen der Jugend am College verarbeitet, unter welche sich die beiden so innig Befreundeten mischen müssen. Sie müssen das mit ihren rund 30 Jahren notabene als Studenten tun und dabei sehr zu unserem Amüsement auch die ganzen College-Rituale durchexerzieren: vom Football-Training über den Poetry-Slam-Abend bis zum Initiations-Saufspiel. Immerhin das ist ein Mini-Unterschied und quasi eine Weiterentwicklung gegenüber dem letzten Mal: Da nämlich ermittelten der dödelige Sportlerbeau Jenko und der streberische Schwabbel Schmidt noch an der Highschool in einem Fall um eine hoch potente neue Droge. Um genau das Gleiche geht es auch diesmal, und Hauptverdächtiger ist ungünstigerweise Jenkos neuer Busenfreund Zook (Wyatt Russell). Mit dem blonden Teufelskerl versteht sich Jenko nicht nur auf dem Footballplatz blind, weshalb ihm denn auch der rechte Durchblick fehlt – und Schmidt schnell einmal schmollt. Freilich hätte auch der besser einen Background-Check machen sollen, bevor er sich im Gegenzug mit der viel zu hübschen Maya (Amber Stevens) einliess. Warum, sei aber nicht verraten, gehört das doch zu den Höhepunkten einer Story, die kaum etwas zur Sache tut und trotzdem mit ein, zwei neckischen Volten erfreut.

Besser, grösser, böser

Auch die Handlung steht ansonsten aber voll im Dienste eines hemmungslosen Nonstop-Alberns im Loop, wo die Gags fast bis zum Überdruss ausgereizt werden. Es wird geblödelt bis zum Exzess und bisweilen nahe an den Hirnschaden. Es ist ein zum Trashigen neigendes Klamauken und Kaulauern im Repetitionsmodus, das auch in den finalen Actionszenen noch auf vollen Touren und bis zum Krachen läuft. Es ist ein Feuerwerk der politischen und kinematischen Unkorrektheit bis in den Abspann hinein, wo den Machern das Pulver immer noch nicht ausgegangen ist. Und es ist also auch das nicht viel anders, verblüffenderweise aber sogar noch ein bisschen witziger als beim ebenfalls schon sehr treffsicheren Vorgänger. Für einmal erfüllt sich damit das ewige Sequel-Versprechen von «Besser, grösser, böser». Aber wer hätte auch den Mut, dem dauerenervierten Ice Cube zu widersprechen, der als Schmidts und Jenkos Vorgesetzter schon zu Beginn des Films den Tarif durchgegeben hatte: «Macht dasselbe wie letztes Mal. Dann sind alle glücklich.» Sind wir. Danke.