Auf den Spuren der Hippie-Krieger

Die verschrobene Militärsatire «The Men Who Stare at Goats» trumpft mit Witz und Stars en masse auf. Mit einem versierteren Regisseur wäre aber noch mehr möglich gewesen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Das ist eine Geschichte wie gemalt für die Coen-Brüder: Ein lebenskriselnder Reporter spürt im Nahen Osten einen Kauz auf, der ihm von seiner Vergangenheit in einer New-Age-Armee erzählt – und davon, wie er daselbst Ziegen durch blosses Anstarren gekillt hat. Mit von der skurrilen Partie: die Coen-Spezis Jeff Bridges und George Clooney sowie Ewan McGregor und Kevin Spacey. Das passt einfach. Oder vielmehr: würde passen. Denn Regie geführt haben bei «The Men Who Stare at Goats» nun mal nicht Joel und Ethan Coen, sondern ein gewisser Grant Heslov. Und das merkt man.

Schön verschroben

Dass man das merkt, ist freilich noch nicht per se schlecht – doch in diesem Fall eben schon eher suboptimal. Zumal bei der so starbestückten Adaption des Sachbuchs (!) von Jon Ronson ein gewisses Potenzial brachliegt und man sich lebhaft vorstellen kann, wie just die Coens selbiges ausgeschöpft hätten. Schön verschroben ist der Film zwar auch so geworden (kein Wunder, bei diesem Stoff!). Und Gala-Auftritte sind gerade von dem beschnauzten George Clooney als Gewährsmann von Reporter Ewan McGregor sowie von dem bezopften Jeff Bridges als Guru der friedliebenden Hippie-Krieger zu verzeichnen. Das mögliche Meisterwerk hat dieser Herr Heslov aus all den auf ebendies hindeutenden Voraussetzungen aber nicht zusammengeschustert. Dem Regie-Azubi ist insbesondere anzulasten, dass seine oft viel zu konventionelle Inszenierung eine eigentliche Spassbremse ist; dass er die ausgelassene Stimmung gelegentlich mit deplatzierten ernsten Tönen tötet; dass er es bisweilen zu Längen kommen lässt; und dass er etwas unkoordiniert auf der Chronologie-Achse hüpft. Letztlich also ganz schön viel und recht Schwerwiegendes, was dem Co-Autor von Clooneys Regiearbeit «Good Night, and Good Luck» da anzulasten wäre. Durchzogen fällt seine Bilanz vor allem im Gegenwartsteil aus; und in diesem hat ungünstigerweise auch noch der wie meist farblose Allerwelts-«Nice Guy» McGregor den Lead inne, während die mimischen Vierzigtönner Bridges und Spacey über weite Abschnitte absent sind. Vergleichsweise unspektakulärer ist hier auch das Ambiente. Statt in der Welt des Paranormalen und schlicht Abnormalen mit dem gerechten Herrscher Bill Django (Bridges) finden wir uns in der irakischen Wüste wieder und werden auf eine Mission mit unbekanntem Ziel und diffuser Motivation geschleppt. Deren Leiter und ursprünglich einziges Mitglied ist der in den Privatsektor gewechselte Ex-Soldat Lyn Cassady (Clooney); im Schlepptau hat er den neuerdings abenteuerlustigen Reporter Bob Wilton (McGregor). Bob ist noch im heimatlichen Ann Arbor auf eine abstruse Story mit Knüllerpotenzial gestossen, auf die Story mit den Ziegen und den Hippie-Kriegern eben. Zwecks Recherche ist er, frisch geschieden und forsch wie nie, sodann erst mal nach Kuwait geflogen. Hier hat er zufälligerweise Lyn getroffen, und alles, was Lyn ihm erzählt, und alles, was Lyn tut, bestärken ihn nun im Glauben, in gastfeindlichen irakischen Gefilden dem Knüller tatsächlich auf der Spur zu sein.

Gewinnen mit Clooney

Was Lyn ihm erzählt, wird in Rückblenden verbildlicht. Das ist der spannendere Teil von «The Men Who Stare at Goats». Hier, irgendwo in Nevada in den Achtzigern, sind die wirklich verrückten Freaks, hier sind die Trips, die Hits, die Gags, und hier sind die Ziegen. Clooney ist auch da. An beiden Orten und in beiden Teilen gibt er zwinkernd, zuckend, zappelnd die überzeichnete Comicfigur und die gewinnende Humorbombe; hüben in der Gegenwart wie drüben in der Vergangenheit ist er aber jeweils bloss erster Nebendarsteller. Das indes macht ihn übers Ganze freilich zum Hauptdarsteller, und mit George Clooney als Hauptdarsteller gewinnt man quasi automatisch die eine oder andere Schlacht. Einige der übrigen Schlachten gehen derweil halt verloren. Unnötig ist das, der ultimative Spielverderber in dieser offenbar gar nicht so unrealen «Top Secret»-Story indes nicht. Fertig gemeckert also.