Amour fou mit Julia und Brad

Endlich vereint: Hollywoods Superstars Julia Roberts und Brad Pitt stehen in der hervorragend gefilmten und recht witzigen Gaunerkomödie «The Mexican» erstmals gemeinsam vor der Kamera.

 

von Sandro Danilo Spadini

Auch wenn die Darsteller Julia Roberts und Brad Pitt heissen, ein Traumpaar geben die hysterische Samantha und der tolpatschige Jerry mitnichten ab. Zwar lieben sich die beiden aufrichtig, doch treibt seine Kunst, sich regelmässig in die unmöglichsten Situation zu manövrieren, sie regelmässig zur Weissglut. Dass eine solche amour fou nicht bloss aufreibend, sondern gar lebensgefährlich sein kann, müssen die beiden erfahren, als Jerry von einem Gangster den Auftrag erhält, in Mexico eine äusserst wertvolle Pistole – die dem Film titelgebende «The Mexican» – abzuholen. Derweil er im Land der Sombreros von einer Katastrophe in die nächste stürzt, wird Samantha auf dem Weg nach Las Vegas von einem philosophierenden und durchaus sympathischen, aber doch professionellen Auftragskiller (brillant: James Gandolfini, «The Sopranos») gekidnappt.

Hollywoods Traumpaar

«The Mexican», der zweite Langspielfilm des ehemaligen Werbefilmers und Videoclip-Regisseurs Gore Verbinski («Mouse Hunt»), vereint zum ersten Mal die beiden Superstars Julia Roberts und Brad Pitt auf der Leinwand. Während diese beiden Namen bei einem etwas anspruchsvollerem Publikum mit einer eher negativen Konnotation behaftet sind, wird für Anhänger des amerikanischen Popcorn-Kinos ein Traum wahr. «The Mexican» steckt jedoch voller Überraschungen, und so werden die Erwartung beider Parteien gewissermassen enttäuscht. Weder gestattet das Drehbuch Roberts und Pitt eine romantische Liebesgeschichte, noch werden die beiden dem Vorurteil gerecht, zwar schöne, aber doch weitgehend untalentierte Schauspieler zu sein. Gewiss wirkt ihr Spiel insbesondere in den gemeinsamen Szenen bisweilen etwas übermotiviert, doch liefern beide während den etwa zwei Stunden Spieldauer genügend Gründe dafür, warum sie es so weit – zu einer Gage von 20 Millionen Dollar pro Film – gebracht haben. Enttäuschte Erwartungen also – eine Enttäuschung ist «The Mexican» aber ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil.

Ästhetische Bilder

Julia Roberts hin, Brad Pitt her. Was Regisseur Gore Verbinski an formalen Kniffen zu bieten hat, überzeugt in jedem Fall. Seine auffallend in Grüntönen gehaltenen Bilder sind von einer ungeheuren visuellen Ästhetik und bauen im Nu eine bei dieser Art von Film so wünschenswerte atmosphärische Dichte auf. Verbinski beweist in seiner Inszenierung zudem ein feines Gespür für das Tempo, welches er zwar grösstenteils durchaus hoch hält, aber auch in den richtigen Momenten zu drosseln weiss. Anders als bei vielen Regisseuren, die der Videoclip- oder Werbefilmszene entstammen, weisen seine Bilder nichts von jener Aufdringlichkeit und oftmals geschmäcklischen Verspieltheit auf, deren einziges Ziel es ist, die Form zum Inhalt zu machen. Zugute kommt Verbinski sicherlich auch ein mit viel Wortwitz gespicktes Drehbuch, welches – wie im Übrigen auch die Ausstattung (etwa durch die Kleidung) – so etwas wie Zeitgeist zu vermitteln vermag. «The Mexican» ist wohl ein auf ein breites Publikum konzipierter Film, welcher aber auch für dem cinephilen Zuschauer einiges zu bieten hat. Julia Roberts und Brad Pitt indes scheinen durchaus Gefallen aneinander gefunden zu haben. Für Oscar-Preisträger Steven Soderberghs («Traffic») Remake von «Ocean’s Eleven» («Frankie und seine Spiessgesellen») stehen die beiden Superstars nun erneut vor der Kamera.