Wie man auch wieder Leben in seine Ehe bringen kann

Die TV-Ikonen Tina Fey («30 Rock») und Steve Carell («The Office») hangeln sich in der spassigen Verwechslungskomödie «Date Night» durch eine mörderische Nacht in New York.

 

von Sandro Danilo Spadini

«Wir sind nur ein langweiliges Paar aus New Jersey», sagt Immobilienmaklerin Claire Foster (Tina Fey) gebetsmühlenartig über sich und ihren Steueranwaltsgatten Phil (Steve Carell). Und dass dies nicht bare Koketterie ist, illustriert Regisseur Shawn Levy im Aufwärmprogramm seiner Komödie «Date Night» ziemlich anschaulich: Ein über Kinderlärm und Smalltalk dahinplätscherndes Eheleben mit kleinen Sorgen, mittlerem Einkommen und grosser Monotonie haben sich die Anfangvierziger da erschaffen – der tückische Routineteufel hat von den Fosters längst Besitz ergriffen. Zur Routine gehört auch die allwöchentliche «Date Night», jener Abend, an dem sich Claire und Phil von den Bälgern freinehmen und zu zweit auswärts essen gehen: im immer gleichen Lokal um die Ecke und stets dasselbe Menü bestellend. Entsprechend kommt es einer Revolution gleich, als Phil eines Date-Abends vorschlägt, zum Dinieren vom öden New Jersey rüber ins actiongeladene New York zu fahren. Und so etwas wie eine Revolution mit Action wird es dann auch. Denn noch ehe die Fosters Nachtisch bestellt haben, werden schon erstmals die Waffen gezückt. Dass es sich bei unserem langweiligen Paar aus Jersey natürlich nicht um die beiden handeln kann, für die sie die Waffenträger halten, hilft jetzt auch nichts mehr: Für die Fosters bricht nun eine jener New Yorker Nächte an, wie sie einst die ebenso unbescholtenen Eheleute Jack Lemmon und Sandy Dennis in der legendären Neil-Simon-Turbulenz «The Out of Towners» erlebt haben – nur ungleich mörderischer wird diese Nacht werden.

Harmonisches Duo

Klassisch ist das also, was sich Drehbuchautor Josh Klausner und Regisseur Shawn Levy da ausgedacht haben. Gerade bei letzterem Namen sollten indes sogleich die kinopolizeilichen Alarmglocken schrillen. Herr Levy hat sich nämlich zeit seiner Karriere derart viele komödiantische Ungeheuerlichkeiten geleistet, dass man zum Brutalosadisten werden und ihn in solider Auge-um-Auge-Ideologie mit der harschesten aller Vergeltungsmassnahmen belegen möchte: ihn an einen Stuhl fesseln und ihm fünfmal nacheinander sein «The Pink Panther»-Remake vorführen. Ob das unlängst in der Tat jemand getan hat, ist unbekannt. Definitiv zeigt sich Levy in «Date Night» aber ein bisschen geläutert und ein wenig verbessert. Auf seiner Wiedergutmachungstour darf er sich freilich auf zwei Hauptdarsteller mit Spassgarantie abstützen. Dass die TV-Ikonen Tina Fey und Steve Carell den Sprung von der Mattscheibe auf die Leinwand mühelos vollziehen würden, stand ausser Frage. Dass die beiden auch miteinander harmonieren würden, musste sich derweil erst weisen. Um es nicht unnötig spannend zu machen: Sie tun es. Und was sie auch tun: noch aus dem schalsten geschriebenen Gag etwas mimisch Spassiges herausholen. Dass das Papier der Hollywood-Komödien-Schreiber so viel geduldiger ist als jenes ihrer ungleich geistreicheren Serienautoren aus «30 Rock» und «The Office», kümmert Fey und Carell einen Feuchten. Da kann ein Herr Klausner noch so einfallslos daherschreiben – mit Tina und Steve ists einfach lustig.

Für Erwachsene

Und Tina und Steve sind hier nicht allein. Wie es bei hoch budgetierten Schwänken üblich geworden ist, laufen im zweiten Glied massenweise Überraschungsstars auf: Mark Wahlberg, Mark Ruffalo, James Franco, Mila Kunis, Ray Liotta. Das ist zwar nicht so beeindruckend wie kürzlich beim Original-«Office»-Chef Ricky Gervais; der hatte in seinem Regiedebüt «The Invention of Lying» etwa Edward Norton, Philip Seymour Hoffman und – in einer ihrer ganz seltenen Kinorollen – Tina Fey höchstpersönlich hinter sich selbst aufmarschieren lassen. Dafür ist «Date Night» mit US-Kopie-«Office»-Chef Steve Carell der gelungenere Film. Erfrischend an ihm ist vor allem das Ignorieren des Trends, Komödien dieses Schlages in den Leads mit hübschen jungen (oder jung wirkenden) Gesichtern zu besetzen. Stattdessen vertraut dieser an ein eher erwachsenes Publikum gerichtete Screwball-Plausch auf zwei Humorbomben im offenkundig mittleren Alter, die sich auf dem Plakat vielleicht nicht ganz so gut machen wie ein Gerard Butler und eine Jennifer Aniston – auf der Leinwand aber umso besser.