The Hot Spot

 

Der ganz grosse Regiewurf sollte Dennis Hopper nach seinem fulminanten Debüt mit dem Hippie-Monument «Easy Rider» zwar versagt bleiben; unter dem halben Dutzend Filme, die das Enfant terrible sodann als Regisseur verantwortete, finden sich nebst Desastern wie den komödiantischen Spätwerken «Catchfire» (1990) und «Chasers» (1994) freilich durchaus noch kräftige Kostproben seines Könnens. Das top besetzte Polizeidrama «Colors» (1988) ist ganz unbestritten eine davon; beim würzig-erotischen Südstaaten-Noir «The Hot Spot» (ebenfalls 1990) sind die Meinungen derweil geteilt – was die Sache aber wie so oft umso interessanter macht. Während die einen die etwas gelackte Ästhetik und nicht zuletzt die Leistungen der Stars Don Johnson und Virginia Madsen bemängelten, feierten andere Hoppers rauen Regieansatz und den Film als Ganzes als prächtiges Revival des Fünfzigerjahre-B-Movies. Und selbst unter den Verantwortungsträgern herrschte eine gewisse Zerrissenheit: So mokierte sich Hopper später etwa über Johnsons komplett aus dem Ruder gelaufene Entourage, und Johnson wiederum fand Hoppers filmemacherischen Ansatz «ein bisschen enttäuschend».

Recht spannend und nicht eben geradlinig ist auch die Entstehung von «The Hot Spot». Bereits in den frühen Sechzigern adaptierte Charles Williams seinen eigenen Roman «Hell Hath No Fury» fürs Kino; geplant war, dass Robert Mitchum in die Rolle des windigen Herumtreibers Harry Madox schlüpft, der eines schwülen Sommertages in einer texanischen Kleinstadt aufkreuzt, um sich als Gebrauchtwagenhändler zu verdingen und als Gigolo zu gebärden. Jahre später stolperte dann Hopper über das noch unverfilmte Skript – laut Johnson offenbar zu einem Zeitpunkt, als sich die Crew schon auf einen Heist-Movie eingestellt hatte, der auf einem Drehbuch von Mike Figgis beruhte. Drei Tage (!) vor Drehbeginn habe Hopper seine Mannschaft dann mit einer recht steilen Planänderung überrumpelt: Nicht Figgis’ Skript sollte verfilmt werden, sondern eben das von Williams. Zu jedermanns Glück fand Johnson als Star und Lebensversicherung des Films die neue Geschichte mindestens so spannend – «das war richtiger Noir!» Herausfordernd waren dann indes auch die Dreharbeiten, die vor Ort in der Gegend um Austin und in einem enorm heissen, dunstigen Sommer über die Bühne gingen. Gerade diese schwitzige Atmosphäre ist es freilich, die «The Hot Spot» seine besondere Note gibt. Das heisst: neben dem grossartigen Jazzsoundtrack, den sonnigen Bildern des Schweizer Kameramanns Ueli Steiger und den kruden Nebenfiguren, die etwa von einer blutjungen Jennifer Connelly und der «Twin Peaks»- und «Eraserhead»-Ikone Jack Nance verkörpert werden. Sich über stattliche 130 Minuten ausbreitend und adäquat hitzebedingt bisweilen auch schleppend, ist Hoppers vorletzte Regiearbeit so allen Makeln und Macken zum Trotz ein Film voller erinnerungswürdiger Szenen: ein sündhaft attraktiv ausschauendes Unikum, dem nicht viel fehlt zu meisterhafter Grösse.