Rectify

 

19 Jahre hat Daniel Holden (Aden Young) wegen des Mordes an seiner Highschool-Freundin in der Todeszelle gesessen. Nun wird der Mittdreissiger von einer DNA-Analyse entlastet und kommt frei. Als zutiefst verstörter Mann kehrt Daniel heim in eine Kleinstadt im Bundesstaat Georgia. Der Weg zurück ist steinig: Seine Mutter hat wieder geheiratet und eine neue Familie, die ihm nicht restlos wohlgesinnt ist. Und der Staatsanwalt ist nach wie vor von Daniels Schuld überzeugt und ermittelt mit dem örtlichen Sheriff weiterhin gegen ihn. Dass sich Daniel selbst an die Ereignisse jener verhängnisvollen Nacht nicht mehr erinnern kann, verkompliziert die Sache zusätzlich.

«Rectify» (2013–2016) war eine der erstaunlichsten (und bestbewerteten) Serien der letzten Jahre, die freilich etwas unter dem Radar lief. Über 30 Folgen und 4 Staffeln schildert sie in überaus ruhigem Ton und mit sicherem Gespür für die Befindlichkeiten in der amerikanischen Provinz die Wiedereingliederung einer verlorenen Seele, die einstweilen wohl frei ist, aber wohl für ewig gebrochen sein wird. Ihre Kraft und ihre Stärke bezieht die in bittersüsse Schönheit getauchte Serie daraus, dass sie nicht die Konfrontation sucht, sondern nüchtern und in allen erdenklichen Grautönen zu zeigen versucht, wie solch eine Tragödie und deren Aufarbeitung unbescholtene, gewöhnliche Menschen in einen permanenten Ausnahmezustand der Verwirrung versetzen. Keine der extrem lebensnah dargestellten Figuren ist beim Versuch, zur Normalität zurückzufinden, frei von Fehlern; doch vielleicht gerade wegen ihrer gelegentlichen Irrtümer und Irrationalitäten hinterlassen sämtliche Figuren einen vereinnahmenden und jedenfalls bleibenden Eindruck. Elegant inszeniert, intelligent erzählt und clever konstruiert, ist «Rectify» so eine hypnotisch-tiefgründige und zum kontemplativen Sinnieren einladende Ode an die Menschlichkeit, die ihresgleichen sucht und den geduldigen Zuschauer sehr, sehr reich belohnt.