Schöne und herzerwärmende Bescherung

Drehbuchautor Richard Curtis führt in seinem Regiedebüt «Love Actually» Hugh Grant und ein gutes Dutzend weiterer Stars zu einem bunten weihnächtlichen Liebesreigen zusammen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Er ist der ungekrönte «King of (Romantic) Comedy»: Richard Curtis, Drehbuchautor der grossen britischen Komödienhits «Four Weddings and a Funeral», «Notting Hill» und «Bridget Jones’s Diary». Klar, dass da die Stars in Scharen angelaufen kommen, wenn dieser Mann nun erstmals auch auf dem Regiestuhl Platz nimmt. Und natürlich ist auch Curtis’ Lieblingsschauspieler Hugh Grant zur Stelle, um dessen Pointen mit unnachahmlichen Charme und Charisma zur vollen Entfaltung zu bringen und sich merklich des munteren Leinwandtreibens seiner prominenten Kollegen zu erfreuen. Denn in derart guter Gesellschaft wie in Curtis’ zuckersüsser, witziger, romantischer, teils kitschiger (na und?), bisweilen anrührender und vor allem wunderschöner Weihnachtskomödie «Love Actually» hat sich selbst der Glamour gewohnte Grant selten befunden: Nebst dem ausdrucksstarken Superstars buhlen ausgewiesene Ausnahmekönnerinnen (Emma Thompson, Laura Linney), aufstrebende Jungstars (Keira Knightley, Martine McCutcheon), kantige Altstars (Alan Rickman, Billy Nighy), sympathische Durchschnittstypen (Colin Firth, Liam Neeson), internationale Hoffnungsträger (Heike Makatsch, Chiwetel Ejiofor), ein beliebter Komiker (Rowan Atkinson), ein amerikanischer Haudegen (Billy Bob Thronton) und nochmals ein halbes Dutzend schillernder Gäste (u.a. Claudia Schiffer und Denise Richards) um die Gunst des Publikums – und gewinnen sie mit vereinten Kräften.
 
Ein bunter Liebesreigen

Im «Short Cuts»-Stil entwickelt Curtis während mehr als zwei Stunden ein lässig und lose nebeneinander laufendes Handlungsgeflecht aus Geschichten, in welchen es fast ausschliesslich nur um das eine geht: um Liebe, Liebe, Liebe. «All You Need Is Love» – schon verstanden, Mr. Curtis. Es ist Weihnachtszeit in London, und die Protagonisten von «Love Actually» verlieben sich, schwören sich ewige Liebe oder werden sich ihrer Liebe wieder bewusst. Sei es ein 11-jähriger Junge, eine portugiesische Putzfrau, ein verklemmter Erotikfilmdarsteller oder gar der britische Premierminister – sie alle geraten ins Träumen, ins Schwelgen, sie hoffen, sie bangen, sie begehren, sie verzehren sich und sehnen sich nach der grossen Liebe, und wieder träumen sie und schwelgen sie. Die Ausnahme macht da eigentlich nur der abgehalfterte, zu einem absurden Comeback ansetzende Schlagersänger, umwerfend komisch gespielt von Billy Nighy, dem Curtis anstelle eines amourösen Abenteuers die besten Gags des Films ins Skript geschrieben hat. Und Hugh Grant? Der spielt den Premierminister so wie alle anderen Hugh-Grant-Rollen, und das ist gut so. Niemals darf es diesem begnadeten Komödianten einfallen, sich neu zu orientieren. Bis an sein Lebensende darf er uns mit seinem immer gleichen verwirrten, seinem immer gleichen verliebten und seinem immer gleichen blasierten Gesichtsausdruck entgegentreten. Hugh Grant soll so bleiben, wie er ist, denn so, wie er ist, ist er einfach grandios.

Sicheres Gespür für Pointen

Die Stars sind das eine. Sie sind alle glänzend aufgelegt, und es macht einen Heidenspass, ihnen bei der Ausübung ihrer Arbeit zuzuschauen. Was «Love Actually» letztlich aber auf eine Stufe mit den anderen aus Curtis’ Feder stammenden Brit-Hits bringt, ist das mit Geschichten und Geschichtchen proppenvolle Drehbuch. Hier macht Richard Curtis keiner etwas vor, zumal sein Gespür für Pointen, für den richtigen Ton, für Zeitgeist schlicht einmalig ist und seinesgleichen sucht in einem Genre, das insbesondere von Hollywood fast nur noch mit austauschbarer, lustloser Dutzendware bedient wird. Curtis weiss einfach, welche Hebel er in Bewegung zu setzen hat, damit es einem warm ums Herz wird, und versteht es gleichzeitig, immer wieder präzise, intelligente und auch nachdenklichere Beobachtungen menschlichen Verhaltens in seine Sketchparade einzubauen. «Love Actually» ist so lecker wie hausgemachte und mit viel Liebe zubereitete Weihnachtskekse mit einer grosszügigen Portion Zuckerguss: Nicht alle sind perfekt geraten, und ein bisschen süss sind sie vielleicht auch, aber wenigstens einmal im Jahr, zumal zum Fest der Liebe, sollte man sich schliesslich zurücklehnen dürfen und einfach nur geniessen.