Wer ist hier der Boss?

Der alte Haudegen Dennis Quaid und die beiden Shootingstars Topher Grace und Scarlett Johansson sind die spielfreudigen Stars der luftigleichten wie feinsinnigen Komödie «In Good Company».

 

von Sandro Danilo Spadini

Dan Foreman (Dennis Quaid) steht mit seinen 51 Jahren eigentlich im Zenit seines Schaffens. Als Anzeigenleiter eines Sportmagazins hat er seine Meriten zwar längst erworben, doch Tatendurst und Machthunger sind unvermindert ungestillt. Auch im Privaten stimmt Dans Bilanz: Auf der Haben-Seite sind ein nettes Haus, eine hübsche Frau und zwei bezaubernde Töchter verbucht. Vorzugsweise operiert dieser Mr. Foreman mit einem eher konservativen Risikomanagement, was sich im trauten Heim etwa in einer übertriebenen Bevaterung seiner Sprösslinge äussert. Im Job sieht sich Dan derweil gerne als alten Hasen – oder noch lieber, Alter und professionelle Potenz gebührend markierend, als Dinosaurier. Etwas müssten diese Riesenviecher schliesslich richtig gemacht haben, hätten sie doch lange genug die Welt regiert, pflegt er zu betonen. Ja, ja, lieber Dan, stimmt schon, aber jetzt pass auf! Denn jetzt kommt Carter Duryea. Und dieser «Hot Shot» hüpft mit seinen 26 Lenzen ungleich agiler auf der Überholspur rum als Dino-Dan.

Fast klare Fronten

Carter (Topher Grace) ist einer dieser hassenswerten Menschen, die so ungemein dynamisch daherkommen, erfolgreich natürlich auch, und bei alledem noch verdammt gut ausschauen. Ein Winner durch und durch. Traumfrau, Traumhaus, Traumjob und Traumporsche darf er, klare Sache, bereits sein Eigen nennen, doch ist auch das noch zu toppen – namentlich mit Dans Job und Dans älterer Tochter (Scarlett Johansson). Die Fronten scheinen hier also klar gezogen: Jung gegen Alt, Yuppie gegen Haudegen, Innovation gegen Tradition, Phrasendrescherei gegen Klartext, Böse gegen Gut. Dass dieser Carter nicht annähernd so schnöselig und skrupellos ist wie so mancher Havanna paffender Genosse seines Alters, macht die Sache indes ein wenig komplizierter und umso interessanter. Ja, dieser Carter ist sogar ein richtig Sympathischer, ein wenig unbeholfen bisweilen vielleicht, aber lernwillig und durchaus mit Skrupel behaftet, wenn wieder mal jemand auf sein Geheiss die Reise in die Wüste antreten muss. Und mit Dan gibt es zwar Reibereien bzw. – Achtung Neudeutsch! – Friktionen, doch insgesamt wird da auf derselben Wellenlänge gefunkt – zumal mit der Zeit und wenigstens so lange, bis Amor seinen Pfeil denkbar ungünstig platziert.

Keine Mogelpackung

Man braucht Regisseur Paul Weitz, der mit Bruder Chris einst den ersten «American Pie» buk und alsdann den Nick-Hornby-Roman «About a Boy» so schmackhaft adaptierte, bestimmt keinen Originalitätspreis mit der Post zu schicken für diese herzliche, über weiteste Strecken luftigleichte und in vorhersehbaren Bahnen verlaufende Komödie, deren romantisches Element nur wenig überzeugen will. Ein kleines Kränzchen winden darf man ihm aber schon, ist dies doch mehr als bloss ein klamaukiger Hahnenkampf am Arbeitsplatz, der mit deftiger Hausmannskost und einem reichhaltigen Klischee-Angebot lockt. Gewiss ist «In Good Company» keine Vorladung zur Verhandlung über Ethos in der von Turbo-Kapitalismus und Globalisierungswahn verseuchten Arbeitswelt. Fast unbemerkt, mit feinem Gespür versteht es Weitz indes, da und dort die eine oder andere kritisch und satirisch würzige Duftmarke zu setzen und auf Entlarvungsjagd zu gehen. So etwa, wenn unter dem Applaus der Speichellecker und Duckmäuser wieder einmal in schauerlichstem Marketing-Kauderwelsch von Synergien, Restrukturierungen, Reorganisierungen und Vernetzungen gelabert wird und per saldo nur gemeint ist, dass der Mensch nichts weiter mehr ist als, pfui, Humankapital. Einzelschicksale werden hier wohl nur oberflächlich gestreift und zudem mit Komik entschärft, doch wenn am Ende ausgerechnet der widerlichste Yuppie-Heini zerknirscht konstatieren muss, dass alles so willkürlich scheint, wird schon offenbar, dass sich Weitz einen oder zwei Gedanken zum Thema gemacht hat. Anders wäre es denn auch nicht zu erklären, dass sich ein etablierter Kämpe wie Dennis Quaid und mit Shootingstar Topher Grace und Fräuleinwunder Scarlett Johansson zwei der kommenden Superstars Hollywoods vor Weitz’ Karren spannen liessen – und dass sich diese drei sowie das halbe Dutzend profilierter Nebendarsteller derart spielfreudig präsentieren.