Hysterischer Hühnerstall

Mit ihrer Hauptrolle in der so dümmlichen wie einfallslosen romantischen Komödie «Because I Said So» ist die einstige Ikone Diane Keaton nun ganz unten angekommen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Bereits die allerersten Sequenzen der romantischen Komödie «Because I Said So» grenzen in ihrem inszenatorischen Unvermögen an eine Zumutung und liefern einen saubitteren Vorgeschmack auf das, was in dieser filmgewordenen Klischeesammlung noch zu ertragen sein wird. Besser wird es nämlich nicht werden. Nein, nach und nach geht es weiter runter, Szene für Szene werden immer wieder neue, nicht für möglich gehaltene Tiefpunkte erreicht, bis man am Ende nicht mehr ausschliessen möchte, dass das hier von all den miserablen Porentief-rein-Plastikstreifen, die Hollywood in den letzten Jahren aus diesem Genre ausgestossen hat, vielleicht sogar der hundsmiserabelste ist. Mag in solch harten Worten auch eine Menge Frust darüber mitspielen, dass sich Ex-Ikone Diane Keaton hier abermals bis auf die Knochen blamiert: Eine überharsche Rüge für die Drehbuchautorinnen Karen Leigh Hopkins («Stepmom») und Jessie Nelson («I Am Sam») sowie Regisseur Michael Lehmann («Heathers») ist allemal angezeigt.

Klischee um Klischee

Derweil Lehmann rein gar nichts tut, um wenigstens das Gröbste auszubügeln, und bloss mit regietechnischen Schnarcheffekten wie Split Screen bei Telefonaten aufzuwarten vermag, haben die Schmonzes-Spezialistinnen Hopkins und Nelson ein Skript verfasst, das ebenso gut vom Zufallsgenerator eines Computer-Drehbuchbaukastens stammen könnte. Ohne sich irgendwelche Gedanken in Richtung Glaubwürdigkeit, Originalität und Witzigkeit zu machen, erzählen sie die Geschichte einer überfürsorglichen Mutter (Keaton), die sich allzu viele Sorgen um das Liebesglück ihrer jüngsten Tochter (okay: Mandy Moore) macht und auch ihre anderen beiden Sprösslinge (dekorativ: Lauren Graham und Piper Perabo) stets auf dem Radar hat. Um das noch partnerlose Kind endlich in festen Händen zu sehen, schaltet Frau Mutter eigenmächtig ein Inserat bei einer Online-Partnervermittlung. Die sich darauf meldenden Kandidaten interviewt sie gleich selbst, was den Filmemachern Gelegenheit gibt, sich in einer restlos humorfreien Montage über allerlei Randgruppen und Restposten der freien Liebeswirtschaft lustig zu machen. Nachdem man sich darob fertig gekugelt hat, stehen dann aber sogar zwei valable Kandidaten für die in ihrem Job ungemein begabte (Klischee 1), ansonsten aber so ungeschickte (Klischee 12) Singlefrau bereit: ein Schleimsack von einem Architekten (Tom Everett Scott), der sich kultiviert gibt, aber eigentlich ein neureicher Blödian ist (Klischee 26), und ein charmanter Gitarrist (Gabriel Macht), der eine super soziale Ader hat (Klischee 39) und sich als Alleinerziehender total lieb um einen blonden Sohnemann kümmert (Klischee 528). Um zu verdeutlichen, wer von den beiden jeweils alternierend zum Stich kommenden Jungs der bessere ist, wird zwar auf jedwede Subtilität verzichtet. Da jedoch sowohl die permanent intervenierende Alte, für die es zum Schluss natürlich ebenfalls noch einen Kerl absetzt, als auch ihre Tochter ein bisschen blöd sind, wird zunächst einmal der Falsche vergrault und so das sich gefühlte Stunden im Voraus ankündigende Happy End aber so was von unnötig hinausgezögert.

Hund und Bengel

Wie Keaton, sich gewohnt belehrend gebend und in ihre fragwürdigen maskulinen Outfits gewandet, hier krampfhaft versucht, auf hip und jung zu machen, ist eine kaum auszuhaltende Peinlichkeit und wird nur noch von der Einfallslosigkeit der Filmemacher unterboten. Deren Konzept beruht darauf, die überkandidelten Hühner in pseudopointierten Dialogen hysterisch schnell durcheinander quasseln zu lassen und die Szene dann mit einer nachdenklichen, von sülziger Musik untermalten Note abzuschliessen. Weil ihnen dabei nicht im Entferntesten etwas Lustiges in den Sinn gekommen ist (nein, Torte im Gesicht oder beim Lachen grunzende Barbie-Beautys reichen nicht ganz), haben sie quasi als Notnägel noch einen Hund und einen (vor)lauten Bengel aufgeboten. Bravo! Anlocken möchte man mit solcherlei ausdrücklich ein weibliches Publikum. Etwas dermassen Dümmliches und Biederes als Frauenfilm zu bezeichnen, käme indes einer einzigen Beleidigung dieses Geschlechts gleich.