Monströser Blödsinn

Mit der Komödie «Monster-in-Law» hat sich Jane Fonda für ihr Comeback nach 15-jähriger Kinoabstinenz ein unsäglich belangloses und beklemmend unlustiges Projekt ausgesucht.

 

von Sandro Danilo Spadini

Keine verblasste Schönheit, keine vergifteten Kinokassen, keine verhängnisvollen Feindschaften: Als eine der ganz wenigen Vertreterinnen ihrer Gilde hat sich Jane Fonda einst aus völlig freien Stücken von den Leinwänden der Lichtspielhäuser verabschiedet und sich damit auch aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zurückgezogen. 1990 drehte sie noch das Drama «Stanley & Iris», und fortan ward sie nicht mehr gesehen – sie, die als zweifache Oscar-Preisträgerin anders als etwa Sharon Stone, Demi Moore oder Meg Ryan nicht zu jenen Fliegengewichten zählte, denen gleichzeitig mit dem Sex-Appeal auch die Karriere abhandenkommt. Unlust war es wohl, die sie den Rückzug antreten liess. Oder das Bedürfnis, sich mehr um Soziales, Politisches und die Familie zu kümmern. Und weil sie mit dem milliardenschweren Medienmogul Ted Turner verheiratet war, gab es trotzdem noch regelmässig was Warmes auf den Tisch.

Misslungenes Comeback

Seit knapp vier Jahren indes ist die gegenüber rechtem Gedankengut inzwischen durchaus aufgeschlossene einstige Vietnam-Krieg-Gegnerin die Ex-Gattin von Ted Turner; dass finanzielle Nöte den Ausschlag für das nun zu begutachtende Comeback gegeben haben, darf gleichwohl ausgeschlossen werden. Die Lektüre des Skripts zu «Monster-in-Law» wird sie andererseits auch kaum zur Rückkehr bewogen haben. Waren es folglich also doch die cineastischen Leistungsausweise ihres Regisseurs Robert Luketic («Naturally Blonde») und ihres Co-Stars Jennifer Lopez, die auf Fonda so unwiderstehlich gewirkt haben? Na ja, eigentlich ebenfalls wenig wahrscheinlich. Doch wie dem auch sei. Aus irgendeinem Grund ist Jane Fonda nun jedenfalls wieder da. Und da Comebacks im Grunde ja was ganz Schönes sein könnten, ist man als Kinobesucher quasi reflexartig geneigt, sogleich seinen Sitznachbarn zu stupsen und ihm ins Ohr zu flüstern, was für eine Klassefrau und Klasseschauspielerin die Fonda noch immer ist. Reifer, gewiss, aber besser denn je. Ungemein präsent auch, schillernd, atemberaubend, zum Niederknien. Ach, und überhaupt: Ein super spassiger Film ist das, nicht wahr? Doch stopp! Wie nicht erst seit Björn Borg oder den Sex Pistols bekannt ist, sind Comebacks oftmals leider doch nicht gar so erquicklich. Und so gibt es denn auch mit Jane Fonda und «Monster-in-Law» ein klitzekleines Problem: War alles gelogen, was da der imaginäre Sitznachbar soeben zu hören gekriegt hat. Frau Fonda ist bei ihrem Comeback eine Plage, und der Film taugt nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts.

Stereotypen allenthalben

Dass die mittlerweile 67-Jährige so gehörig auf den Keks geht, liegt aber auch an ihrer Figur, dieser mühsam überdrehten Ex-Fernsehikone, die ihrer so putzig-süssen Schwiegertochter in spe (Lopez) das Leben zur Hölle macht, weil sie ihren Sohn («Alias»-Beau Michael Vartan) noch nicht in den Ehehafen einlaufen sehen will. Wenngleich Sinn und Unsinn einer solchen Geschichte allemal diskutabel sind, ist dies doch immerhin eine Konstellation, aus der ein reiferer Regisseur sehr wohl eine mit schwarzhumorigen Gemein- und Bosheiten gewürzte Satire hätte entwickeln können. Bei Robert Luketic jedoch sind die jeweiligen Sabotageversuche und sonstigen Scharmützel nur gemein und boshaft und deshalb auch nur selten wirklich witzig; dies nun aber hat notabene mehr mit einer humortechnischen Geschmacksverirrung als mit erhöhter Risikobereitschaft zu tun, zumal das Risiko hier dermassen gescheut wird, dass der Teufel darob wie ein Weihwasser-Junkie erscheinen muss. Kein Wunder also, mag Luketic so lange keine Ruhe geben, bis nicht jede erdenkliche Irrung und Wirrung aus dem Handbuch für Popcorn-Schwänke absolviert ist und bis nicht jeder erdenkliche Komödien-Stereotyp seine Visitenkarte abgegeben hat. Derweil Michael Vartan dabei wenigstens nicht unangenehm auffällt und einfach irgendwie auch noch da ist – für schön, sozusagen -, stellt Jennifer Lopez mit ihrer ein Höchstmass an Unglaubwürdigkeit erreichenden Darstellung abermals ein handfestes Ärgernis dar; und so langsam wird es nun peinlich mit den Kino-Ambitionen der Latina, gibt es doch in «Monster-in-Law» Möbelstücke, die mehr schauspielerisches Talent besitzen als J.Lo. Doch was solls. Es gibt ja auch Jane-Fonda-Aerobicvideos, die künstlerisch hochstehender sind als dieser entsetzlich dumme, unfassbar langweilige und beklemmend schlechte Film.