Parodieren, bis die Polizei kommt

Als ob Monty Python und Jerry Bruckheimer gemeinsame Sache gemacht hätten: In der aberwitzigen britischen Actionkomödie «Hot Fuzz» ist alles erlaubt, was Spass macht.

 

von Sandro Danilo Spadini

Man könnte meinen, die Zeit sei noch nicht reif für ein Revival des Subgenres Polizeifilm-Persiflage. Und wer das meint, hat im Grunde ja Recht. In zu ungünstiger Erinnerung sind noch all diese «Police Academy»-Filme und all die mit all diesen «Police Academy»-Filmen verwandten Streifen. Wenn sich aber wie nun Humoriges aus britischen Landen anbahnt, sollte man für alles und also selbst in Bezug auf die für übelste Kalauereien so anfällige Polizeifilm-Persiflage «open-minded» sein. Und wenn dann auch noch die Troika Edgar Wright/Simon Pegg/Nick Frost hinter einem solchen Projekt steckt, muss das alte Helmi-Konzept «Augen auf, Ohren auf» erst recht gelten. Die Herren Wright (Regie/Skript), Pegg (Skript/Darsteller) und Frost (Darsteller) waren es nämlich, die uns unlängst mit der ziemlich legendären Zombiefilm-Parodie «Shaun of the Dead» behelligt und belustigt haben. Von ihrem jüngsten, «Hot Fuzz» getauften Projekt darf folglich einiges erwartet werden.

Kapriolen im Kaff

Und fürwahr: Die Troika des Blöd-Wahnsinns enttäuscht nicht. Ihr neuster Streich nimmt sich in etwa so aus, als ob Monty Python mit Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer zusammengespannt hätten. Konsequenz: Die mit britischer Kunstfertigkeit provozierten Lachsalven streiten sich mit dem auf Hollywood-Standard gewuchteten Actionfeuerwerk um die Vorherrschaft im Dezibeldepartement. Beheimatet ist «Hot Fuzz» in einem Nest in der Grafschaft Gloucestershire, das den Namen Sandford trägt, aber ebenso gut Stepford heissen könnte. Denn wie die Einheimischen aus dem Horrorklassiker «The Stepford Wives» haben auch die Bewohner Sandfords einige Leichen im Keller und nicht alle Tassen im Schrank. Dass die Uhren hier anders und die Leute nicht richtig ticken, erfährt der in die Provinz entsandte Londoner Super-Cop Nicholas Angel (Pegg) bereits am Tag seiner Ankunft. Kein Wunder, hat Sandford mehrfach die Auszeichnung als friedlichste Stadt Englands gewonnen, wenn die lokalen Gesetzeswächter ihren Job nicht machen, denkt sich Angel und buchtet schon vor Dienstantritt das halbe Kaff wegen öffentlichen Urinierens und anderer Kavaliersdelikte ein. Dass der von ihm in die Zelle gesteckte Danny (Frost) tags darauf in Polizeiuniform als sein neuer Partner vor ihm steht, mag den bierernsten Preiselbeersaft-Trinker zwar verwundern, ihm aber keineswegs ein Lächeln entlocken. Denn Nicholas Angel lächelt nicht, und auch alle anderen – ausser dem Publikum – werden in der Folge nichts mehr zu schmunzeln haben. Mit der Ruhe ist es in Sandford nämlich spätestens dann vorbei, als der Leiter der Theatergruppe samt Geliebter in ziemlich üblem und vor allem sehr totem Zustand aufgefunden wird. Der grossstadtgestählte Einzelkämpferbulle Angel vermutet natürlich instinktiv grob widerrechtliche Hintergründe, steht mit dieser Meinung aber alleine da. Auch die reichlich unnatürlichen Umstände, die bald darauf zum Ableben einer Reihe weiterer Dorf-Exponenten führen, vermögen die Friede-Freude-Eierkuchen-Kommune nicht umzustimmen. In Sandford hat die Welt schliesslich noch heil zu sein, und wer das infrage stellt, Herr Angel, kriegt eins aufs Dach.

Doppelte Rehabilitation

Gespickt mit Filmzitaten von «Chinatown» bis «Bad Boys» und gewürzt mit Gastauftritten etwa von «Lord of the Rings»-Regisseur Peter Jackson oder Filmgöttin Cate Blanchett, ist «Hot Fuzz» nebst einer unschlagbar witzigen Komödie und einem nicht unspannenden Actionkrimi auch eine Reise durch die jüngere Kinogeschichte. Mitgemacht haben diesen verrückten Trip einige der illustersten Namen des Brit-Kinos. Derweil Leute wie Paddy Considine, Jim Broadbent oder Bill Nighy die erwartete Bereicherung zu den beiden Leads darstellen, verblüfft der Shakespeare-erprobte Bond-Versager Timothy Dalton in der Rolle des Dorfbonzen mit einer komödiantischen Höchstleistung und rehabilitiert sich so spät für seine beiden lausigen 007-Darstellungen aus den Achtzigern. Rehabilitiert wird mit dem zunächst mehr gag-, hernach mehr actionintensiven Ganzen auch das Subgenre der Polizeifilm-Persiflage – was jetzt aber nicht heissen soll, dass wir auf «Police Academy 9» warten.