In den Fängen des schönen Biestes

Mit der recht originellen und bewusst trashigen Komödie «One night at McCool’s» feiert der niederländische Regisseur Harald Zwart dank einer illustren und gut aufgelegten Starbesetzung ein gelungenes amerikanisches Spielfilmdebüt.

 

von Sandro Danilo Spadini

Das Leben der drei recht einfältigen männlichen Protagonisten von «One Night at McCool’s»  war einmal so einfach. Randy (Matt Dillon) verdingte sich als Barkeeper, sein verheirateter Cousin Carl (Paul Reiser) kletterte die Karriereleiter einer grossen Anwaltskanzlei hoch und der beleibte Polizist Dehling (John Goodman) ehrte das Andenken seiner verstorbenen Frau und ging gewissenhaft seinem Job nach. Eine Nacht bei McCool’s ändert jedoch alles. Der Grund für das Ende des beschaulichen Daseins trägt kurze, hautenge Kleidchen, hat ein Gesicht wie ein Engel und heisst Jewel (Liv Tyler).

Originelle Erzählweise

Aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt der niederländische Regisseur Harald Zwart recht originell die turbulenten Erlebnisse der drei liebestrunkenen Hinterwäldler mit der Femme fatale Jewel. Derweil Randy einen lüsternen und jovialen Serienkiller (Michael Douglas) instruiert, suchen Carl bei einer Psychiaterin und Dehling bei einem Priester Rat. Das Erzählen einer Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln mag zwar seit den Tarantino-Filmen nicht mehr der allerletzte Schrei sein, im Falle von «One Night at McCool’s» vermag der Regisseur dieser inzwischen recht gängigen Erzählweise jedoch einige durchaus reizvolle Facetten abzugewinnen. So berücksichtigt Zwart bei den jeweiligen Schilderungen die Egoismen der Protagonisten und variiert dadurch seine Geschichte in zwar kleinen, aber meist witzigen Details. Interessant und absolut freiwillig komisch auch wie Zwart den klassischen film-noir-Topos durch eine bewusst billige Inszenierung in Bild und Ton kontrastiert. Zu bemängeln ist dabei lediglich, dass es dieser eigenwilligen Regie zuweilen etwas an letzter Konsequenz mangelt. Mitunter wünscht man sich, dass Zwart dort, wo er im Konventionellen verharrt, durchaus noch einen Schritt weiter gegangen wäre und seinem ohnehin schon trashigem und beinahe comichaftem Film noch ein Paar Skurilitäten hinzugefügt hätte. So jedoch ist zu bezweifeln, dass «One Night at McCool’s» den Status eines sogenannten Kultfilms erreichen wird, obgleich bei dem dieser Tage geradezu inflationären Gebrauch dieses Begriffes sich eine solche Einschätzung bestimmt an der einen oder anderen Stelle durchsetzen wird.

Pluspunkt Besetzung

Was «One Night at McCool’s» letztlich sehenswert macht, ist die hervorragende Besetzung. Die atemberaubende Liv Tyler überzeugt nicht bloss – wie oft zuvor in ihrer noch jungen Karriere – durch ihre herausragenden optischen Reize, sondern auch in der Darstellung der lasziven, bisweilen aber auch heiligen Hure Jewel. Das Komödien erfahrene Trio Dillon («There’s Something about Mary»), Goodman («The Big Lebowsky) und Reiser («Beverly Hills Cop») spielt auf der anderen Seite seine ganze Routine aus. Die Entdeckung des Films ist jedoch Michael Douglas, der auch als Produzent fungiert. Wie schon in «Wonder Boys» offenbart der lange Zeit in seiner Rollenwahl stark eingeschränkte Superstar sein grosses komödiantisches Talent. Und seine haarsträubende Elvis-Tolle lohnt den Besuch von «One Night at McCool’s» allemal.