von Sandro Danilo Spadini
Kinoversionen von Fernsehserien aus den Siebziger Jahren haben in Hollywood Hochkonjunktur. Ob Simon Templar in «The Saint» (Phillip Noyce, 1996), Ethan Hunt in «Mission: Impossible» (Brian
de Palma, 1996) oder Emma Peel und John Steed in «Mit Schirm, Charme und Melone» (Jeremiah Chechik, 1998) – die TV-Helden jener Zeit haben alle in der jüngeren Vergangenheit ihr Comeback im Kino
gefeiert. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis auch die «3 Engel für Charlie» zurückkehren werden. Nun sind die drei Schönen also endlich wieder da – und wie!
Sensationeller Start
Lange Zeit galten Verfilmungen von populären TV-Serien als todsichere Kassenerfolge. Nach den kapitalen Flops von «The Saint» und «Mit Schirm, Charme und Melone» sind die Hollywood-Produzenten
jedoch vorsichtig geworden. Mit grosser Skepsis sah man denn auch der geplanten Kinoversion von «Charlie's Angels» entgegen. Nicht wenige Filmkenner prophezeiten diesem äusserst kostspieligen Projekt eine schmerzhafte Bauchlandung.
Die Realität liest sich freilich anders: Über 40 Millionen Dollar spielte «3 Engel für Charlie» am ersten Wochenende in den USA ein und legte damit den zweitbesten Kinostart dieser Saison hin. Wo
liegen die Gründe für den sensationellen Erfolg? Womöglich haben die Experten einfach das bezaubernde Lächeln von Cameron Diaz, den Schmollmund von Drew Barrymore und den stechenden Blick von
Lucy Liu unterschätzt. Diese drei Traumfrauen sind nämlich die Engel 2000, die im Auftrag des ominösen Charlie auf Verbrecherjagd gehen und sich dabei als absolute Idealbesetzung erweisen.
Das beinahe schon legendäre Hickhack, das es um das Ausfüllen der dritten Hauptrolle gab (Barrymore und Diaz waren von Beginn an gesetzt), wird mit der Wahl von Lucy Liu, der scharfzüngigen Ling
aus «Ally McBeal», im Nachhinein völlig gerechtfertigt. Gerade sie ist es, die mit ihrer unnachahmlichen Art, dem Trio das gewisse Etwas verleiht.
Grösser, schneller, lauter
Regisseur McG orientierte sich bei seinem Debüt ausgerechnet am Megaflop «Mit Schirm, Charme und Melone», indem er seiner «Engel»-Version eine gehörige Portion Humor beifügte. Hinzu kommen sexy
Outfits, knallige, bunte Farben, ein fetziger Soundtrack und viel, viel Action. Die Devise lautet ganz eindeutig: Grösser, schneller, lauter. Verweise auf «The Matrix», vor allem bei den mit dem
Wort temporeich nur unzureichend beschriebenen Kampfszenen, sind unübersehbar. Dass McG vormals Werbe- und Videoclip-Regisseur war, ist beinahe müssig zu erwähnen. Sein Film wirkt wie ein
überlanges Musikvideo, dessen Story weder sonderlich originell noch allzu logisch ist, das aber nichtsdestotrotz ganz ansehnlich zu unterhalten vermag.