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Ben Stiller und Drew Barrymore verzweifeln in der grösstenteils grobschlächtigen und stellenweise schwarzhumorigen Komödie «Duplex» an ihrer steinalten wie nervtötenden Obermieterin.

 

von Sandro Danilo Spadini

Es war ein künstlerisches und noch viel mehr finanzielles Fiasko, das Danny DeVito mit seiner fünften Regiearbeit »Death to Smoochy» vor rund zwei Jahren einem betont spärlich erschienenen Kinopublikum präsentierte. Trotz einer Besetzung mit Edward Norton, Robin Williams und seiner eigenen buchstäblichen Wenigkeit setzte DeVito sein 55-Millionen-Dollar-Projekt so etwas von in den Sand, dass ihm eigentlich die Lizenz zum Filmemachen auf Lebzeiten entzogen gehört. Nur gerade ein Jahr später reichte der altgediente Starkomiker jedoch bereits den Versuch zur Wiedergutmachung dar. «Duplex» hiess der neue Streich, der mit einem guten Jahr Verspätung und im Gegensatz zum «Smoochy»-Desaster jetzt auch hierzulande in die Kinos kommt. Realisiert mit einem etwas tieferen Budget als der Vorgänger, mit Ben Stiller und Drew Barrymore aber noch immer illuster besetzt, an den US-Kinokassen etwas erfolgreicher als «Death to Smoochy», aber noch immer als Flop zu verbuchen, gelingt es allerdings auch «Duplex» nicht, DeVito als wirklich versierten Regisseur auszuweisen.

Am Rande des Wahnsinns

Für den immer wieder hinausgezögerten Starttermin dürfte zuletzt auch eine gewisse Ben-Stiller-Überdosis verantwortlich gewesen sein. Nach den beiden im Frühjahr bei uns gestarteten Klamotten «Along Came Polly» und «Starsky & Hutch» hatten die Verleiher dankenswerterweise ein Einsehen und wollten das Publikum zumindest vorderhand mit weiteren Eskapaden des New Yorker Scherzkeks verschonen. Nun aber ist die bittere Stunde der Wahrheit gekommen, und Stiller steht gemeinsam mit Drew Barrymore vor der Türe, Einlass suchend in ein etwas renovierungsbedürftiges, aber durchaus schmuckes Duplex-Appartement in Brooklyn. Für das junge Ehepaar Alex und Nancy geht damit eine mühsame Wohnungssuche zu Ende und ein Traum in Erfüllung. Die einzige – freilich ungeahnt bittere – Pille, die es zu schlucken gilt, ist der Umstand, dass im oberen Stockwerk der zweigeschossigen Wohnung eine irisch-katholische Witwe (Eileen Essel) lebt, die der windige Makler aber vorsorglich beschwichtigend als «süsse, kleine alte Lady» bezeichnet. Alt? Und wie! An die 100 Jahre dürfte das rüstige Mütterchen zählen. Klein? Ja, doch, auch, aber wen kümmerts? Süss? Mitnichten! Eine richtig nervtötende Hexe ist dieses senile Satansweib, das mit seiner passiv-aggressiven Art das Yuppie-Paar schon bald an den Rand des Wahnsinns treibt. Gutes Zureden ist in diesem Fall verlorene Liebesmüh, denn die Alte will einfach nicht begreifen, dass Nancy und vor allem Schriftsteller-Ehemann bisweilen ein wenig Ruhe brauchen. Hier scheinen also mit Recht unsentimentalere Massnahmen angezeigt, doch sollte die Zähheit der alten Vogelscheuche nicht unterschätzt werden.

Niedrige Trefferquote

Wie schon in seinem Kinoregiedebüt «Throw Momma from the Train», dem legendären Zweitling «The War of Roses» und auch «Death to Smoochy» lässt DeVito seine Protagonisten einen nicht bloss verbalen Giftpfeil nach dem anderen verschiessen und legitimiert die niederen Gedanken an Blutvergiessen mit der schier grenzenlosen Boshaftigkeit und Niedertracht des Antipoden. In den besten Momenten ist das derb-schwarzhumorig, in den ungleich zahlreicheren schlechteren Momenten einfach nur grobschlächtig. Die meisten Pointen künden sich überdies schon Minuten im Voraus an, sodass am Ende nebst viel Slapstick, sehr viel Krawallkomik und noch mehr Schenkelklopfern nicht mehr viel übrig bleibt. Stiller und Barrymore sind so, wie Stiller und Barrymore halt sind, was je nach Gusto Spass macht oder auch nicht; die Figuren sind mässig originell und noch mässiger sympathisch, erzählt wird eigentlich immer dasselbe, das Formale zeugt von einer eher limitierten Kreativität, und ins Schwarze trifft DeVito in etwa so oft wie Schweizer Fussballer bei einer Europameisterschaft. Unter dem Strich ist «Duplex» so überflüssig, weil durchschnittlich wie die meisten Ben-Stiller-Komödien. Wer sich über nervtötende alte Frauen amüsieren will, sollte sich deshalb lieber den zwar auch nicht übermässig berauschenden, aber insgesamt doch wesentlich unterhaltsameren neuen Coen-Film «The Ladykillers» anschauen und dem Regisseur Danny DeVito damit abermals einen Denkzettel verpassen.