Fortuna und Venus in Las Vegas

Cameron Diaz und Ashton Kutcher spielen die Hauptrollen in der uninspirierten Liebeskomödie «What Happens in Vegas». Dem Publikum zuliebe hätten sie das lieber nicht getan.

 

von Sandro Danilo Spadini

Die gute Nachricht ist, dass Cameron Diaz im August auch schon 36 wird. Gut daran ist, dass sie nach hollywoodscher Zeitrechnung so nur noch maximal vier Jahre hat, um als Schätzchen durch uninspirierte romantische Komödien zu hopsen. Denn Frauen über 40, so hat das Beispiel Meg Ryan gezeigt, wird in der jugendlichkeitsbesessenen Traumfabrik kaum je zugestanden, die Projektionsfläche für liebestrunkene Zuschauerfantasien zu geben. Die schlechte Nachricht ist freilich, dass «Cami» eben doch noch ganze vier Jahre Zeit hat, sich für kinematografische Unannehmlichkeiten der Sorte Kitschklamauk herzugeben. Gemessen an ihrem jüngsten filmischen Fauxpas, können das nämlich noch lange vier Jahre werden.

Verheerender Urteilsspruch

Mit Regisseur Tom Vaughan und Drehbuchautorin Dana Fox standen bei «What Happens in Vegas» zwei relative Frischlinge an vorderster Front in der Verantwortung. Umso verblüffender ist es, dass hier alles dermassen verbraucht wirkt. Vorgeschwebt hat den beiden wohl, etwas im Stil der Hepburn/Tracy-Ehekriegsgeschichten zu machen. Herausgekommen ist indes etwas, das null Originalität hat und stattdessen bloss Uralt-Klischees im Mann-Frau-Konflikt aufwärmt (Stichwort Toilettensitz). Ausgangspunkt eines regelrechten Turbulenzenterrors ist der alte Las-Vegas-Persilschein «What happens in Vegas stays in Vegas», nach welchem man in der Spielermetropole quasi frei vom richtigen Leben hat und sich ohne Konsequenzen zu gewärtigen praktisch alles erlauben kann. Derweil Vaughan und Fox dies offenbar so verstanden haben, dass man dort auch solch entbehrliche Streifen wie den ihren fabrizieren darf, vertreten ihre beiden Hauptfiguren Joy (Diaz) und Jack (Asthon Kutcher) eine mehr traditionelle Auffassung der uramerikanischen Grenzsportart In-Vegas-die-Sau-Rauslassen. Nachdem sie vom Freund verlassen und er vom Vater gefeuert worden ist, machen sich die zwei mit ihrem jeweiligen Kumpel von New York aus auf zum grossen Vergessensaufen in Nevada. Man trifft sich, man trinkt, und am nächsten Morgen stellt man fest, dass man nicht nur geheiratet, sondern auch 3 Millionen Dollar gewonnen hat. Schnell wird so der mit Blick auf den verkaterten Neo-Partner instinktiv gefasste Gedanke an eine Eheannullierung wieder verworfen – 3 Millionen sind schliesslich nicht nichts. Leider können die beiden sich nun aber wirklich kaum etwas abgewinnen, und deshalb gehts zu Hause in New York doch noch vor Gericht. Hier geraten Joy und Jack in Person eines wertkonservativen Richters freilich an den Falschen – an einen gar, der einen ganz lustigen Urteilsspruch in petto hat: Joy und Jack haben es sechs Monate lang miteinander zu versuchen und als Ehepaar zusammenzuleben; das Geld bleibt unterdessen eingefroren. Na servus!, denken sich die beiden und hecken im Streben nach ungeteiltem Reichtum schon mal Missetaten aus, die den anderen in die millionenschwere Scheidung treiben sollen.

Unzulänglichkeiten allenthalben

Eingedenk all dessen kommen in einem öfter, als einem lieb sein kann, wohlweislich verdrängte Erinnerungen an die ähnlich konzipierte und mindestens so unerquickliche Komödie «How to Lose a Guy in 10 Days» auf, die mit «What Happens in Vegas...» manche Unzulänglichkeit teilt – so etwa eine bald lasche, bald laute Inszenierung oder ein faules Skript, das seine Figuren einfach mal rumbrüllen lässt, wenn ihm nichts mehr einfällt. Ernsthaft infrage zu stellen sind hier überdies die Kompatibilität der beiden Leads wie auch deren Performances für sich. Derweil Diaz immerhin wie Diaz spielt, versucht Kutcher wie Jack Black zu spielen – und das unter schmerzhaft peinlichem Chargieren mit dem tiefstvorstellbaren Rendement. Was von «What Happens in Vegas» hängen bleibt, ist nichts. Wenigstens nichts Gutes. Ausser vielleicht die Hoffnung, dass man es mit den Cameron-Diaz-Komödie bald überstanden hat. Zumal Diaz’ nächstes Projekt – ein Horrorthriller (!) von «Donnie Darko»-Regisseur Richard Kelly – zudem die Zuversicht nährt, dass diese vielleicht sogar schon früher, als sie müsste, damit aufhört, ihr unbestrittenes Talent in Romcoms vorliegender Art zu verschleudern.