Ganz im Sinne des Vorgängers

«Ist Bruce Willis unzerbrechlich?», fragt Regisseur M. Night Shyamalan in «Unbreakable» und verlässt sich bei der Beantwortung dieser Frage etwas zu sehr auf das Konzept seines Welterfolges «The Sixth Sense».

 

von Sandro Danilo Spadini

Sicherheitsmann David Dunn (Bruce Willis) überlebt als einziger von 131 Passagieren ein Zugunglück – und dies, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen. Anlässlich des Gedenkgottesdienstes für die Opfer der Katastrophe erhält Dunn eine Nachricht, die ihn zu dem ziemlich verschrobenen Comicfreak Eljah Wood (Samuel L. Jackson) führt. Dieser leidet an einer seltenen Krankheit, welche seine Knochen wie Glas brechen lässt. Wood glaubt, in Dunn sein Gegenstück gefunden zu haben: er hält Dunn für unzerbrechlich.

Welterfolg «The Sixth Sense»

Mit «The Sixth Sense» landet der bis dahin nur Insidern bekannte Regisseur M. Night Shyamalan im Vorjahr einen Welterfolg. Über 600 Millionen Dollar spielte der Thriller um einen Jungen, der Tote sehen kann, weltweit ein und gehört damit zu den zehn erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Auch abseits des schnöden Mammons verbuchte «The Sixth Sense» äusserst beachtliche Erfolge. Kritikerlob von allen Seiten und insgesamt sechs Oscar-Nominierungen (in allen wichtigen Kategorien ausser den Hauptdarstellern) waren der verdiente Lohn für Shyamalans höchst spannend und behutsam inszenierten Film. In seinem Nachfolger «Unbreakable» setzte Shyamalan auf ein eingespieltes Produktionsteam und holte überdies mit Bruce Willis auch noch denselben Hauptdarsteller an Bord. Auch das Konzept des Films ist ganz und gar «The Sixth Sense» nachempfunden. Ungebrochen ist Shyamalans Interesse an übernatürlichen Phänomenen, wiederum ist seine Hauptfigur ein melancholischer Eigenbrötler mit Eheproblemen und erneut wartet der Film am Ende mit einer verblüffenden Wendung auf, welche alles auf den Kopf stellt. Selbst in kleinsten Details – sowohl inhaltlicher als auch formaler Natur – ist der erfolgreiche Vorgänger präsent.

Fader Beigeschmack

Es ist zwar ein wenig einfallslos, aber grundsätzlich nicht verwerflich, bewährte Konzepte zu übernehmen. Leider aber reicht weder die Story von «Unbreakable» noch die Auflösung an die Originalität des Vorgängers heran. Shyamalan gelingt es nicht, erneut ein derart dichtes Spannungspotenzial aufzubauen. Vielmehr weist «Unbreakable» sogar gewisse Längen auf und driftet bei der Schilderung der familiären Probleme mehrfach in leidigen Hollywood-Kitsch ab. Zudem ist die (zwar immer noch hochklassige) Inszenierung bei Weitem nicht mehr so subtil wie bei «The Sixth Sense», was sich etwa in reichlich brachialen Stilmitteln wie nächtlichen Regengüssen und allzu dramatisch anschwellender Musik äussert. Trotz all dieser Mankos kann dem Film per se ein gutes Zeugnis ausgestellt werden, sind doch seine von sehr guten Darstellern getragenen Figuren wesentlich vielschichtiger gezeichnet und die philosophische Fragestellung bei Weitem interessanter als bei «The Sixth Sense». Betrachtet man «Unbreakable» jedoch im weiteren Kontext, bleibt ein fader Beigeschmack zurück.