Es ist nur noch zum Heulen mit diesem Wolfsrudel

Kein Polterabend, kein Suff, kein Kater: In «The Hangover Part III» wird die bewährte Erfolgsformel aufgegeben. Dabei ist auch der Witz verloren gegangen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Mit Doug (Justin Bartha) und Stu (Ed Helms) sind erst zwei der vier Kerle schon unter der Haube, und erst zwei Polterabende voll Delirium und Desaster hat das «Wolfsrudel» damit bisher begangen. Da hätten es sich die Macher der «Hangover»-Reihe also einfach machen und für Teil drei entweder Alan (Zach Galifianakis) oder Phil (Bradley Cooper) vermählen können. Doch statt in den Hafen der Ehe einzulaufen, soll Alan zu «Neuen Horizonten» aufbrechen. So heisst die Therapieeinrichtung in Arizona, in die der haarige kleine Dicke nach dem Tod seines Vaters (Jeffey Tambor) eingeliefert werden soll. Das hört sich zunächst mal nicht nach einem Heidenspass an. So wenig wie die Requiem-Klänge in der Auftaktszene. Oder das Ave Maria bei der Beerdigung. Doch Obacht: Natürlich ist zum Abschluss der Trilogie nicht auf einmal bieriger Ernst eingekehrt. Denn das Ave Maria wird schön abstrus von Alan mit engelhafter Kopfstimme gesungen. Zum Requiem bricht der köstliche Kokskopf Mr. Chow (Ken Jeong) aus einem thailändischen Gefängnis aus. Und im Therapiezentrum kommt Alan nie an. Stattdessen werden die fatalen vier auf dem Weg dahin abgefangen von Gangsterboss Marshall (ein mässig motivierter John Goodman). Dem hat Mr. Chow einst Goldbarren im Wert von 21 Millionen Dollar abgeluchst. Und weil Alan stets Kontakt gehalten hat zu seinem asiatischen Chaosbruder im Geiste, sieht Marshall ihn und seine Kumpels nun am ehesten befähigt, Mr. Chow ausfindig zu machen. Drei Tage haben sie dazu Zeit. Und um sicherzustellen, dass sie sich dabei auch anstrengen, wird der leiderprobte Doug zur Geisel genommen.

Zum Vergessen statt Filmriss

Das nun klingt dann doch wieder nach einer zünftigen Gaudi; aber klingt es kaum nach «The Hangover». Und in der Tat hat «The Hangover Part III» ausser Teilen des Personals eigentlich nichts mehr mit dem Riesenhit aus dem Jahr 2009 und der Kopie von 2011 am Hut. Der Polterabend, der Suff und der titelgebende Kater fehlen hier. Und nicht nur das: Auch der Witz der Vorgänger ist im dritten Aufguss nirgends zu finden. Zwar wird alles vom Polterabend bis zum Witz noch nachgereicht – leider aber erst im Abspann. Wenn man sich dann an die 100 vorangegangen Minuten schon nicht mehr erinnern kann, muss hingegen kein Filmriss befürchtet werden. Denn wohl hat Regisseur Todd Phillips die eigene Erfolgsformel mit der katerbedingten Rückwärts-Erzählform hinter sich gelassen; er hat dafür aber einfach die Schablone einer x-beliebigen Hollywood-Krimikomödie zur Hand genommen und damit einen Film zum Vergessen fabriziert.

Nicht mal das Offensichtliche

Faul verlässt sich das von Phillips und «Part II»-Co-Autor Craig Mazin verfasste Drehbuch zudem fast einzig auf seine Figuren und deren wohlbekannte Vorgeschichte. Doch so oft die damit herausgekitzelten Flashbacks ein Schmunzeln entlocken: Es müsste da im Skript schon auch der eine oder andere tatsächliche Scherz stehen. Und überhaupt ist Schmunzeln nicht das, was man sich von einem «Hangover»-Film gemeinhin erhofft. Losprusten war bislang vielmehr Programm, wenn Alan wieder mal schlampte, Phil schnodderte und Stu schlingerte. Doch auch der Rückkehr nach Las Vegas und dem Abstecher in die Lasterhöhle Tijuana wollen das Wolfsrudel und ihr Anführer Phillips partout nichts Spassiges abgewinnen. Verdutzt denkt man sich da, dass es doch nicht so schwierig gewesen wäre, Stu etwa in eine ruhmlose mexikanische Erotikeskapade zu verwickeln; oder Phil eine Droge von dubioser Wirkungskraft zu verabreichen; oder Alan irgendetwas Unstatthaftes mit einem Esel anstellen zu lassen. Nun gut, das alles wäre vielleicht etwas sehr offensichtlich gewesen. Das Offensichtliche hätte man in diesem schweren Fall von verminderter Blödellust freilich schon beklatscht. Doch die Partytiger sind zahm und lahm geworden. An ihrer Statt hat diesmal das Publikum ein böses Erwachen. Immerhin fällt so der (ziemlich sicher besiegelte) Abschied von diesen eigentlich so herrlichen Kindsköpfen etwas leichter.