A Very English Scandal

 

Die englischen Skandale sind einfach die besten. Nicht nur wegen ihres Hangs, in bizarre Pikanterie abzudriften. Sondern auch, weil sie gerne absolut filmreif sind. Insofern ist die Anthologie-Serie «A Very English Scandal» mithin von geradezu schlagender Sinnfälligkeit. Stoff sollte ja genügend vorhanden sein; und wenn die nächsten Geschichten, die hier im Stil von «American Crime Story» mit jeweils komplett ausgewechseltem Personal aufgerollt werden sollen, nur annähernd die Qualität des Auftakts haben, dürfte das überaus heiter werden.

Im ersten Teil, ausgestrahlt im Frühling 2018, wird der geradezu unfassbare Skandal um Jeremy Thorpe seziert, der Mitte der Siebzigerjahre als Vorsitzender der aufstrebenden Liberalen Partei zu den einflussreichsten Politikern im Königreich avancierte. In Erinnerung geblieben ist Thorpe freilich nicht deshalb – sondern weil er versucht haben soll, einen gewissen Norman Josiffe umbringen zu lassen, um diesen daran zu hindern, über eine frühere geheime homosexuelle Affäre zu plaudern. Die von Starregisseur Stephen Frears («The Queen») inszenierte nur dreiteilige erste Staffel von «A Very English Scandal» wiederum wird weniger wegen ihrer aberwitzigen Geschichte noch lange im Gedächtnis haften bleiben als vielmehr aufgrund der Karrierebestleistung von Hugh Grant in der Hauptrolle. Wie er diesem fast buchstäblich über Leichen gehenden Heuchler immer wieder neue Facetten und gar eine gewisse Menschlichkeit abringt, ist schlicht eine Offenbarung – und ein Argument dafür, dass er öfter mit Frears zusammenarbeiten sollte, der ihn schon in «Florence Foster Jenkins» zu einer Höchstleistung dirigierte. Den Golden Globe indes erhielt dann nicht Grant, sondern sein – gleichfalls überragender – Co-Star Ben Whishaw («Das Parfum») für seine (Neben)rolle als Norman Josiffe.