Mit den Waffen eines Clowns

Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Joel Schumacher versuchen mit der Actionkomödie «Bad Company», sich den Schrecken des Terrors von einer humoristischen Seite zu nähern – und scheitern.

 

von Sandro Danilo Spadini

Eigentlich wähnte man Joel Schumacher («Die Jury», «Batman Forever») ja auf einem guten Wege. Mit der hinreissenden Aussenseiter-Tragikomödie «Flawless» (1999) und dem in den USA gefeierten, in Europa aber leider nur wenig beachteten Antikriegsfilm «Tigerland» (2001), dem vielleicht besten Film seines Genres seit Kubricks «Full Metal Jacket» (1987), drehte er zuletzt zwei Filme, die den Verdacht nahe legten, dass Schumacher dem Popcorn-Kino endgültig abgeschworen hat und fürderhin auf steinigen Independent-Pfaden zu wandeln gedenkt. Nun aber hat er die Actionkomödie «Bad Company» gemacht und damit seine Künstlerseele an Produzent Jerry Bruckheimer («Pearl Harbor», «Armageddon»), den personifizierten Affront gegen anspruchsvolles Kino, verkauft. Ein herber Rückschlag.

In tödlicher Mission

«Bad Company» erzählt von einem chaotischen Schwarzmarkthändler (Chris Rock), der unverhofft in die Rolle seines ermordeten Zwillingsbruders als CIA-Agent schlüpfen muss. Zusammen mit seinem Partner (Anthony Hopkins) stand dieser mit einem russischen Waffenhändler in Verhandlungen über den Kauf eines atomaren Sprengkörpers, um den auch ein extrem antiamerikanisch eingestellter jugoslawischer Terrorist buhlt. Das Schicksal der ganzen Welt (eigentlich ja der USA, Mr. Bruckheimer!) steht auf dem Spiel, und ausgerechnet ein zusammengewürfeltes Agentenduo soll die Katastrophe verhindern. Obzwar «Bad Company» in den USA hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, ist er ein lebendiges Beispiel dafür, wie schnell Hollywood nach dem 11. September wieder zur Tagesordnung übergangen ist. Noch vor wenigen Monaten wäre es undenkbar, weil geschmacklos gewesen, dem Thema Terrorismus in der humoristischen Form eines Buddy-Movies zu begegnen. Dass Schumacher und Bruckheimer damit scheitern, liegt aber nicht an dieser - womöglich unangemessenen – Kombination, sondern letztlich an der mangelnden Qualität ihres Films. Gerade die masslos klischierte und undifferenzierte Figurenzeichnung, die das schlichte Weltbild eines Jerry Bruckheimer widerspiegelt, ist bisweilen einfach unerträglich: Der Chef der CIA ist selbstverständlich auch in «Bad Company» ein skrupelloser, dabei aber eher unfähiger Schweinehund. Osteuropäische Kriminelle sind grundsätzlich unrasierte, in Unterhemden agierende Gossenjungs, die vor allem auch daran zu erkennen sind, dass sie rauchen. Das tun nämlich gute Menschen wie CIA-Agenten, diese toll gekleideten, hübschen Teufelskerle, nicht.
 
Unharmonisches Duo

Vom hanebüchenen Plot ganz zu schweigen, stimmt schliesslich auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern nicht. Quasselstrippe Chris Rock offenbart bei seinen Gags eine noch niedrigere Trefferquote als Schweizer Fussballmannschaften bei ihren Torchancen in Europapokalspielen. Und Sir Anthony Hopkins scheint uns mit seinem gelangweilten Gesichtsausdruck sagen zu wollen: «Dieser Film taugt nichts, den hab ich nur wegen der Kohle gemacht.» Bleibt zu hoffen, dass er in Brett Ratners «Manhunter»-Remake «Red Dragon», dem ersten Teil der Hannibal-Lecter-Trilogie, etwas motivierter zu Werke gegangen ist. Hält der Film, was erste Bilder und die Besetzung (u.a. Edward Norton, Ralph Fiennes, Harvey Keitel und Emily Watson) versprechen, darf man Hopkins getrost auch einmal einen Flop wie «Bad Company» verzeihen.