Sandra mit Schönheit, Charme und Kanone

Einmal mehr vergeudet Sandra Bullock ihr zweifellos vorhandenes Talent. Diesmal in Donald Petries konventioneller, wenn auch nicht ganz unwitziger Gangsterkomödie «Miss Undercover».

 

von Sandro Danilo Spadini

Was ist bloss los mit der Karriere von Sandra Bullock? Nachdem sie mit «Speed» (1994) oder «While You Were Sleeping» (1995) einen nicht nur kommerziell, sondern auch künstlerisch einigermassen erfolgreichen Start hingelegt hatte, ging es in den letzten Jahren mit Flops wie «Speed 2: Cruise Control» stetig nach unten. Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, wechselte Bullock ihren Agenten und gründete ihre eigene Produktionsfirma. Was dabei herauskam, liest sich bislang aber mehr als bescheiden. Gerade im letzten Jahr legte sie mit dem halbherzigen Trinkerdrama «28 Days» und der leicht kindischen Mafiakomödie «Gun Shy» eine abermalige Bauchlandung hin. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist ihr neuer Film «Miss Undercover» ganz bestimmt als ein Schritt nach vorne zu werten. Bullock schlüpft darin in die Rolle einer FBI-Agentin, die, um einen Terroranschlag zu vermeiden, in cognito an der Wahl zur Miss United States teilnimmt. Unter der routinierten, unspektakulären Regie von Veteran Donald Petrie gelingt es Bullock dabei erneut, ihr komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen. Tatkräftig unterstützt wird sie von solch erfahrenen Filmpartnern wie dem zweifachen Oscar-Preisträger Michael Caine («The Cider House Rules») und William Shatner («Star Trek»). Den einzigen Lapsus leistete sich die Casting-Agentur bei der Besetzung des schleimigen Benjamin Bratts als Bullocks FBI-Partner. Er ist wie bisweilen der gesamte Film eigentlich unter dem Niveau der süssen und sympathischen Sandra Bullock.

Gut platzierte Gags

«Miss Undercover» ist nach ebenso einfachem wie bewährtem Muster gestrickt. Die jedes Klischee erfüllende Figur einer hartgesottenen FBI-Agentin verwandelt sich innert kürzester Zeit unter Mithilfe eines versnobten «Schönheits-Trainers» von einer kratzbürstigen Furie in eine wahre Lady mit besten Chancen auf das begehrte Miss-Amerika-Krönchen. Dass «Miss Undercover» dennoch nicht nur langweilt, liegt neben den überzeugenden Hauptdarstellern vor allem an einigen ziemlich gut platzierten Gags. Zwar schöpft der von Bullocks Fortis Films produzierte Streifen sein satirisches Potenzial bei Weitem nicht derart konsequent aus wie Michael Patrick Janns vergleichbarer Film «Drop Dead Gorgeous», doch für den einen oder anderen Lacher ist «Miss Undercover» allemal gut.

Erneuter Talentbeweis

Sandra Bullock mag zwar keine Meryl Streep sein, doch dass sie viel mehr kann als bloss Bus oder Schnellboot fahren (wie in den beiden «Speed»-Filmen), zeigt sie nicht nur in ihrem neuen Film. Bereits ihre überzeugende Leistung als Alkoholikerin Gwen verhalf dem ansonsten misslungenen Drama «28 Days» noch einigermassen zur Ehrenrettung. Derzeit steht sie für Regisseur Barbet Schroeders («Barfly»)  «Murder by Numbers» vor der Kamera. Bleibt bloss zu hoffen, dass für einmal nicht nur sie, sondern auch der Film überzeugt. Zu gönnen wäre es der sympathischen Actrice auf jeden Fall.