Die 50 funkelndsten Sterne am Kinohimmel

Es gibt Charakterdarsteller, und es gibt Filmstars. Doch was macht einen Schauspieler am Ende wirklich gross, was macht eine Schauspielerin wahrlich aufregend? Es ist wohl der Mix aus mimischem Geschick und wuchtiger Starpower. Hier eine Auflistung von 50 Grössen aus dem europäischen und amerikanischen Kino, die zumindest das Zeug haben, zu Göttern und Göttinnen der Leinwand zu avancieren. Um die Sache ein wenig frischer zu gestalten und auch den «Jüngeren» eine Chance zu geben, werden indes nur aktive Stars unter 70 Jahren berücksichtigt. Sorry Meryl Streep, Robert De Niro, Daniel Day-Lewis, Anthony Hopkins, Al Pacino und Robert Redford.

 

Von Sandro Danilo Spadni

 

50. Tom Hanks

Warner Bros.

 

Um es gleich hinter uns zu bringen: Er gehört hier natürlich rein. Tom Hanks nicht zu mögen, ist, wie Pizza nicht zu mögen. Und ja: Auch wir mögen Tom Hanks.

 

49. Virginie Efira

Filmcoopi

 

Die Belgierin hat ihre Karriere als Fernsehmoderatorin gestartet. Mit einem Faible für zerrissene Charaktere hat sie sich mit ihren leinwandfüllenden Auftritten in Dramen wie «Sybil» und «Madeleine Collins» mittlerweile in die Crème de la Crème der europäischen Darstellerriege katapultiert.

 

48. Christoph Waltz

Universal

 

Der zweifache österreichische Oscar-Preisträger hat zuletzt zwar etwas an Prestige eingebüsst und einige Sympathien verspielt. Wenn er sich ein wenig zurücknimmt und sich seiner Stärken besinnt, kann er aber noch immer umwerfend sein.

 

47. Charlize Theron

Impuls

 

Die Südafrikanerin ist ein Muster an Konstanz und verblüfft immer wieder durch ihre Wandlungsfähigkeit. Ob Serienkillerin oder Fernsehfrau: Ihr gelingt einfach alles.

 

46. Margaret Qualley

Netflix

 

Die Tochter von Andie MacDowell mag zwar noch kein «Household Name» sein. Aber das müsste sich über kurz oder lang ändern. Nach einigen aufsehenerregenden Nebenrollen, etwa als Hippiebraut in «Once Upon a Time… in Hollywood», verzückte sie schliesslich als Hauptdarstellerin der Netflix-Serie «Maid» mit natürlichem Charme und sympathischer Bodenständigkeit.

 

45. George Clooney

Netflix

 

Vor nicht allzu langer Zeit hätte es der Beau noch locker in die Top Ten dieser Liste geschafft. Zuletzt indes ist es ein wenig ruhig geworden um ihn; und wenn er dann doch mal wieder zu sehen war, bewies er kein allzu glückliches Händchen bei der Rollenwahl. Aber hey: Das ist trotzdem immer noch George Clooney!

 

44. Alba Rohrwacher

Cineworx

 

Die zierliche Florentinerin hat sich auf sogenannt schwierige Rollen spezialisiert und schafft es dabei regelmässig, einen richtig durchzuschütteln. Unvergessen etwa ihr Auftritt als leidende Liebende in «La solitudine dei numeri primi». Dass sie es auch unbeschwerter kann, hat sie derweil in der Erfolgskomödie «Perfetti sconosciuti» bewiesen.

 

43. Amanda Seyfried

Netflix

 

Nach einem flotten Karrierestart schien ihr Weg zur grossen Hollywood-Karriere eigentlich programmiert. Dass sie dabei zurückgeworfen wurde, lag weniger an ihrem Talent als an den mittelmässigen Filmen, in denen sie dieses regelmässig verschwendete. Einen Wendepunkt markierte dann aber ihr (leider viel zu kurzer) Auftritt im «Twin Peaks»-Revival, dem eine Oscar-nominierte Nebenrolle im Meisterwerk «Mank» und schliesslich das bisherige Karriere-Highlight folgten: die zu Recht Emmy-gekrönte Hauptrolle in der Elizabeth-Holmes-Miniserie «The Dropout».

 

42. Idris Elba

Universal

 

Seit er als Stringer Bell in der Jahrhundertserie «The Wire» auf den Plan trat, ist der Engländer ein Fan- und Kritikerliebling gleichermassen. Leider macht er viel zu wenig aus seinen Fähigkeiten und verdingt sich allzu oft in mediokren Produktionen. Der nächste Bond soll er trotzdem werden. Mehr Coolness und Eleganz kann man einfach nicht haben.

 

41. Adam Driver

Universal

 

Von Jim Jarmusch über die Coen-Brüder und Noah Baumbach bis zu Ridley Scott liegen dem sympathischen Schlacks die grossen Regisseure gleich reihenweise zu Füssen; entsprechend viel beschäftigt ist der Kalifornier. Interessant: Nach Maurizio Gucci wird er demnächst erneut in der Rolle eines berühmten Italieners zu sehen sein. Für Michael Mann steht er derzeit als Enzo Ferrari vor der Kamera.

 

40. Kristen Stewart

DCM Film Distribution

 

Die stets latent zickige Art des ehemaligen Teenie-Stars kann zwar auch mal anstrengend wirken. Doch was sie in «Spencer» als Lady Diana abgeliefert hat, war schon ein starkes Stück und das bislang stärkste Glied in einer mittlerweile ziemlich langen Beweiskette, die keine Zweifel mehr an ihrem Status als Star der Zukunft lassen sollte. Wenn sie ihr Können auch fürderhin vornehmlich in ambitionierten Indie-Produktionen einbringt – umso besser!

 

39. Russell Crowe

Ascot Elite

 

Eine ziemlich raumfüllende Präsenz hatte der gebürtige Neuseeländer schon, als er Ende der Neunziger in «L.A. Confidential» seinen damals noch weit renommierteren Co-Stars die Show stahl. Seinen sodann mit «Gladiator» und dem Oscar-gekrönten Auftritt in «A Beautiful Mind» zementierten Superstar-Status hat er inzwischen zwar schon länger eingebüsst. Dafür überrascht er in so anspruchsvollen Rollen wie jener als Fox-News-Gründer Roger Ailes in der Miniserie «The Loudest Voice».

 

38. Sandra Bullock

Netflix

 

Auf sie ist auch jetzt noch Verlass, nach rund drei Jahrzehnten im Business. Überragend ist sie zwar selten, und prätentiös war sie noch nie; aber von ihrer Filmstar-Aura hat sie kein bisschen eingebüsst. Und auch die Filme, in denen sie mitwirkt, sind mittlerweile meist recht ansehnlich.

 

37. Mahershala Ali

Netflix

 

Sein Remy Danton war in «House of Cards» der heimliche Star. Kein Wunder, startete der Kalifornier in der Folge so richtig durch. Dass er aber innerhalb von nur zwei Jahren gleich zwei Oscars einheimsen würde (2017 für «Moonlight» und 2019 für «Green Book»), das war dann aber schon ziemlich beeindruckend – umso mehr, als er beide Mal haushoher Favorit war.

 

36. Lady Gaga

Universal

 

Zugegeben: Es sind bislang nur zwei grössere Kinoauftritte für den Pop-Superstar verbucht. Aber was Frau Stefani Joanne Angelina Germanotta in «A Star Is Born» und «House of Gucci» gezeigt hat, war schon fast nicht mehr von diesem Planeten. Als Nächstes wird sie in der «Joker»-Fortsetzung als Harley Quinn zu sehen sein. Aber leider nicht vor 2024.

 

35. Ryan Gosling

Netflix

 

Das Comeback nach vier Jahren Sendepause ist dem charmanten und eleganten Kanadier im Netflix-Rohrkrepierer «The Grey Man» zwar gründlich misslungen. Aber mit der Rolle als Ken in Greta Gerwigs «Barbie» könnte er das locker wiedergutmachen. Mut bei der Rollenwahl hat er jedenfalls schon mal bewiesen.

 

34. Amy Adams

Amy Adams

 

Noch längst keine 50 und schon sechs ungekrönte Oscar-Nominierungen: Amy Adams ist auf dem besten Weg, die neue Glenn Close zu werden (bislang acht Nominierungen ohne Sieg). Dass es ihr noch nie zum ganz grossen Wurf gereicht hat, kommt freilich nicht von ungefähr. Wiewohl nie enttäuschend und meistens vielmehr herausragend, wartet man noch auf den einen grossen Auftritt, der ihre Karriere definieren könnte.

 

33. Viola Davis

Netflix

 

Es gibt wenige Stars, die ein derart breites Repertoire haben wie die Oscar-Preisträgerin aus South Carolina. Allein in den letzten rund zwölf Monaten spielte sie eine afrikanische Kriegerin (in «The Woman King»), eine Hausfrau (in «The Unforgivable») und Michelle Obama (in der TV-Serie «The First Ladies»). Zu sehen ist sie in Fernsehserien, Superhelden-Filmen, Independent-Produktionen und Prestigeprojekten. Und noch jeden Film, in dem sie auftrat, hat sie nur schon kraft ihrer Anwesenheit besser gemacht.

 

32. Billy Bob Thornton

Netflix

 

Er hatte es sich nach seinen gefeierten Auftritten Ende der Neunziger und Anfang der Nullerjahre in Filmen wie «Sling Blade» oder «The Man Who Wasn’t There» eigentlich gemütlich gemacht in Komödien, in denen er den rüpelhaften Wüstling gab. Das war zwar zumeist ziemlich lustig, aber doch recht unambitioniert. Dann aber landete er die Hauptrolle in der brillanten Anwaltsserie «Goliath», und was er da vier Staffeln lang ablieferte, war das Beste, was er in seiner Karriere bislang zustande gebracht hat. Zwar ist auch seine Figur dort ein versoffener Zyniker, aber dieser ist auch eine versehrte Seele, die Thornton mit einer Zartheit spielt, die man ihm nie zugetraut hätte.

 

31. Ana de Armas

Netflix

 

Die Kubanerin gehört derzeit zu den gefragtesten Aktricen Hollywoods, war an der Seite ihres Ex Ben Affleck im Erotikthriller «Deep Water», im Überraschungshit «Knives Out» oder im letzten Bond zu sehen. Doch nichts, was sie in den vielen noch vor ihr liegenden Karrierejahren leisten wird, dürfte an das herankommen, was sie just eben vollbracht hat: eine überirdisch berührende Leistung als Marilyn Monroe in Andrew Dominiks Kunstwerk «Blonde».

 

30. Charlotte Gainsbourg

Ascot Elite

 

Noch so eine Frau, der einfach alles gelingt. Ob als Sängerin oder als Schauspielerin: Stets weiss die in London aufgewachsene Französin die Kritikergemeinde auf ihrer Seite – und das schon seit einer ganzen Weile. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass die Tochter von Serge Gainsbourg und Jane Birkin immer wieder Grenzen überschreitet, etwa in Lars von Triers Skandalfilm «Nymphomaniac». Dann und wann aber gönnt sich die Indie-Ikone auch mal einen Ausflug in luftigere Gefilde – was sie grad nochmals interessanter und sympathischer macht.

 

29. Sarah Paulson

Ascot Elite

 

Kaum jemand war in den letzten Jahren so gefragt wie die wandelbare Spätstarterin aus Florida. Ihre beeindruckendsten Auftritte hatte sie freilich im Fernsehen, etwa in der ersten und der dritten Staffel von «American Crime Story», wo sie zwei nicht nur optisch komplett unterschiedliche Figuren gab.

 

28. Bradley Cooper

Universal

 

Mit seinem Herzensprojekt «A Star Is Born» hat sich der Sonnyboy auch einen Namen als Regisseur gemacht und ist endgültig in den Hollywood-Adel aufgestiegen. Als Schauspieler hatte Cooper freilich schon vorher eine stattliche Reihe von Glanzauftritten vorzuweisen, die nicht nur sein unbestreitbares Filmstar-Gen unterstrichen, sondern auch eine breite Palette mimischer Handwerkskunst offenbarten. Nach einem kleinen Wahnsinnsauftritt in Paul Thomas Andersons herrlicher Komödie «Licorice Pizza» sind nun alle Augen auf sein nächstes grösseres Projekt gerichtet: die Leonard-Bernstein-Biografie «Maestro», in der er nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern zum zweiten Mal auch Regie führen wird.

 

27. Saoirse Ronan

Ascot Elite

 

Diese Frau ist ein kleines Wunder: Kurz nach ihrem 25. Geburtstag durfte sie sich bereits über die vierte Oscar-Nominierung freuen – und jede einzelne von ihnen hatte sich die New Yorkerin redlich verdient. Wo das noch enden wird? Vermutlich im Kino-Olymp.

 

26. Sam Rockwell

Warner Bros.

 

Der Kalifornier lief lange ein wenig unter dem Radar, galt als dankbarer (Neben-)Darsteller, der auch mal was Verrücktes macht. Nach seinen Oscar-gekrönten bzw. -nominierten Auftritten in «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» und als George W. Bush in «Vice» hat sich das geändert. Mittlerweile bekommt er auch ab und zu mal eine Hauptrolle angeboten.

 

25. Rooney Mara

Disney

 

Als sich Hollywood vor rund zehn Jahren die Stieg-Larsson-Verfilmung «The Girl with the Dragon Tattoo» vornahm, dachten nicht wenige: Was soll das – mit Noomi Rapace gibt es doch schon die ultimative Lisbeth Salander! Doch die damals noch weitgehend unbekannte Rooney Mara machte es dann sogar noch besser. Mit Auftritten unter Regiegrössen wie Steven Soderbergh, Todd Haynes, Spike Jonze, Gus Van Sant oder Terrence Malick machte sie sich danach weiter beliebt bei der Kritik. Nach einer dreijährigen Pause kehrte sie im Vorjahr für Guillermo del Toros «Nightmare Alley» vor die Kamera zurück und präsentierte sich sogleich wieder in Hochform.

 

24. Pierfrancesco Favino

Filmcoopi

 

Kaum eine grössere italienische Produktion möchte ohne den Römer auskommen. Und das ist ja auch kein Wunder. Favino, der auch schon als Schweizer Formel-1-Legende Clay Regazzoni zu sehen war, hat eine Präsenz, wie sie nur wenigen gegeben ist. Und sein Repertoire ist auch nicht eben schmal: Vom Mafioso über den Staatspräsidenten bis zum Normalo kann man ihm alles anvertrauen.

 

23. Marion Cotillard

Filmcoopi

 

Schon vor ihrem Oscar für ihre Rolle als Edith Piaff in «La vie en rose» war die Französin auch in Hollywood gefragt. Und danach erst recht. So stand sie für Woody Allen, Christopher Nolan oder Steven Soderbergh vor der Kamera und avancierte zum in den USA gefragtesten französischen Star seit Gérard Depardieu. Mittlerweile ist sie indes wieder vermehrt in ihrer Heimat tätig – und dürfte in Hollywood schmerzlich vermisst werden.

 

22. Allison Janney

Netflix

 

Sie war C.J. Gregg in der TV-Serie «The West Wing», die blitzgescheite Pressesprecherin des Weissen Hauses. Und als ob das nicht schon grossartig genug gewesen wäre und locker als Unsterblichkeit garantierende Lebensleistung durchginge, legte sie danach eine erstaunliche Hollywood-Karriere hin. Allermeistens war sie zwar nur in Nebenrollen zu bewundern; die aber verliehen den jeweiligen Filmen regelmässig das gewisse Extra. Für ihren gloriosen Auftritt in «I, Tonya» erhielt sie dann vor fünf Jahren in Form eines Oscars auch endlich die Wertschätzung, die ihr längst zustand. Und inzwischen bekommt sie sogar die eine oder andere Hauptrolle offeriert – mit über 60 Jahren.

 

21. Javier Bardem

Amazon Prime

 

Der Spanier hält sich mittlerweile bereits seit zwei Jahrzehnten mit bemerkenswerter Beständigkeit in der Spitzengruppe der Charakterdarsteller. Abseits der seriösen und ambitionierten Projekte übernimmt er freilich auch immer wieder Fun-Parts, spielt für die Coens einen komplett durchgeknallten Killer oder den Bösewicht im Bond-Meisterwerk «Skyfall».

 

20. Margot Robbie

Paterson Entertainment

 

Wie ein Tornado hat die so talentierte wie charismatische Australierin in den letzten paar Jahren Hollywood aufgewirbelt und sich vor allem mit ihren Rollen als skandalumwitterte Eiskunstläuferin Tonya Harding in «I, Tonya» und als tragikumwehte Schauspielerin Sharon Tate in «Once Upon a Time… in Hollywood» im Nu in die erste Liga gespielt. Ihre nächste Rolle ist, nun ja, etwas speziell: Für Greta Gerwig steht sie gerade als Barbie vor der Kamera.

 

19. Will Smith

Paterson Entertainment

 

Eine Zeit lang galt er als der letzte echte Filmstar. Dies deshalb, weil praktisch jeder seiner Filme ein Kassenschlager war. Diese Zeiten sind mittlerweile zwar vorbei, dafür hat er sich im Vorjahr seinen Oscar und im gleichen Zuge ein Hausverbot bei den Academy Awards abgeholt. Eine doch recht erstaunliche Leistung – wenn auch nicht so beeindruckend und schlagkräftig wie damals vor über 20 Jahren der Auftritt als Muhammad Ali in Michael Manns Biopic, mit dem er schon frühzeitig klarmachte, dass mit ihm zu rechnen sein würde.

 

18. Toni Servillo

Netflix

 

Zwei Staatspräsidenten (Andreotti und Berlusconi) und einen Papst (Paul VI.) hat der Grandseigneur unter den italienischen Mimen schon gegeben. Mindestens so unvergesslich sind freilich all die (anderen) Auftritte, die er über die Jahre unter der Regie von Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino bestritt: als abgehalfterter Schlagersänger in «L’uomo in più», als melancholischer Geschäftsmann in «Le conseguenze dell’amore», als Lebemann in «La grande bellezza» oder zuletzt als impulsiver Papa in «È stata la mano die Dio». Verblüffend nur, dass er nie ausserhalb Italiens arbeitet.

 

17. Laura Dern

Netflix

 

Als Tochter von Diane Ladd und Bruce Dern war ihr eine Laufbahn in Hollywood natürlich vorbestimmt; ihren ersten Auftritt hatte sie im Alter von 6 Jahren. Mit 19 avancierte sie dann bereits zur Muse von David Lynch, für den sie 2017 im «Twin Peaks»-Revival abermals vor der Kamera stand. Zwei Jahre später dann endlich die verdiente Krönung einer über die Jahre erstaunlich konstanten Karriere: der Nebendarstellerinnen-Oscar für «Marriage Story». Wie unglaublich gut Dern ist, zeigte sich etwa in der Miniserie «Big Little Lies», wo sie ihre noch prominenteren Mitstreiterinnen Reese Witherspoon, Nicole Kidman und Meryl Streep bisweilen an die Wand spielt. Okay, Letztere vielleicht nicht grad an die Wand.

 

16. Kate Winslet

Ascot Elite

 

Eine ihrer grossen Stärken ist es, dass sie nie verbissen wirkt, obwohl sie zu den ernsteren Schauspielerinnen gehört, die vor unglamourösen Rollen nicht zurückschrecken. In den letzten Jahren hat freilich ihre Rollenwahl ein wenig zu wünschen übrig gelassen. Zu den Höhepunkten gehörte noch ihr Auftritt als russische Mafiachefin im Thriller «Triple 9» – eine ganz und gar untypische Angelegenheit für sie.

 

15. Tom Cruise

Paramount

 

Buh, buh, was macht der denn hier?, werden jetzt nicht wenige schimpfen. Und es ist ja schon erstaunlich, dass jemand seit vier Jahrzehnten dermassen erfolgreich ist und gleichzeitig so weitherum inbrünstig verachtet wird; dass einer immer ganz oben dabei ist und trotzdem nie richtig ernst genommen wird. Aber das passt eben nur zu gut zu diesem enigmatischen Mann, zu diesem wandelnden Widerspruch, der seit über 20 Jahren auf seine vierte Oscar-Nominierung wartet und angesichts seiner Rollenwahl offenkundig nichts unternimmt, um diesbezüglich ein wenig nachzuhelfen. Viel lieber macht er stur weiterhin das, was ausser ihm einfach keiner kann: Tom Cruise sein.

 

14. Hugh Grant

Ascot Elite

 

Und gleich die nächste Provokation. Während seiner erfolgreichsten Zeit in den Neunzigern und frühen Nullern war der noble Engländer stets als einseitig verschrien. Doch schon das wurde ihm nicht gerecht. Hugh Grant war immer schon mindestens zweiseitig: Neben dem schusseligen Schmuseboy aus Filmen wie «Notting Hill» konnte er auch ebenso formvollendet den blasierten Zyniker geben, siehe «About a Boy». Mittlerweile jedoch hat er sein Repertoire erheblich verbreitert und enorm an Tiefe gewonnen: Seine Leistung als buchstäblich über Leichen gehender Politiker in der Miniserie «A Very English Scandal» war eine Offenbarung und dank stupendem Nuancenreichtum seine Karrierebestleistung; kaum minder fesselnd war seine Darstellung in «The Undoing», einer anderen Miniserie, in der er mit Nicole Kidman ein mimisches Traumpaar bildete; und was er für Guy Ritchie in «The Gentlemen» bot, war wiederum etwas vom Witzigsten, was man von ihm bislang gesehen hat.

 

13. Jessica Chastain

Ascot Elite

 

Die kantige Kalifornierin ist vergleichsweise spät in Erscheinung getreten, dafür dann umso heftiger. Einem ersten Glanzauftritt in Terrence Malicks Wunderwerk «The Tree of Life» vor rund zehn Jahren folgte ein Highlight ums andere. Die logische Konsequenz: zwei Oscar-Nominierungen und schliesslich der Triumph bei den Academy Awards in diesem Jahr. Selten war es so evident, dass das nur eine Frage der Zeit sein würde.

 

12. Scarlett Johansson

Netflix

 

Im Alter von 22 Jahren konnte die New Yorkerin bereits drei Golden-Globe-Nominierungen verbuchen. Gemessen daran ist ihre Karriere in den letzten anderthalb Jahrzehnten dann nicht ganz so spektakulär verlaufen wie zu erwarten stand. Eine Rolle gespielt hat dabei sicherlich auch, dass sie ihren Superstar-Status mit nicht eben wenigen Action- und Superhelden-Abenteuern in Bares ummünzen wollte, statt sich weitere Meriten zu erspielen. Was für eine nach wie vor ungeheuer aufregende Schauspielerin Johansson ist, durfte man dann aber vor drei Jahren in «Jojo Rabbit» und «Marriage Story» auf ein Neues bestaunen. Bitte wieder mehr davon!

 

11. Frances McDormand

Disney

 

Ein Kino ohne sie kann man sich fast nicht mehr vorstellen – und will man auch nicht angesichts der Form, die sie gerade in ihren reiferen Jahren an den Tag legt. Drei Oscars hat die Amerikanerin mit einem Faible für knorrige Figuren schon gewonnen; nur fünf andere Stars haben das geschafft, und nur Katharine Hepburn hat sogar noch einen Goldmann mehr eingeheimst. In ihrem nächsten Film, Sarah Polleys hochgelobtem Drama «Women Talking», wird sie an der Seite dreier Toptalente zu sehen sein: Rooney Mara, Claire Foy und Jessie Buckley. Und es würde nicht überraschen, wenn sie allen dreien die Show stehlen würde.

 

10. Brad Pitt

Sony Pictures

 

Wenn es in den letzten drei Jahrzehnten einen Garanten für stilvolle Kinounterhaltung gab, dann war er es. Und sicher schon seit Mitte der Neunziger war klar, dass Pitt unendlich viel mehr als ein hübscher Kleiderständer ist. Was in den letzten Jahren derweil auffällt, ist diese ansteckende Gelassenheit. Sie hat ihm letztlich auch den wohlverdienten Oscar für seine Rolle in Quentin Tarantinos Geniestreich «Once Upon a Time… in Hollywood» eingebracht. Dass er sich nie für irgendwelche Franchise- und Superhelden-Ware hergegeben und stattdessen schon manch ambitioniertes Prestigeprojekt produziert hat, ist ihm obendrein hoch anzurechnen.

 

9. Joaquin Phoenix

Pathé

 

Es gab eine Zeit, da machte man sich ernsthaft Sorgen um seine psychische Verfassung. Und auch wenn sich seine erratischen Auftritte später als Hoax herausstellten, wunderte man sich auch danach immer wieder über ihn. Ein bisschen ein Wahnsinniger wird dieser Joaquin Phoenix wohl schon sein. Anders kann man sich auch schlecht einen Reim auf einen Auftritt wie jenen Oscar-gekrönten als Joker machen. Andererseits hat er zuletzt in der rührenden Tragikomödie «C’mon C’mon» bewiesen, dass er auch mal einen Gang zurückschalten kann.

 

8. Nicole Kidman

Amazon Prime

 

20 Jahre ist es schon her, dass es im mimischen Wirken der Australierin zur Initialzündung kam. Nach der Trennung von Gatte Tom Cruise war Kidman kaum wiederzuerkennen und mauserte sich binnen kürzester Zeit zur gefragtesten Leading Lady Hollywoods. Dass sie diesen Status nicht ganz konservieren konnte, liegt erstens in der Natur der schnelllebigen Sache und zweitens in ein paar fragwürdigen kosmetischen Entscheidungen begründet. Mittlerweile arbeitet sie zwar bevorzugt fürs Fernsehen, aber das ist heutzutage ja beileibe kein Makel mehr. Und fast hätte es ihr im Vorjahr sogar zum zweiten Oscar gereicht. In der Rolle der amerikanischen TV-Legende Lucille Ball zeigte sie in «Being the Ricardos» jedenfalls eine der Top-3-Leistungen ihrer Karriere. Mit ihr ist also auf jeden Fall weiterhin zu rechnen.

 

7. Mads Mikkelsen

Pathé

 

Der Däne war einer der erinnerungswürdigeren Bond-Bösewichte und 39 Folgen lang ein markerschütternder Hannibal Lecter. Seine markantesten Auftritte hatte er freilich in seiner Heimat: in den beiden Thomas-Vinterberg-Filmen «The Hunt» und «Drunk», wo er jeweils einen Lehrer gab, über dem aus ganz unterschiedlichen Gründen die Welt zusammenbricht. Das abgrundtief Böse beherrscht Mikkelsen so gut wie das von Grund auf Gute – und das macht ihn zum vielleicht besten nicht englischsprachigen Schauspieler der Gegenwart.

 

6. Kevin Spacey

Netflix

 

Eher selten mit dem Guten, dafür umso heftiger mit dem Bösen hatte es zeit seiner Karriere der inzwischen in Ungnade gefallene zweifache Oscar-Preisträger. Seine allerbeste Zeit mag er zwar in der zweiten Hälfte der Neunziger gehabt haben mit den Überhits «Seven», «The Usual Suspects», «L.A. Confidential» und «American Beauty». Am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben wird er aber natürlich als skrupelloser US-Präsident Francis Underwood in «House of Cards». Dass er dort aus bekannten leidigen Gründen keinen würdigen Abschied erleben durfte, ist eine schwer zu akzeptierende Tragik.

 

5. Jennifer Lawrence

Netflix

 

Als sie im Vorjahr in der Satire «Don’t Look Up» die Leinwand mit Leonardo DiCaprio und Meryl Streep teilen durfte und dabei zu keiner Sekunde in deren Schatten stand, da wurde es wohl endgültig klar: Jennifer Lawrence ist eine Leinwandgöttin. Und zwar eine, die einen ziemlich ausgeklügelten Karriereplan verfolgt. Neben Mainstream-Sachen wie der «Hunger Games»- oder der «X Men»-Reihe ist sie in Prestigeprojekten wie «Silver Linings Playbook» oder auch mal in einem Kunstfilm wie Darren Aronofskys «Mother» mit an Bord. So tanzt sie quasi auf zwei Hochzeiten, arbeitet an ihrer Starpower und an ihrer Kritiker-Credibility. Aber dass sie zu den Clevereren gehört, das zeigt sich ja nur schon in ihrem nuancierten Spiel.

 

4. Christian Bale

Disney

 

Dass er ein Berserker ist, der sich für eine Rolle auch mal krankenhausreif hungert, ist bekannt. Aber das allein macht ihn noch nicht zu einem solch überragenden Mimen. Den Rang im Olymp hat er sich vielmehr mit seiner frappierenden Wandelbarkeit ergattert. Dass man den Waliser in seiner ganzen Karriere praktisch ausschliesslich mit amerikanischem Akzent parlierend gehört hat, ist derweil bloss ein Fun-Fact und für einen Mann seines enormen Kalibers wohl eine der leichteren Übungen.

 

3. Leonardo DiCaprio

Netflix

 

Wenn man der Lieblingsschauspieler des grossen Martin Scorsese und damit der Nachfolger von Robert De Niro ist, sagt das eigentlich schon alles aus. Mit der Nase rümpft jedenfalls schon lange niemand mehr, wenn der einstige «Titanic»-Posterboy auf den Plan tritt. Vielmehr ist man bisweilen versucht, sich ob dieses jede Leinwand sprengenden Temperaments mal kurz wegzuducken – bleibt dann aber natürlich doch an ihm kleben, auf dass man ja keinen Zwischenton in seinem immer aussergewöhnlichen Spiel verpasst.

 

2. Cate Blanchett

Netflix

 

Wenn man etwas nicht macht, dann das: die vierfache Oscar-Preisträgerin Katharine Hepburn spielen. Cate Blanchett hat vor bald 20 Jahren unter der kundigen Anleitung von Martin Scorsese genau das gemacht – und ihrerseits dafür einen Oscar gewonnen. Mehr muss man eigentlich nicht über die so wandelbare Australierin sagen. Oder sollte man vielleicht noch ihren ebenfalls Oscar-gekrönten Auftritt als versnobtes Nervenbündel in Woody Allens «Blue Jasmine» erwähnen? Kann sicher nicht schaden. Und dann waren da noch diese Parforceleistungen in «Little Fish», «Notes on a Scandal» oder «Carol». Sogar Bob Dylan hat sie mal gespielt. Und demnächst kommt die Musikerbiografie «Tár»: Cate Blanchett soll darin so gut sein wie noch nie. Das indes übersteigt unsere Vorstellungskraft.

 

1. Denzel Washington

Warner

 

Das Wort, das sein Spiel am treffendsten umschreibt, ist würdevoll. Was Washington macht, ist nie protzig; es ist nie schrill, nie grell, nie ein Abfeiern der eigenen Ticks, nie ein Zelebrieren der eigenen Genialität. Er ist ein Mann der alten Schule, der immer mit derselben Seriosität am Werk ist, ob er nun in einem Oscar-ambitionierten Drama oder einem handelsüblichen Thriller agiert. Und deshalb gab es auch noch nie einen Film, in dem Denzel Washington nicht gut oder nur durchschnittlich war. Ja man darf sogar sagen, dass es noch keinen Film gab, in dem er nicht das Beste war. Er ist auch ein Kerl von altem Schrot und Korn, der auch dann eine enorme Präsenz und Autorität ausstrahlt, wenn er bloss einen Durchschnittstypen spielt. Und vor allem ist Denzel Washington ein Superstar reinsten Wassers und ein Charakterdarsteller vor dem Herrn: ein ganz oben im Kino-Olymp thronender Leinwandgott, der Titan in der Hollywood-Wunderwelt.