Mogelpackung unterm Weihnachtsbaum

Formelhaft geschrieben und einfallslos inszeniert, gibt die mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law und Jack Black topbesetzte Liebeskomödie «The Holiday» vor, mehr zu sein, als sie ist.

 

von Sandro Danilo Spadini

Zu Weihnachten verhält sich Hollywood mittlerweile ja zusehends so wie eine wenig kinderliebende Grossmutter, die einem Jahr für Jahr in etwa das Gleiche und grundsätzlich nur Praktisch-Funktionales unter den Baum legt. Der Filmindustrie Gaben mögen zwar etwas spektakulärer sein als selbst gestrickte Socken, doch provoziert auch hier das Auspacken meist weder Nervenkitzel noch Euphorieausbrüche. Vielmehr geht damit zuweilen eine nicht minder leidlich verhohlene Enttäuschung einher, hatte man doch darauf spekuliert, dass sich vielleicht gerade dieses Jahr endlich mal was Schönes, Peppiges oder wenigstens Originelles unter dem noblen Geschenkpapier verberge. Insbesondere Letzteres ist es, was beim aktuellen, schlicht «The Holiday» betitelten Hollywood-Präsent die Hoffnungen aus dem Dornröschenschlaf weckt: Mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law und Jack Black strahlen einem auf dem Filmplakat doch gleich vier charismatische Stars entgegen, und auch die Exposition der alljährlichen Weihnachts-Liebeskomödie hört sich nicht restlos reizlos an. Was Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers («Something’s Gotta Give») darum herum gestrickt hat, ist dann aber freilich nur unwesentlich schicker als Grossmutters Wollsocken. Schade.

Stereotype Figuren

Dass bei «The Holiday» nicht nach dem Weihnachtsstern gegriffen wird, macht bereits die Einführung der beiden Hauptfiguren während des mechanisch abgefertigten Prologs klar. Wieder einmal wurden hier zwei ganz arge weibliche Stereotypen ersonnen – was umso bedenklicher ist, als dies mit Nancy Meyers eine der wenigen etablierten Frauen in einem ansonsten männerdominierten Gewerbe zu verantworten hat. Da wäre also die Journalistin Iris (Winslet) aus London, ein chaotisches Hascherl, das seit drei Jahren unglücklich in einen recht öligen Arbeitskollegen (Rufus Sewell) verliebt ist und abends mangels Alternativen mit einem Hündchen in ihrem Knusperlandhäuschen kuschelt. Und da wäre als Gegenpol die Kinowerberin Amanda (Diaz) aus L.A., eine überspannte Karrierefrau, die soeben ihren untreuen Freund (Edward Burns) aus der Villa geschmissen hat und trotz Alternativen am liebsten mit ihrem BlackBerry schläft. In Kontakt kommen die beiden in 10'000 Kilometer Entfernung lebenden und liebesleidenden Frauen über eine Internetseite, die einen prima Ausweg aus der Misere daheim offeriert. Spontan entschliessen sie sich zum dort vermittelten Wohnungstausch, und tags darauf kämpfen sie schon mit den Tücken ihrer temporären Heimat wie etwa – lustig, lustig – dem Autofahren auf der «verkehrten» Spur. Die angestrebte Flucht vor der Männerwelt bleibt indes illusorisch. Denn sobald diese Adaptionsschwierigkeiten abgehandelt sind, geruht das rigide den Genreformeln folgende Skript vielmehr, mit Iris’ Bruder Graham (Law) und dem Filmmusikkomponisten Miles (Black) das maskuline Element einzubringen.

Vollständiger Baukasten

Was jetzt noch fehlt, sind liebe Kinderlein und der unentbehrliche weise Greis. Doch keine Angst, auch diese Grundelemente aus dem Hollywood-Komödien-Baukasten hat Meyers im Gepäck: So ist Graham nicht nur trinkfest (er ist ja Engländer), sondern selbstredend auch Jungwitwer mit zwei zuckersüssen Töchterchen; und Gutmensch Iris nimmt sich ihres gebrechlichen Nachbarn Arthur (Eli Wallach) an, eines einstigen Drehbuchautoren aus der goldenen Zeit Hollywoods, dessen Präsenz uns glauben machen soll, dass Meyers hier einen Film im Stile von George Cukor oder Preston Sturges gedreht hat. Hat sie natürlich nicht. Anders als bei den Klassikern dieser Legenden finden wir bei «The Holiday» nämlich eine einfallslose Regie und ein wortwitzloses Skript vor, die nichts, null, zero, nada zum Wohlergehen unserer Herzen und Lachmuskeln beitragen. Dass bisweilen gleichwohl weihnachtlich-versöhnliche Stimmung aufkommt, ist so denn einzig den – mit Ausnahme der unentwegt grinsenden und grimassierenden Diaz – weit überdurchschnittlichen Mimen geschuldet, die uns immerhin ab und an ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermögen.