Und Gerechtigkeit für das Verbrecherpack

Die Reunion der beiden ins Wanken geratenen Schauspieldenkmäler Robert De Niro und Al Pacino im Cop-Thriller «Righteous Kill» gerät eher enttäuschend – was aber gewiss nicht an den beiden liegt.

 

von Sandro Danilo Spadini

Wie die Zeiten sich doch geändert haben. Als irgendwann Mitte der Neunziger die Kunde die Runde machte, dass sich die amtierenden Schauspielkönige Robert De Niro und Al Pacino in einem Thriller namens «Heat» duellieren würden, war das die Erfüllung des Traums eines fast jeden US-Kino-Liebhaber. Wohl standen deren Namen schon damals bei «The Godfather II» gemeinsam auf der Besetzungsliste; «Heat» sollte nun jedoch den ersten Film markieren, in welchem die beiden New Yorker auch wirklich zusammen vor der Kamera zu sehen sein würden (freilich blieb es am Ende bei einer einzigen gemeinsamen Szene). Mittlerweile, 13 Jahre und gefühlte 100 Rollenmissgriffe gerade seitens De Niros später, vermag die Meldung eines neuerlichen Zusammenspannens der ins Wanken geratenen Darstellerdenkmäler nur noch unverbesserlich Optimistische in hellste Vorfreude zu versetzen. Und sollte es nach «Righteous Kill» zu einer abermaligen Reunion der beiden kommen, wird die Zahl der Erwartungsfrohen nochmals erheblich gesunken sein. Denn dieser Serienkiller-Thriller ist – man muss es sagen: erwartungsgemäss – nicht eben ein Knüller.

Fehlbesetzer Regisseur

Dabei haben es De Niro und Pacino gewiss nicht verlernt, wie sie in den Rollen zweier stahlharter und dauerfluchender New Yorker Cops so anschaulich wie lange nicht mehr demonstrieren. Indes hätte wenigstens Pacino ahnen können, dass hier noch die grössten mimischen Coups letztlich obsolet sein könnten – schliesslich hat er erst unlängst mit Regisseur Jon Avnet den Flop «88 Minutes» gedreht, bei dem der nun eben auch die Inszenierung von «Righteous Kill» verantwortende Mann den stichhaltigen Beweis für seine Nichtbefähigung zum Regie-Revolverhelden lieferte. Wurde in «88 Minutes» noch evident, dass Avnet kein Wort der «Thriller-Sprache» beherrscht, so legt der Nachfolger immerhin nahe, dass der zwischenzeitlich mal völlig abgetauchte «Fried Green Tomatoes»-Küchenchef sich mittlerweile einige Basiskenntnisse angeeignet hat. Sicherlich ist der Plot um einen offenbar gerechtigkeitsdurstigen Serienkiller, der auf freiem Fuss lümmelnde Gewaltverbrecher tötet, unvermindert hastig, holprig, unfokussiert und schlicht unversiert inszeniert; doch lässt sich mitunter ein Anflug von (düsterer) Atmosphäre ausmachen. Keine allzu grosse Hilfe war freilich auch Drehbuchautor Russell Gewirtz, der vor zwei Jahren mit «Inside Man» noch so pointiert debütiert hatte. Sein mit obermarkigen Sprüchen gespicktes Skript hat weder Originelles noch Überraschendes in petto und ist zudem kein engerer Freund der Logik: Schnell stellt sich heraus, dass der Racheengel ein Angehöriger des NYPD sein muss, und sodann gerät der cholerische Polizeiveteran Turk (De Niro) unter Verdacht, was einen insofern nicht in vollste Verblüffung versetzt, als man schon von Beginn weg konstant mit dessen auf Video aufgezeichnetem Geständnis behelligt wird. Ganz so simpel sollte es dann aber doch nicht sein, wagt man unsicher zu hoffen – dies nicht zuletzt eingedenk auch nicht allzu lupenreiner Figuren wie des Allround-Verbrechers Spider (Curtis «50 Cent» Jackson) und der Turk wie auch seinem weit besonneneren Freund und Partner Rooster (Pacino) wenig wohlgesinnten Cop-Kollegen Perez (John Leguizamo) und Riley (Donnie Wahlberg).

Alle Augen auf die Stars

Dass im Finale noch eine Volte vollzogen werden wird, ist eigentlich offensichtlich. In den Bereich des Offensichtlichen gehört indes auch das Wesen dieser Volte. Und weil das alles nicht sonderlich befriedigend ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf das Spiel der Stars zu konzentrieren, was ohnehin eine gleich doppelt taugliche Taktik ist: Zum einen wird man damit für vieles Garstige mit Absender Avnet oder Gewirtz entschädigt; zum anderen vergisst man ob der wiedergefundenen Spiellaune der längst entthronten Herrscher über das Schauspielfach vielleicht vorauszudenken und wird so am Ende doch noch ein bisschen überrascht. Immerhin. Man ist mittlerweile bei De Niro und Pacino ja mit wenig zufrieden. Wie die Zeiten sich doch geändert haben.