O Madonna mia, was für eine verrückte Familie!

Am Freitagabend war anlässlich des Churer Open Air Kinos Madonna neben Rupert Everett in der leidlich unterhaltsamen und in toto misslungenen Komödie «The Next Best Thing» zu sehen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Madonna ist die Göttin des Pops. Ihr letztes Album «Ray of Light» (1998) darf getrost als ein Meilenstein der jüngsten Musikgeschichte bezeichnet werden. Madonna ist ausserdem eine ungemein faszinierende Persönlichkeit. Sie war die Trendsetterin der 80er-Jahre – die Ikone einer ganzen Dekade. Sie war die Skandalnudel der frühen 90er-Jahre, die unnachgiebig sexuelle Freizügigkeit predigte. Sie ist nun eine gereifte Frau von 42 Jahren, deren Musik noch immer voll auf der Höhe der Zeit ist. Leute wie Mariah Carey oder Celine Dion steckt Madonna noch vor dem Frühstück in die Tasche.

Madonna und Rupert

Madonna zu kritisieren, grenzt an Blasphemie. Es ist deshalb müssig, zu erwähnen, dass ihr Beitrag zum Scheitern von «The Next Best Thing» als marginal bezeichnet werden muss. Die Rolle der Yogalehrerin Abbie, welche mit ihrem besten, homosexuellen (!) Freund Robert im Vollrausch ein Kind zeugt, gibt schliesslich auch nicht allzu viel her. Anders sieht es da bei der Figur Robert aus, gespielt von Rupert Everett (dem heimlichen Star aus dem Julia-Roberts-Vehikel «My Best Friend’s Wedding»), welchem eindeutig die besten Szenen des Films gehören. Wenn beispielsweise der smarte Investmentbanker Ben auftaucht und das Familienglück bedroht, gibt Everett eine erstklassige Performance als eifersüchtiger Kindsvater zum Besten. Doch trotz dieses und einiger anderer Glanzlichter hat man den Briten auch schon einmal besser aufgelegt gesehen. «The Next Best Thing» beginnt als mitunter arg kalauernde Komödie und mündet schliesslich in ein sülziges Plädoyer für andersartige Familienformen. Wenn die Situation um Abbie und Co eskaliert und Robert keine andere Möglichkeit mehr sieht, als vor Gericht das Sorgerecht für seinen Sohn einzuklagen, wird bisweilen Daily-Soap-Niveau erreicht. Da fallen dann schon einmal Sätze wie «Ich habe Angst, dass Daddy nicht weiss, wie sehr ich ihn liebe», die im heutigen Kino einfach nichts mehr zu suchen haben. Von Regisseur John Schlesinger, dessen beste Tage vorbei zu sein scheinen, lieblos zusammengeschustert, verkommt «The Next Best Thing» so zu einer zwar nicht desaströsen, jedoch mehr als reizlosen Angelegenheit.

American Pie

Trotz seines kritischen und gut gemeinten Ansatzes ist «The Next Best Thing» alles in allem  viel zu amerikanisch geraten. Wenn zum Abspann Madonnas «American Pie» ertönt, ist dies dann auch schon der Höhepunkt des Films. Gerechterweise muss man allerdings hinzufügen, dass ein Madonna-Song zum Abspann der Höhepunkt von so ziemlich jedem Film wäre. Womit wir wieder beim Thema Musik wären. Im September erscheint das neue Album der Madonna Luise Veronica Ciccone. «Music» soll es heissen und gemäss Insiderberichten noch besser sein als sein Vorgänger. Bis dahin kann gilt: sich schon einmal freuen und «The Next Best Thing» vergessen.