The Meyerowitz Stories (New and Selected)

 

Zwei Jahre bevor er mit dem umwerfenden Ehedrama «Marriage Story» zu verdienten Oscar-Weihen kam, drehte der Autorenfilmer Noah Baumbach diese Tragikomödie um eine New Yorker Künstlerfamilie für Netflix. Und wie alle seine Filme ist auch «The Meyerowitz Stories (New and Selected)» nicht nur ein Festival geistreichen Humors und scharfzüngiger Dialogsalven; es ist auch wieder ein Spektakel höchster Schauspielkunst: Dustin Hoffman ist zum Niederknien als egomanisches Möchtegern-Genie Harold Meyerowitz, dessen moderate Erfolge als Bildhauer in der Kunstszene und an dem College, an dem er unterrichtete, eigentlich schon längst verblasst sind, in seinem Kopf indes ein so buntes und flamboyantes Eigenleben führen wie ehedem. Dies umso mehr, als seine Liebsten ihm und dem Kult, den er um sich aufgebaut und über all die Jahre wortreich kultiviert hat, unbeirrt treu ergeben sind: seine vierte, mit Alkoholproblemen kämpfende Gattin Maureen (Emma Thompson), seine linkische Tochter Jean (Elizabeth Marvel) und allen voran sein Sohn Danny (Adam Sandler) – ein liebenswerter, wenn auch bisweilen aufbrausender Tscholi, der sowohl seinen Job als auch seine Frau verloren hat, es dafür umso besser kann mit seiner filmkünstlerisch ambitionierten Tochter (Grace Van Patten). Einzig Dannys Halbbruder Matthew (Ben Stiller), der sich nach Kalifornien abgesetzt und sich in der Finanzbranche einen Namen gemacht hat, sieht diese ganzen Familienangelegenheiten aus der Distanz ein wenig differenzierter. Aber das ändert überhaupt nichts daran, dass er nach wie vor Harolds Lieblingskind ist. Und das wiederum macht dem alles für die Zuneigung seines Papas machenden und sich als Musiker abstrampelnden Matthew halt schon ziemlich zu schaffen.

Es ist eine schrecklich nette Familie, deren sehr eigene Dynamiken Baumbach hier mit viel Witz und Verve in Szene setzt. Und obwohl oder vielleicht gerade weil dieser Erbe Woody Allens in seinem wuseligen zehnten Film für einmal weder auf intellektuelle Tiefe noch emotionale Tragik abzielt, ist «The Meyerowitz Stories» nicht nur sein bis dahin zugänglichster, sondern auch sein bester und nicht zuletzt dank der berührenden Performance ausgerechnet von Adam Sandler sein menschlichster Film geworden. Wie sich kurz darauf in «Marriage Story» zeigen sollte, war das zwar nur ein Vorgeschmack auf die Filmwunder, die Baumbach zu vollbringen imstande ist. Es ist dies freilich ein überaus köstlicher Appetizer. Und ein überraschend leicht verdaulicher noch dazu.