Riesenbaby sucht Fun und findet Liebe

Die von einem nervenstrapazierenden Hauptdarsteller dominierte Komödie «Arthur» kommt ohne einen Funken Originalität und zündende Pointen aus. Immerhin macht Helen Mirren mit.

 

von Sandro Danilo Spadini

Die Filmwelt ist voll von entbehrlichen Komödien, die nach diesem Muster ablaufen: wo der anfangs oft noch drollige Held dank der Nörgelei einer sehr oft grundbiederen Karikatur von einer Frau den vermeintlich längst überfälligen Reifeprozess durchmacht. Am Ende dieser gerne von zotigen Zottelköpfen und busperen Blondinen bestrittenen Vita-Parcours des wohlfeilen Humors steht dann eine kastrierte Karikatur von einem gänzlich undrolligen Mann vereint mit der selig glucksenden und wohlig gurrenden Sauberfrau. Der Held hat sich also zum Langweiler gewandelt und damit das höchste Ziel erreicht, nach dem es sich in der Logik all der dürftig talentierten Hollywood-Komödienschreiberlinge zu trachten lohnt: Er ist erwachsen geworden. Vor 30 Jahren mag der Bart dieses Konzepts noch nicht auf Taliban-Länge gewesen sein. Oder vielleicht waren vor 30 Jahren die Schreiberlinge einfach noch motivierter, ebendiesem Konzept Variationen mit einem Funken Originalität und zündenden Pointen abzutrotzen. Vor 30 Jahren jedenfalls hat Steve Gordon mit «Arthur» eine solche «Entwicklungskomödie» geschrieben und inszeniert, die noch heute zu gefallen weiss – und die damit genau das Gegenteil dessen tut, was das von «Borat»-Co-Autor Peter Baynham und Sitcom-Regisseur Jason Winer verbrochene Remake erreicht.

Exaltierte Knallcharge

Um sich beim profanen Aufwärmen nützlich zu fühlen, hat Baynham pro forma einige Paramater des Ausgangsstoffs leicht verschoben und moderner Sitte nach bei zwei, drei Figuren die Geschlechter vertauscht. Letzteres verhilft dem wiedergekehrten «Arthur» zu einem seiner ganz wenigen Trümpfe: zur majestätischen Oscar-Preisträgerin Helen Mirren als Nachfolgerin des für diese Rolle Oscar-prämierten John Gielgud. Mirren durfte Gielguds Rollennamen gleich übernehmen, ist also auch Hobson; doch aus dem Buttler ist eine Nanny geworden. Kümmern muss sich Hobson freilich wie eh und je um ein Riesenbaby: ein meist stark alkoholisiertes und schwerreiches Riesenbaby mit einer Schwäche für leichte Flittchen und schnelle Flitzer notabene. Und wie schon Sir John Gielgud agiert auch Dame Helen Mirren dabei an der Seite eines nicht ganz so grosskalibrigen Landsmanns: An die Stelle des dafür immerhin auch Oscar-nominierten Dudley Moore ist in der Titelrolle der britische Brachialkomiker Russell Brand getreten – diese exaltierte und nervenstrapazierende Knallcharge, die sich allein schon wegen der publicityträchtigen Hochzeit mit der Sängerin Kate Perry einen Hollywood-Stammplatz gesichert haben dürfte. Brands Arthur ist denn auch von allem ein bisschen mehr als Moores, bloss weniger lustig.

Schal trotz frischen Gesichtern

Gerade auch durch eine gesteigerte Zerstörungswut zeichnet sich der hedonistische Schlingel aus. Doch wenn er es in seinem aberwitzig dekorierten Penthouse in Manhattan allzu doll treibt, räumt Hobson hinter ihm auf; und wenn er draussen rumlümmelt und in seinem Batmobil die Strassen terrorisiert, helfen Scheckbuch oder Frau Mama (Geraldine James). Damit soll nun indes Schluss sein. Unter der Androhung, ihm den Geldhahn zuzudrehen, zwingt ihn seine sonst mässig an ihm interessierte Erzeugerin zur Verlobung mit der rabiaten Goldgräberin Susan (Jennifer Garner). Und kaum hat Arthur dazu eingewilligt, erscheint die ihn schliesslich «erziehende» Traumfrau: Naomi leitet illegal Führungen in der Grand Central Station, sorgt sich um ihren Vater in Queens, blickt stets treuherzig, trägt weisse Socken zu roten Stöckelschuhen und erinnert nicht nur damit an Judy Garlands Dorothy aus «The Wizard of Oz». Selbstverständlich ist sie auch Kinderbuchautorin – so wie neuerdings sehr viele liebstmögliche Hollywood-Heldinnen. Und je präsenter sie ist, desto tiefer versinkt der Film im Sentimentalen und Moralischen und dort in so kläglichen wie unehrlichen Versuchen, Arthurs zuvor zelebrierte Alkoholsucht doch noch ernst zu nehmen. Gespielt wird Naomi von Greta Gerwig («Greenberg»), die wie Brand ein relativer Hollywood-Neuling ist. Doch auch die frischen Gesichter ändern nichts daran, dass dieser obendrein nur in scheusslicher Synchronfassung gezeigte Schwank schon recht schal ist.