Gescheiterter Versuch einer Analyse

Ein ehrgeiziger Psychotherapeut steht vor der grössten Herausforderung seiner Karriere. Er soll ein Gutachten über einen renommierten Anthropologen erstellen, welcher mehrere Jahre unter Gorillas gelebt hat.

Buena Vista

von Sandro Danilo Spadini

Regisseur Jon Turteltaub («While You Were Sleeping») wagt sich mit «Instinct» an den Roman «Ishmael» von Daniel Quinn heran. Dabei steht ihm mit den beiden Oscar-Preisträgern Anthony Hopkins, der den Anthropologen Dr. Ethan Powell spielt, und Cuba Gooding, jr. (als Psychotherapeut Dr. Theo Clauder) eine hochkarätige Besetzung zur Verfügung. Dass das ambitionierte Projekt dennoch scheitert, liegt in erster Linie daran, dass sich die Macher des Films zu vieler Klischees und Versatzstücke aus anderen Filmen bedienen.

Unausgegorener Mix

So werden beim Zuschauer immer wieder Erinnerungen an Filme wie «Gorillas im Nebel» oder auch «Das Schweigen der Lämmer» wach. Die Szenen mit den Psychiatrieinsassen hingegen rufen einem unweigerlich «Einer flog übers Kuckucksnest» ins Gedächtnis. Auch die Thematik von den katastrophalen Bedingungen in der Anstalt, mit bornierten Direktoren und gewalttätigen Aufsehern, wurde in so ziemlich jedem Gefängnisfilm der vergangenen Jahre bereits hinlänglich behandelt. Dass Clauder, welcher sich im Verlaufe des Films vom karrieresüchtigen Wissenschaftler zum gutherzigen Menschenfreund wandelt, die Zustände in der Anstalt anprangert und schliesslich einen Aufstand gegen die Aufseher provoziert, ist ebenso vorhersehbar wie unnötig. Vielmehr hätte sich Turteltaub auf die Zwiegespräche von Therapeut und Patient konzentrieren sollen, denn hier hat der Film seine stärksten Momente. Auch die Rückblenden während den Erzählungen von Powell über sein Leben unter den Gorillas sind äusserst stimmungsvoll in Szene gesetzt worden. Doch insgesamt bleibt sowohl die darin aufblitzende Zivilisationskritik als auch der Wandel von Clauder zu sehr an der Oberfläche haften.

Lichtblick Hopkins

Dass der Film nicht vollends in einem Desaster endet, verdankt er vor allem der überzeugenden Leistung von Anthony Hopkins, wobei sein Spiel bei Weitem nicht an die glanzvollen Darbietungen in Filmen wie «Nixon» oder «The Remains of the Day»  heranreicht. Aber selbst ein Hopkins in nur mässiger Form ist noch immer ein Hochgenuss. Cuba Gooding, jr. hingegen bleibt während des gesamten Films ziemlich blass. Er scheint in Komödien wie «Jerry Maguire» wohl besser aufgehoben zu sein. Dass «Instinct» mit einem vollumfänglichen Happy End endet, ist eigentlich müssig zu erwähnen, schliesslich gilt Regisseur Jon Turteltaub als Blockbuster-Spezialist. Clauder hat eine wichtige Lektion gelernt, Powell erlangt die Freiheit wieder und versöhnt sich mit seiner Tochter und auch die Bedingungen für die Insassen dürften inskünftig wohl besser werden. Alle sind also glücklich – allein beim Zuschauer bleibt das Gefühl zurück, dies alles (und zwar in besserer Form) schon einmal gesehen zu haben.