von Sandro Danilo Spadini
Die Eröffnungssequenz ist ziemlich unkonventionell: «America’s Sweethearts» beginnt mit einem semi-dokumentarischen Porträt über das Traumpaar Hollywoods – Gwen Harrison (Catherine
Zeta-Jones) und Eddie Thomas (John Cusack). In nuce wird das kinematografische OEuvre der beiden sich im privaten wie auch im fiktiven Leben liebenden Superstars vorgestellt. Mag diese Ouvertüre
– wenn auch freilich in bloss leidlich komischer Manier – noch ungewöhnlich sein, so verharrt der Film fürderhin doch standhaft im Konventionellen, was angesichts der überaus prominenten,
grösstenteils dem Mainstream-Kino angehörenden Darsteller, die durchweg ihre gewohnten Rollen zelebrieren, nur wenig zu überraschen vermag.
Die Diva und das Wrack
Kontrastiert wird die harmonische Eröffnung durch die Realität, denn längst ist das grosse Glück dahin: Amerikas Traumpaar hat sich inzwischen getrennt. Derweil Eddie sich ob der Trennung grämt
und nach einem Nervenzusammenbruch bei einem Guru nach Antworten sucht, plagt sich die zickige Gwen mit argen Imageproblemen, zumal sie es war, die sehr zum Leidwesen der amerikanischen
Öffentlichkeit die Beziehung gelöst hat – ein Zustand also, welcher der Promotion von «Time over Time», dem letzten gemeinsamen Film der beiden, bestimmt nicht zuträglich ist. Erschwert wird das
Ganze noch durch den eigenwilligen Regisseur Hal Weidman (ein gewohnt wunderbarer Christopher Walken als Stanley-Kubrick-Verschnitt). Dieser hält den Film vor Produzent Kingman (toll: Stanley
Tucci) versteckt und will ihn erst bei der grossen Pressekonferenz, dem sogenannten Junket, präsentieren. Die Zeichen stehen schlecht für Dave Kingman. Der Deus ex Machina erscheint ihm da in
Form des eigentlich gefeuerten PR-Profis Lee Phillips (Billy Crystal). Er soll die vormals Sich-Liebenden wieder zusammenbringen – oder zumindest dies der Öffentlichkeit glaubhaft machen.
Unterstützt wird er dabei von Gwenns Schwester Kiki (Julia Roberts), ein Aschenputtel, das mit ihrer selbstlosen Art so gar nicht ins Haifischbecken Hollywood passt. Nun ist aber Kiki heimlich in
Eddie verliebt...Und so kommt es bis zum grossen Finale, in dem alle Akteure vereint sind, zu Irrungen und Wirrungen, zu allerlei Slapstick und einer Fülle von aberwitzigen Situationen.
Billys Scharmützel
Von Billy Crystals Oscar-Präsentationen her ist man es gewohnt, dass er mit spitzer Zunge nickelige, aber weitestgehend harmlose Seitenhiebe in Richtung seiner Kollegen auszuteilen weiss. So ist
denn «America’s Sweethearts», zu dem er das Drehbuch lieferte, im Gegensatz zu «Time over Time», dem Film im Film, auch nicht als Katharsis zu verstehen. Viel zu überzeichnet und bisweilen
geradezu grotesk sind die Figuren, als dass der Film als ernsthafte Abrechnung durchgehen würde. Nicht einmal zur Satire taugt er. Vielmehr scharmützelt Crystall – mit süffisantem Lächeln – ein
wenig und albert sich durch die bekannten Klischees. Ihm daraus einen Strick zu drehen, wäre aber vermessen, wartet «America’s Sweethearts» doch mit einer Reihe von gelungenen Gags auf und stellt
streckenweise unterhaltsamstes Popcorn-Kino dar.