Von liebestollen Paragrafenreitern

Trotz optischer Gefälligkeit will der Funke zwischen Pierce Brosnan und Julianne Moore in Peter Howitts ideenloser und pointenarmer Komödie «Laws of Attraction» einfach nicht so recht zünden.

 

von Sandro Danilo Spadini

Wenn in einem Vorspann zu lesen ist, dass für das nun Folgende gleich neun ausführende Produzenten verantwortlich zeichnen und darüber hinaus nochmals zehn weitere Menschen sich in irgendeiner assistierenden oder überwachenden Funktion um die Produktion verdient gemacht haben wollen, dann ist das selten ein gutes Zeichen. Sie wissen schon: von wegen der Geschichte mit den vielen Köchen und deren ungeniessbarem Brei. Wenn einem dann auch noch zu Ohren kommt, dass der in Kürze dargebotene Brei, äh Film in Übersee bei Presse wie Publikum Magenverstimmungen hervorgerufen hat, sollte schon einmal nach einem Fluchtweg aus dem Kino Ausschau gehalten werden. Derart ungünstig stehen die Vorzeichen bei der romantischen Komödie «Laws of Attraction», einem Film über zwei gegensätzliche Scheidungsanwälte (Pierce Brosnan und Julianne Moore), die sich zuerst hassen, dann lieben, dann wieder hassen und zum Schluss wieder lieben, einem Film, der in den USA nicht einmal seine Produktionskosten eingespielt hat. Und die düsteren Vorahnungen bestätigen sich bald: Dass man den Amerikanern etwas mehr Geschmack hätte zutrauen sollen, wenn es darum geht, an welcher Kinokasse sie ihr Erspartes verprassen, wird einem nämlich schnell schmerzlich bewusst. Bitter ist das, denn schliesslich ist der Brosnan so ein fescher Bursche und die Moore so eine gute Schauspielerin, und auf dem Filmplakat haben sie so ein süsses Paar abgegeben!

Ohne Fantasie

Es ist eine kinematografische Binsenweisheit, dass der Reiz einer romantischen Komödie mit der Besetzung der Hauptfiguren steht und fällt. Doch dies ist gerade das Kreuz mit diesem Film: Brosnan ist ein toller James Bond und Moore im dramatischen Fach eine Klasse für sich, doch komödiantisches Gebaren zählt weder zu den Stärken des einen noch der anderen. Unangenehm bemüht wirkt denn auch deren Tun. Wenn zwischen den beiden zudem die Chemie nicht stimmt und die Funken nicht sprühen wollen, steckt die Karre schon so tief im Dreck, dass es auch keine Rolle mehr spielt, dass sich der Regisseur und die Drehbuchschreiber eine kreative Auszeit gegönnt haben. Diese Leute heissen Peter Howitt (Regie), Aline Brosh McKenna und Robert Harling (Drehbuch) und gehören für ihre lust- und ideenlose Arbeit eigentlich auf den Index. Dass die Geschichte völlig vorhersehbar ist, kann man ja bei einem Film aus der Rubrik «Romantische Komödie» noch akzeptieren. Dass man aber bei buchstäblich jeder Szene ahnt bzw. weiss, was als Nächstes kommt, ist nur noch ärgerlich. Natürlich sollte man in diesem Genre auch Eigenschaften wie Plausibilität nicht allzu hoch gewichten und mit letzter Vehemenz fordern. Bei derart vielen Ungereimtheiten, wie einem in «Laws of Attraction» zugemutet werden, muss man sich allerdings wieder einmal fragen, für wie blöd diese Hollywood-Fritzen ihr Publikum eigentlich halten. Auch mit stereotypen Figuren und Handlungsabläufen ist bei dieser Art von Film immer zu rechnen. Hier jedoch werden dem genrespezifischen Schema F so wenig eigene Ideen hinzugefügt, dass man das Gefühl bekommen könnte, der dazu jeweils gereichte Drop sei nun aber wirklich gelutscht, und man sich demzufolge fast wünscht, es würden nie wieder romantische Komödien um sich anziehende Gegensätze gedreht.

Unwitziges Flickwerk

Worauf man aber nichtsdestotrotz quasi ein Recht hat, sind Humor und ein einigermassen stringenter Aufbau. Doch auch diesbezüglich weiss «Laws of Attraction» zu enttäuschen: Viel zu zügig schreitet der Plot gerade zu Beginn voran, die Szenenabfolge wirkt bisweilen abrupt und das Ganze seltsam inkohärent, behelfsmässig zusammengeschustert, wie ein Flickwerk. Die ganz grossen Lacher bleiben überdies aus, aber dafür werden einige schale Witzchen als Running Gags immer wieder aufs Neue aufgewärmt. «Laws of Attraction» möchte gerne eine Screwball-Komödie in bester Spencer-Tracy-/Katharine-Hepburn-Manier sein, bleibt aber stattdessen auf Fernsehniveau stehen, will sagen: «Ally McBeal» in Überlänge statt einer Neuauflage von «Adam’s Rib», altbacken statt altmodisch. Brosnan und Moore wird dieser unrühmliche Ausflug ins Komödiantische wohl eine Lehre sein – und den 19 mit der Produktion beschäftigten Köchen hoffentlich auch.