Grosse Worte über grosse Gefühle

Mit der Tragikomödie «Playing by Heart» feierte am Dienstag das diesjährige Churer Open-Air-Kino eine gelungene Eröffnung. Ein grosses Staraufgebot philosophiert zwei Stunden lang über die Liebe.

Ascot Elite

von Sandro Danilo Spadini

Willard Carrolls Film erzählt sechs scheinbar nicht zusammenhängende Geschichten über die Liebe mit all ihren verschiedenen Gesichtern. Da ist eine gefühlskalte Frau, die ihren Ehemann betrügt, ein Mann, der nachts durch die Bars geht und fremden Leuten die absurdesten Geschichten erzählt, eine Mutter, die am Totenbett ihres aidskranken Sohnes wacht sowie eine desillusionierte Theaterregisseurin (erstaunlich stark: Akte-X-Star Gillian Anderson), die sich verzweifelt gegen die Verführungskünste eines charmanten Verehrers zu wehren versucht. Seine stärksten Momente hat der Film zum einen in der Geschichte über ein älteres Ehepaar (Sean Connery und Gena Rowlands), welches eine bereits 25 Jahre zurückliegende Affäre nochmals aufarbeitet und dabei neuerlich auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird. Zum anderen überzeugen insbesondere die Abschnitte mit den beiden Jungstars Angelina Jolie und Ryan Phillippe, wo die aufgedrehte Joan unverdrossen um den scheuen, wortkargen Keenan wirbt

Die Fäden verknüpfen sich

Wer bereits Robert Altmans Short Cuts gesehen hat, den mag es nicht verwundern, dass sich die zunächst losen Fäden allmählich verknüpfen. Und Carroll macht dies obendrein gar nicht mal schlecht, wenn auch «Playing by Heart» bei Weitem nicht an Altmans Meisterwerk aus dem Jahre 1993 heranzureichen vermag. Obschon dem Zuschauer schon recht frühzeitig Hinweise auf die Zusammenhänge gegeben werden, sodass die endgültige Auflösung nicht mehr wirklich überraschen kann, wird der Film zum Schluss wohl doch noch das eine oder andere Raunen provozieren. Seine grösste Stärke bezieht Playing by Heart denn auch nicht unbedingt aus der Story. Ob jetzt die jeweiligen Paare letztendlich auch zusammenkommen, ist nicht wirklich spannend, denn das klappt in amerikanischen Filmen ja eigentlich immer. Vielmehr sind es die Dialoge, die fesseln. Wortgewandt und mit aussergewöhnlichem Witz (gegen Schluss vielleicht etwas zu viel des Guten) parlieren hier Männer und Frauen über die wichtigste Sache der Welt. Kaum werden nichtssagende Floskeln in den Mund genommen, selten wird der Bogen überspannt.

Kein Durchschnittsfilm

Gewiss: «Playing by Heart» ist insgesamt ein wenig kitschig und mitunter etwas gar optimistisch geraten. Auch die Figuren sind nicht immer glaubwürdig und das Puzzle mit den scheinbar nicht zusammenhängenden Geschichten haben wir auch schon einmal gespielt. Doch getragen von einem gut aufgelegten Starensemble hebt sich Willard Carrolls erster grosser Film immer noch deutlich von der Masse ab. Zu Beginn des Films wird gesagt, dass über Liebe sprechen etwa dasselbe sei wie Architektur zu tanzen. Zwei Stunden später wird wohl so mancher, der ebenfalls dieser Ansicht war, seine Meinung revidieren müssen.