The Red House

 

1947 drehte Delmer Daves den Klassiker «Dark Passage» mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Doch dies war nicht der einzige grosse Wurf, der dem Mann, der sich später einen Namen als Westernspezialist («Broken Arrow», «3:10 to Yuma») machen sollte, in diesem Jahr gelang. Mit «The Red House» legte er auch noch einen stupenden psychologischen Horrorthriller mit Noir-Einschlag vor, eine Literaturverfilmung, die zu den Favoriten Martin Scorseses gehört. Sie erzählt von der braven Teenagerin Meg (Allene Roberts), die mit ihren Adoptiveltern Pete und Ellen (Edward G. Robinson und Judith Anderson) auf einer abgeschiedenen Farm ein genügsames, wenn auch – zumal von aussen betrachtet – ein wenig mysterienumranktes Dasein fristet. Mit der Ruhe ist es indes vorbei, als Meg es schafft, den handicapierten Pete davon zu überzeugen, ihrem feschen und wohl durchaus an ihr interessierten Klassenkameraden Nath (Lon McCallister) einen Job zu geben. Nun kriechen die Dämonen der Vergangenheit hervor und zerren ein düsteres Geheimnis nach und nach ans Licht, das irgendwie mit einem ominösen roten Haus da draussen in den Wäldern zusammenhängt, in diesen «bösen Wäldern», die auch den jungen zaghaft Liebenden zum Verderben zu werden drohen.

«The Red House» mag zwar kein perfekter Film sein; seine Handlung driftet bisweilen etwas ins Repetitive. Doch vermag die konzise Inszenierung einen über die vollen 100 Minuten Spielzeit in Bann und Atem zu halten. Daves gelingen dabei immer wieder fulminante Bilder und spektakuläre Einstellungen, die vom wuchtigen Soundtrack des dreifachen Oscar-Gewinners Miklós Rózsa kongenial untermalt werden. Durchs Band stark spielt zudem die auf ein rundes halbes Dutzend Akteure begrenzte Besetzung auf. Entsprechend ungerecht ist es, dass diesem vor psychologischer und sexueller Spannung berstenden Low-Budget-Thriller nie die ganz grosse Aufmerksamkeit zuteilwurde und er inzwischen längst ein wenig der Vergessenheit anheimgefallen ist.