Keine Underdogs mehr, aber noch immer unterbelichtet

So schwarz wie im Vorgänger geht es zwar nicht mehr zu und her. Aber auch in «Horrible Bosses 2» dominieren derbe Blödeleien, herbe Männlichkeit und superbe Nebendarsteller.

 

von Sandro Danilo Spadini

Jetzt sind also auch diese drei Trottel wieder da: Nick (Jason Bateman), Kurt (Jason Sudeikis) und Dale (Charlie Day), die vor rund drei Jahren sehr viel kriminelle Energie und ganz wenig intelligente Ideen hatten, als sie ihre «Horrible Bosses», ihre schrecklichen Chefs, übers Kreuz um die Ecke bringen wollten. Hollywood hat auch sie wieder ausgegraben, so wie es Komödienhelden eben gerne rezykliert. Bei einem weltweiten Einspielergebnis um die 200 Millionen Dollar ist das ja auch nicht gänzlich abwegig, wiewohl jetzt niemand allzu laut nach den dreien gerufen hat. Schon eher gab es da eine gewisse Sehnsucht nach den so schikaniersüchtigen Horrorbossen; sie stahlen in diesem schwarzen und weiss Gott nicht immer geschmackssicheren Schwank schliesslich die Show, und sie trugen als Chefs irgendwie konsequenterweise auch die klingenderen Namen: Kevin Spacey, Jennifer Aniston, Colin Farrell. Da Letzterer von Ersterem umgelegt wurde, ist das Wiedersehen nun ein eingeschränktes. Aber dafür ist nicht nur Jamie Foxx als grossmäuliger Kleinstkrimineller wieder dabei, sondern neu auch ein spielstarker Chris Pine; und neben Foxx und Spacey gibt sich mit Christoph Waltz ein weiterer Oscar-Preisträger die Ehre – ein zweifacher sogar.

Warum nicht eine Entführung?

Aber natürlich geht es in «Horrible Bosses 2» zuvorderst um den vernunftfähigen Nick, den triebgesteuerten Kurt und den nervenstrapazierenden Dale. Sie haben sich inzwischen aus der ausbeuterischen Unterdrückung des modernen Arbeitslebens befreit und sich selbstständig gemacht. Mit einem seifenspendenden Duschkopf wollen sie nun Kasse machen; doch vorderhand fehlt das Startkapital. Nach einem gloriosen Auftritt in einem Fernseh-Morgenmagazin – ein früher Höhepunkt des Films – steht der erhoffte Investor endlich auf der Matte: Bert Hanson (Waltz) hat ein Milliardenimperium aus dem Nichts aufgebaut und einen nichtsnutzigen Rüpelsohn namens Rex (Pine) in die Welt gesetzt, der mit seinem Papa immerhin die Liebe zum Geld und einen Mangel an Skrupel teilt. Das freilich wird unseren unterbelichteten Ex-Underdogs erst bewusst, als die Hansons sie dermassen übel linken, dass ihrem Start-up bereits der Blackout droht. Und im Angesicht dessen reift dann ein Plan – oder besser: die nächste Schnapsidee. Dass ihnen das Morden weniger liegt, wissen Nick, Kurt und Dale mittlerweile zwar. Aber eine Entführung? Warum nicht! Als Opfer haben sie Rex im Auge, doch das geht dann in selbiges: Beim Versuch, sich diesen zu krallen, betäuben sie sich selbst und schlafen im Kleiderschrank ein. Als Vollmisserfolg müssen sie ihren Ausflug ins Kidnapper-Fach gleichwohl nicht abbuchen. Denn kompetente Hilfe naht von unerwarteter Seite.

Nieder mit den Reichen!

Eine Entführung statt dreier Morde: Die (neuen) Macher von «Horrible Bosses 2» haben sich also für die Strategie des Herunterschaltens entschieden, was für die eskalations- und repetitionsfreudigen Komödienfortsetzungen made in Hollywood doch recht ungewöhnlich ist. Das allerdings soll mitnichten heissen, dass es im zweiten Teil von Regisseur und «We’re the Millers»-Drehbuchautor Sean Anders weniger derb und herb zu- und hergeht. Ganz im Gegenteil legt etwa Jennifer Aniston als sexbesessene Zahnärztin in Sachen «Dirty Talk» noch einen Zacken zu und kredenzt Verbalferkeleien, die gar manch gestandener Herrenfilm-Aktrice die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Und Kevin Spacey in seinen beiden Auftritten hinter Gittern und die übrigen Kerle sind selbstredend auch nicht viel dezenter unterwegs bei ihren teils improvisierten Albernheiten bar jeder politischen Korrektheit. Dass dabei wiederum die meisten Gags auf die Kappe und die Nüsse von dummen weissen Hetero-Männern gehen, müsste aber zur Beruhigung eventuell erhitzter Gemüter beitragen. Und dass sich hier die Betrogenen und Unterdrückten aus der Arbeiterschicht wie im Vorgänger oder in Artverwandtem à la «Tower Heist» gegen den arroganten Geldadel auflehnen, liegt nicht nur im Trend; es ist auch sympathisch und verwandelt diese rustikale Buddy-Komödie am Ende in ein rasantes Caper-Movie zum Mitfiebern.