Verrückt, wie die Liebe manchmal so spielt

Leichte Komödienunterhaltung mit dem gewissen Etwas: «Crazy, Stupid, Love» punktet mit herrlicher Besetzung, beissendem Wortwitz, viel Herz und sogar mit optischer Finesse.

 

von Sandro Danilo Spadini

Als Steve Carell zuletzt auf der Leinwand mit seiner Frau schick, aber routiniert essen war, läutete dies eine kriminell gefährliche Nacht und die gefällig turbulente Komödie «Date Night» ein. Es muss also mit Schlimmem und Witzigem gerechnet werden, wenn wir Carell nun abermals in gelangweilter Damenbegleitung beim Dinieren erblicken. Und tatsächlich lässt der erste Hammer nicht lange auf sich warten: Zum Nachtisch bestellt sich Gattin Emily (Julianne Moore) nämlich kein Tiramisù, sondern die Scheidung. Und auf der Heimfahrt quasselt sie dann noch unablässig über ihre Affäre mit einem Arbeitskollegen (Kevin Bacon). Na servus, denkt sich da Carells bejammernswerter Cal und hüpft aus dem fahrenden Auto. Multipel lädiert daheim angekommen, eröffnet er dem 13-jährigen Sohn Robbie (Jonah Bobo) die üblen News. Ihn haben wir da freilich schon kennengelernt; ebenso das von ihm angehimmelte, aber schon stattliche 17 Lenze zählende Kindermädchen Jessica (Analeigh Tipton); und sowieso und ganz andernorts den Ober-Womanizer Jacob (Ryan Gosling) und die ihn verschmähende Hannah (Emma Stone). Was wir zu diesem frühen Zeitpunkt auch schon getan haben: öfters laut gelacht.

Schelmisch, clever, sympathisch

Es ist ein verheissungsvoller Start, den «Crazy, Stupid, Love» hinlegt. Und abbauen wird der Regiezweitling von Glenn Ficarra und John Requa erst im obligat sülzigen Finale. Dass hier eine gewisse Qualität vorzufinden sein würde, stand indes schon vor Spielbeginn zu vermuten. Schliesslich scharwenzelt und scharmützelt, schwärmt und schmeichelt hier nicht nur eine mit Toptalenten und etablierten Kräften gespickte Traumbesetzung, zu der sich obendrein noch die immer wunderbare Marisa Tomei gesellt. Es sind auch die Namen der Regisseure, die hoffen lassen. Ficarra und Requa sind die Schlingel, die als Drehbuchautoren von «Bad Santa» die böseste Weihnachtskomödie aller Zeiten zu verantworten haben. Mit «I Love You Phillip Morris» haben sie voriges Jahr zudem eine erste Visitenkarte als Regisseure abgegeben. Hier nun haben sie das Schreiben Trickfilm-Spezialist Dan Fogelman («Cars») überlassen – und dieser verkritzelt sich kaum je. Schelmisch, was sein Skript an beissendem Wortwitz zu bieten hat. Clever, mit welch irren Wirrungen es aufwartet. Und sympathisch, wie warmherzig es dabei stets bleibt. Lediglich vorzuwerfen ist Fogelman, dass er die Fäden der personell wild kombinierten und generationenübergreifenden Liebesgeschichten nicht immer sauber verknüpft. Es sind aber auch sehr viele liebesgetränkte Fäden: Carell im Streit mit Moore, Carell im Bett mit Tomei, Carell auf Aufriss mit Gosling, Carell im Visier von Babysitterin Tipton. Und dazu: Moores Affäre mit Bacon, Sohnemann Bobos Schwärmerei für Tipton, Stones Abwendung von Riesenlangweiler Josh Groban, Stones Hinwendung zu Gosling – und Gosling schleppt sowieso alles ab, was nicht bis drei auf den Bäumen ist.

Gewinnende Gesichter

Klingt kompliziert? Nein, nein, keine Angst, es bedarf keiner übermässigen intellektuellen Anstrengung, diesem bestens gelaunten Reigen zu folgen. Vielmehr bietet sich einem hier nebst Komödien-Kernkompetenzen wie Lachmuskeln-Liebkosung und gewinnenden Gesichtern noch einiges mehr Erfreuliches. So gibt «Crazy, Stupid, Love» anders als herkömmliche Genreproduktionen auch optisch und inszenatorisch einiges her. Manch pfiffigen Regieeinfall geben Ficarra und Requa in dem zweistündigen und damit allzu langen Geschehen zum Besten; einige wirklich schöne Bilder verschleiern geschickt die eigentliche Formelhaftigkeit des Dargebotenen; und an Ryan Goslings obszön muskulösem Oberkörper dürfte sich wenigstens die eine Hälfte des Publikums laben. Die andere Hälfte kann es derweil Steve Carells Cal gleichtun und den Beistand von Goslings Jacob annehmen («ich will dir helfen, deine Männlichkeit wiederzuentdecken»). Cal jedenfalls profitiert davon nicht nur in Form von äusserlicher Attraktivierung und zwei, drei launigen Liebesabenteuern; letzten happy Endes gewinnt er auch das einzig Zählende und also das, worum es dem Film bei aller (jugendfreien) Heiterkeit im Grunde doch bloss geht: die grosse Liebe.