Eine Truppe für gewisse Stunden

Colin Farrell und Samuel L. Jackson bestreiten in «S.W.A.T.» unter der Regie von Kinoneuling Clark Johnson einen zwar actionreichen, aber nicht allzu realitätsfernen Hürdenlauf durch L.A.

 

von Sandro Danilo Spadini

Wenn bei der Polizei von Los Angeles gar nichts mehr geht, dann kommen sie mit Pauken und Trompeten und einer sehr grossen Menge Waffen und Sprengstoff angerauscht: die stahlharten, waghalsigen Jungs (und bisweilen auch Mädels) des «Special Weapons and Tactics»-Teams, kurz S.W.A.T. In den Siebzigern wurde dieser angeblich weltweit besten aller Spezialeinheiten bereits einmal eine Fernsehserie gewidmet; lose darauf aufbauend, kommen nun die muskelbepackten, Fäuste und Knarren schwingenden Teufelskerle und Superweiber auch im Kino ganz gross raus: Unter der Leitung von Polizei-Urgestein Hondo (wieder mal Samuel L. Jackson) gilt es in dem schlicht mit «S.W.A.T.» betitelten Cop-Film insbesondere für den zwischenzeitlich suspendierten Frischling Jim (wieder mal Colin Farrell), sich im garantiert von himmlischen Wesen freien Teil der Stadt der Engel zu bewähren. Schon der erste grössere Einsatz für das neu formierte S.W.A.T.-Team hat es in sich: Unter höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen soll ein französischer Drogenboss (Olivier Martinez, Diane Lanes etwas gar schöner Lover in «Unfaithful») ins Gefängnis überführt werden. Dieser ist aber nicht nur ein ganz böser, sondern auch ein überaus gerissener Bursche: Die Kleinigkeit von 100 Millionen Dollar stellt er jenem in Aussicht, der ihn aus den kräftigen Händen des zupackenden S.W.A.T.-Teams befreit, was wiederum sehr viele ebenfalls sehr böse Zeitgenossen auf den Plan ruft und die Arbeit für die Polizei nicht eben leichter macht.

TV als Sprungbrett

Regisseur Clark Johnson hat sich in den letzten zehn Jahren quer durch die amerikanische Fernsehserienlandschaft gefilmt (und auch geschauspielert), womit er offenbar nicht bloss die Miete einspielen konnte, sondern auch einen gewissen Ruf und das Anforderungsprofil, das ihn nach Meinung der «S.W.A.T.»-Produzenten zur Inszenierung einer waschechten Big-Budget-Produktion befähigen sollte. Und in der Tat erweist sich die Wahl Johnsons als durchaus sinnvoll. Denn nebst der Regieverantwortung für eine Folge der brillanten Polit-Serie «The West Wing» stehen in dessen Vita insbesondere Arbeiten für die einschlägigen hochkarätigen Polizeiserien zu Buche, so etwa für Barry Levinsons «Homicide», den Evergreen «NYPD Blue» oder jüngst für das TV-Meisterwerk «The Shield». Den gleichsam naturalistischen optischen Stil ebendieser Fernsehhits hat er denn auch – zumindest ansatz- und stellenweise – für seine erste Kinoarbeit adaptiert, was «S.W.A.T.», diesen ansonsten nicht übermässig originellen Blockbuster, angenehm von ähnlichen Produktionen abhebt. Der vergleichsweise sparsame Umgang mit haarsträubenden Spezialeffekten und ohrenbetäubendem Action-Firlefanz sowie der teils überraschende Bruch mit Klischees, die selbstverständlich dennoch reichlich bedient werden, verleihen dem Film darüber hinaus ein wohltuendes Mass an Realität, welches US-Kritikerguru Roger Ebert nachgerade ins Verzücken gebracht hat.

Solides Fundament

«S.W.A.T.» gehörte in den USA zu den grossen Hits dieses Sommers; das 80-Millionen-Dollar-Budget war bereits nach zwei Wochen eingespielt. Der Grund für diesen durchschlagenden Erfolg dürfte nicht zuletzt darin zu suchen sein, dass der Film auf einem durch und durch soliden Fundament aufbaut, seinen Plot fast schon aufreizend souverän – aber  eben gekonnt – allen Genrekonventionen folgend entfaltet: ein Auftakt mit ein bisschen Bum-Bum und dem Helden in Aktion, dessen Degradierung mit einhergehender persönlicher Krise, die Rekrutierung des Teams, das harte Trainingsprogramm und schliesslich die finale Bewährungsprobe mit ein bisschen mehr Bum-Bum. Das alles ist zwar nicht übertrieben spannend, und die Sprüche klopfenden Haudegen überspannen mit ihrer penetrant zur Schau gestellten Kernigkeit das eine oder andere Mal den Bogen ganz entschieden, unter dem Strich sind das aber ganz unterhaltsame zwei Stunden, die Clark Johnson ohne grössere Unfälle und ohne allzu viel Krach, Krawall und Krawumm zu füllen vermocht hat. Im Gegensatz zu seinen Protagonisten erweist sich Johnson nämlich ganz und gar nicht als Draufgänger und verzichtet auf allzu gefährliche Eskapaden.