von Sandro Danilo Spadini
Zugegeben: Von den Meisterwerken vergangener Tage waren Woody Allens letzte Filme ein gutes Stück entfernt. Der satirische Biss scheint dem Vorzeige-New-Yorker im Alter etwas abhandengekommen zu
sein. Nichtsdestotrotz zeigte sich aber, dass der Ofen noch lange nicht aus ist. Auch zugegeben: Viel Neues ist Allen zuletzt nicht mehr eingefallen; das meiste ist Routine. Und trotzdem zählt
der erstaunlich konstante jährliche Besuch des neurotischen Intellektuellen zu den erfreulichsten Ereignissen eines jeden Kinojahrs. Für die meisten Cineasten gehört Allen bzw. «seine» Figur
schliesslich längst zur Familie, und sie lieben diesen überpannten Spinner, der sie zwar kaum einmal überrascht, aber eben noch seltener enttäuscht hat. Im Leben sind gewisse Konstanten nun
einmal unerlässlich; Onkel Woody ist so eine.
Gefällige Grundidee
Die ungebrochene Popularität, die Allen allenthalben geniesst, war meist auch an seinen Besetzungslisten abzulesen. Ob Julia Roberts, Sean Penn oder Leonardo DiCaprio – kaum einer widerstand
seinem Lockruf. Für «Hollywood Ending» nun sind
ihm die Stars für einmal nicht in Scharen zugelaufen – ein erstes Zeichen dafür, dass Allens Zeit langsam abläuft? Wohl kaum, zumal der Altmeister auch mit seinem jüngsten Werk wieder das
abliefert, was gemeinhin von ihm erwartet wird – wenn auch aus der recht gefälligen Grundidee womöglich noch ein Tick mehr herauszuholen gewesen wäre: Allen spielt den Regisseur Val Waxman, einen
hypernervösen, hysterischen, hypochrondrischen «has-been», dem ausgerechnet vom neuen Partner seiner Ex-Frau Ellie (Téa Leoni), dem aalglatten Blockbuster-Produzenten (Treat Williams), die Chance
zum Comeback geboten wird. Die letzte Chance vor Augen und Ellie noch immer im Sinn, erblindet Val jedoch aus psychosomatischen Gründen. Ungeachtet dessen starten die Dreharbeiten
pünktlich...
Slapstick und Wortwitz
Allens neuester Streich lebt in erster Linie von Slapstick und Wortwitz. Diesbezüglich gehört «Hollywood Ending» eindeutig zum Besten seit langem. Einige brüllend komische Insider-Jokes und ein
paar amüsante Seitenhiebe aufs Filmbusiness – etwa im Konflikt zwischen dem intellektuellen New Yorker Regisseur und dem oberflächlichen kalifornischen Produzenten – garantieren zudem so manchen
Lacher. Wer jedoch von Allen eine grimmige Hollywood-Satire im Stile von Altmans «The Player» erwartet, wird enttäuscht werden. «Hollywood Ending» ist keine Abrechnung, sondern vielmehr eine
entspannte, routinierte, sozusagen mit geschlossenen Augen gedrehte Komödie eines grossen Filmemachers, der niemandem mehr etwas beweisen muss. Allens Held schliesslich ist wieder einmal so
herrlich überzeichnet, dass man sich schon nach dem Abspann auf seinen nächsten Besuch freut. Und der kommt ganz bestimmt. Alle Jahre wieder. See you soon, Woody!