And the Band Played On

 

Es war wahrlich keine einfache Aufgabe, derer sich Drehbuchautor Arnold Schulman («Tucker») und Regisseur Roger Spottiswoode («Shoot to Kill») hier vor fast 30 Jahren annahmen: das extensiv recherchierte 600-seitige Bestseller-Sachbuch «And the Band Played On: Politics, People, and the AIDS Epidemic» von Randy Shilts in zweieinhalb Stunden packendes Fernsehen zu verdichten. Natürlich aber war das eine noble Sache, ein absolut ehrenwertes Unterfangen und ein überaus wichtiges obendrein, war doch in den frühen Neunzigern, als «And the Band Played On» auf HBO ausgestrahlt wurde, noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten in Bezug auf die AIDS-Pandemie. Freilich verfolgt dieser Film – wie seine Vorlage – ein noch weit umfangreicheres Ziel: Minutiös schildert er den Verlauf dieser Katastrophe von A bis Z und aus allen relevanten Blickwinkeln. Im Zentrum stehen dabei die Forscher der Centers for Disease Control and Prevention und deren Kampf nicht nur gegen das in puncto Verbreitungsarten und Kerneigenschaften quälend lange nicht fassbare Virus, sondern auch gegen die Vorurteile der Öffentlichkeit, die störrische Obstruktion der Schwulenszene, einen eitlen Kleinkrieg zwischen amerikanischen und französischen Forschenden, die giergetriebenen Störmanöver der Gesundheitsindustrie und die widerliche Gleichgültigkeit der Regierung Reagan.

Trotz der Komplexität der Materie und der zahlreichen Haupt- und Nebenschauplätze wird das zwischen medizinischem Dokudrama und gesellschaftskritischer Mystery-Story pendelnde Geschehen nie je konfus – was nachgerade einem kleinen Wunder gleichkommt und einen vor Regie und Drehbuch verneigen lässt. Mächtig Eindruck und viel Freude machen zudem die Parade von Charakterköpfen wie Matthew Modine, Alan Alda, Ian McKellen, Patrick Bachau oder Richard Jenkins in den zentralen Parts und das Schaulaufen von Stars wie Phil Collins, Richard Gere, Anjelica Huston oder Steve Martin in Gastauftritten. Keinesfalls übertüncht wird von diesem Glamourfaktor freilich die Wut und die Trauer, die Shilts’ Vorlage durchziehen: Die Filmemacher vergessen nie, dass sie hier auf einer Mission sind, dass sie eine Botschaft auszusenden haben, die bis ins Heute nachhallt, in die Knochen fährt und Mark und Bein erschüttert. Noch mehr als das gute 20 Jahre später ebenfalls für HBO produzierte Drama «The Normal Heart», das die AIDS-Krise aus Aktivistensicht beleuchtet, gibt «And the Band Played On» eine so erhellende wie bewegende, faktenbasierte und gleichzeitig empathische, in jeder Hinsicht lehrreiche Übersicht über eine menschliche Katastrophe fürchterlichsten Ausmasses und pflegt dabei auf würdevolle Art und Weise das Andenken an dessen Opfer.