Gestrenger Gevatter Tod

Im Teenie-Horrorthriller «Final Destination 3» versucht abermals eine Horde unlängst geschlechtsreif gewordener schöner Menschen, den Tod auszutricksen – mit blutigen und teils skurrilen Folgen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Nach der Flugzeug-Explosion in Teil eins und der Highway-Karambolage im Nachfolger nun also die Achterbahn-Katastrophe: Die Macher der vor sechs Jahren lancierten «Final Destination»-Serie um den für die dritte Auflage auf die Dirigentenkanzel zurückgekehrten Jung-Kapellmeister James Wong lassen sich wenigstens bezüglich Exposition der jeweiligen Akte ihrer Pop-Todesoper immer wieder etwas Neues einfallen. Komplett ausgewechselt haben sie darüber hinaus auch das seit je ohnehin aus austauschbaren Gesichtern bestehende Darstellerpersonal, in dessen Reihen sich nicht einmal mehr die über Gebühr leidgeprüfte Clear Rivers (Ali Larter) befindet. Damit jedoch – mit dem in bunt glitzernden Bildern inszenierten verhängnisvollen Auftakttummeln auf dem Jahrmarkt und den garantiert bald rollenden neuen Köpfen – war der Innovationsdurst von Wong und Co. freilich schon gestillt. Der ganze Rest verläuft in geordneten, von den Vorgängern vorgespurten Bahnen und folgt strikt dem bewährten und einstmals durchaus originellen Konzept: Ein anscheinend telepathisch veranlagtes Teenager-Mädchen (diesmal: Mary Elizabeth Winstead als Wendy) hat vor dem tragischen Ereignis (diesmal: vor dem Entgleisen der Achterbahn-Wagen) eine Vision; sie sieht das kommende Unglück detailgenau voraus, gerät in Panik und verursacht ein Chaos, aufgrund dessen acht weitere unlängst geschlechtsreif gewordene schöne Menschen auf die zweifelhafte Vergnügungsfahrt verzichten müssen – und so zu einer Verlängerung ihres irdischen Daseins kommen. Da der gestrenge Gevatter Tod nun aber ein sturer Bock ist und diesen vom Schicksal oder von Wendys Vision Auserwählten die Aufenthaltsbewilligung auf unserem blauen Planeten im Grunde bereits unwiderruflich entzogen hat, wird ihnen gleichwohl kaum mehr Zeit für ein schelmisches Augenzwinkern bleiben. Der Tod, aber hallo!, lässt sich halt nicht austricksen, und diesem bereits in den beiden anderen «Final Destination»-Filmen in zahlreiche Grabsteine gemeisselten Leid- und Leitprinzip folgend, werden auch die zunächst Verschonten bald unter teils skurrilen bis bizarren Umständen den Löffel abgeben. Und weil der Tod nicht nur stur, sondern auch pingelig ist, werden sie dies in genau der Reihenfolge tun, in der es ursprünglich – auf der Achterbahn – vorgesehen war. Die Frage, die sich für Wendy und ihren wackeren Mitstreiter Kevin (Ryan Merriman) unter diesen schnell durchschauten Voraussetzungen stellt, ist jetzt natürlich: Können wir dem Sensemann abermals ein Schnippchen schlagen?

Doof und lustig

Wer die ersten beiden Teile gesehen hat, kennt die Antwort auf diese und auch alle anderen Fragen. Die Reizpunkte von «Final Destination 3» liegen folglich weniger im eigentlichen Handlungsverlauf, der mehr oder minder schematisch dem schlichten Grundsatz eines Abzählreims gehorcht. Sie sind vielmehr dort aufzuspüren, wo offenbar wird, dass dem Regisseur ein schalkhafter Dämon im Nacken sitzt. Schliesslich geht es in Filmen dieser Art auch nicht um die Frage, ob die Protagonisten sterben, sondern darum, wie sie denn sterben. Die Hauptaufgabe der Drehbuchleute und des Regisseurs liegt also darin, sich in Sachen Todesursachen und -umstände etwas Cleveres auszudenken. Und in dieser Beziehung bleibt die Crew von «FD 3» dem tendenziell vornehmlich jugendlichen und sich genüsslich am Schicksal Gleichaltriger weiden wollenden Publikum nun schon zum dritten Mal nichts schuldig. Sich flink und einigermassen stilsicher im genretypischen Graubereich zwischen Schwarzhumorigkeit und Blutrünstigkeit bewegend, wartet Wong abermals mit so mancher verbalen, aber natürlich vor allem nonverbalen Gemeinheit auf. Wiewohl die vorbestimmten finalen Konsequenzen der Letzteren bisweilen ein bisschen gar garstig ausfallen, stellt sich die Frage nach der «künstlerischen Notwendigkeit» solcher Schauerlichkeiten dank einer bis ins Abstruse gesteigerten Überzeichnung des Geschehens allenfalls am Rande. Konzipiert und umgesetzt ist dieser handwerklich souverän inszenierte und flüssig erzählte Teenie-Horrorthriller wie all seine zahllosen Brüder, Schwester, Cousins, Schwäger und Schwippschwäger ja ohnehin als morbider, letztlich aber zweifelsfrei harmloser und mehrheitsfähiger Jux. Unter dem Strich mag das alles vielleicht ein wenig doof und bestimmt völlig vorhersehbar sein, irgendwie aber auch ganz lustig und durchaus unterhaltend.