Helden und Halunken: Präsidiale Paukenschläge aus der Traumfabrik

Ein ehemaliger US-Präsident vor Gericht – das mag in der realen Welt verwegen klingen. In Hollywood freilich sind die Commander-in-Chief seit je ungleich dollere Dinge gewohnt. 55 fiktionale amerikanische Film- und Fernsehpräsidenten, die sich in nicht eben lebensechten Situationen wiederfanden.

 

Von Sandro Danilo Spadni

 

 

Gene Hackman

Castle Rock Entertainment

 

Absolute Power
(1997; Clint Eastwood)

Schweigegeld für eine Pornodarstellerin, mit der man es getrieben hat? Das kann der US-Präsident in dieser David-Baldacci-Verfilmung locker überbieten. Deren vom alten Haudegen Gene Hackman unter der Regie des nur vier Monate jüngeren Kämpen Clint Eastwood verkörperter Commander-in-Chief ist nicht nur ein Schwerenöter, sondern auch ein Sadist. Seine Geliebte fasst er dermassen ruppig an, dass sie ihn mit einem Brieföffner verletzt – worauf sie vom Secret Service über den Haufen geballert wird. Dumm nur, dass das Ganze von einem sich hinter einem venezianischen Spiegel versteckenden alternden Meisterdieb beobachtet wird. Schön hingegen, dass es für dieses ganz gruselige Exemplar eines Hollywood-Präsidenten gar nicht gut enden wird.

 

 

 

Franchot Tone

Columbia Pictures

 

Advise & Consent
(1962; Otto Preminger)

In diesem zu seiner Zeit höchst kontroversen und nachgerade traumhaft besetzten Meisterwerk geht es um einen namenlos bleibenden todkranken Präsidenten in seiner zweiten Amtszeit, der mit der Nominierung eines liberalen Professors für den Posten des Aussenministers sein politisches Vermächtnis zu sichern trachtet. Gezeichnet wird das Bild eines Mannes, der das dreckige Spiel in Washington beherrscht und im Kampf gegen dessen tückische und allzu oft heimtückische Mechanismen auch mal zu unorthodoxen und nicht immer lupenreinen Mitteln greift, der sich aber für eine hehre Sache einzusetzen meint.

 

 

 

Harrison Ford

Buena Vista

 

Air Force One
(1997; Wolfgang Petersen)


Treuer Ehemann, liebevoller Familienvater, hoch dekorierter Vietnam-Veteran und patenter Teufelskerl: Kein Wunder, wird der von Saubermann Harrison Ford porentief rein verkörperte US-Präsident James Marshall allseits geliebt – ausser natürlich von den Feinden des gelobten amerikanischen Landes wie etwa den Anhängern eines unlängst verhafteten kasachischen Ex-Diktators, die das präsidiale Flugzeug kapern, dabei aber die Wehrhaftigkeit dieses draufgängerischen Führers der freien Welt sträflich unterschätzen. Die Intelligenz seines Publikums unterschätzt derweil dieser tumbe hurrapatriotische Schmarrn aus der Action-Fast-Food-Küche von Wolfgang Petersen.

 

 

 

Dennis Quaid

United International Pictures

 

American Dreamz
(2006; Paul Weitz)

Der amerikanische Präsident als Gastjuror einer Castingshow? Klingt inzwischen auch nicht mehr ganz so abenteuerlich. Für den von Dennis Quaid mit Dumpfbacken-Blick gespielten George-W.-Bush-Verschnitt in dieser köstlichen Satire soll es die Chance zur Korrektur seines Images sein. Dieses nämlich ist ganz anders und viel mieser, als es ihm seine Vertrauten um den nach Dick Cheney geformten Vizepräsidenten (Willem Dafoe) während seiner gesamten ersten Amtszeit haben weismachen wollen, wie er nahe einem Nervenzusammenbruch rauskriegt, als er am Tag nach seiner Wiederwahl erstmals eine Zeitung aufschlägt.

 

 

 

Michael Douglas

United International Pictures

 

The American President
(1995; Rob Reiner)

Michael Douglas hat in seiner Karriere schon manchen Mistkerl gespielt; das würde ihn ja prima prädestinieren für die Rolle des US-Präsidenten, könnte man polemisch postulieren. Aber in dieser romantischen Komödie aus den diesbezüglich goldenen Neunzigern gibt er eine eher putzige Version des mächtigsten Manns der Welt: einen einsamen Witwer, der sich in eine Umweltschutzlobbyistin verliebt und dadurch seine Wiederwahl in Gefahr bringt. Das ursprünglich von Robert Redford angeleitete Projekt diente übrigens in mehrerlei Hinsicht als Blaupause für die gefeierte Fernsehserie «The West Wing», die vier Jahre später an den Start ging. Deren Showrunner Aaron Sorkin gab später zu, das Skript zu «The American President» auf Crack in seinem Hotelzimmer im Four Seasons in L.A. geschrieben zu haben. Das freilich merkt man dieser Romcom mit politischem Biss nur bedingt an.

 

 

 

Aaron Eckhart

Universum Film

 

Olympus Has Fallen
(2013; Antoine Fuqua)

London Has Fallen
(2016; Babak Najafi)

Der zu zwei Kinoauftritten gekommene Benjamin Asher ist ein Präsident der superlässigen Sorte, der sich ganz unkompliziert mit seinem Bodyguard (Gerard Butler) im Boxring misst und an dessen Seite gegen nordkoreanische bzw. pakistanische Terroristen kämpft. Hurra!

 

 

 

Morgan Freeman

Universum Film

 

Angel Has Fallen
(2019; Ric Roman Vaugh)

Eckharts Nachfolger in der «Has Fallen»-Actionreihe wurde mit Morgan Freeman der wohl präsidialste aller US-Schauspieler. In den ersten beiden Teilen hatte er bereits dessen Vize verkörpert; und selbstredend ist er mindestens so integer wie sein Vorgänger, weshalb also auch ihm nach dem Leben getrachtet wird. Freilich kann auch er sich dabei voll und ganz auf seinen pfundigen Bodyguard Gerard Butler verlassen. Yes, sir!

 

 

 

Jack Warden

Scotia

 

Being There
(1979; Hal Ashby)

Als Präsident «Bobby» verhilft er dem als Gärtner eines Freundes arbeitenden einfältigen Protagonisten dieser Satire zu nationaler Berühmtheit, indem er ihn in einer Rede in einem völlig anderen Kontext zitiert. So berühmt wird der Gärtner, dass er bald als potenzieller Nachfolger im Weissen Haus gehandelt wird. «Ein anständiger Kerl» sei der Präsident, befindet derweil der Freund. Und offenbar ein ziemlich leicht zu beeindruckender.

 

 

 

Lee Tracy

United Artists

 

The Best Man
(1964; Franklin J. Schaffner)

Die Protagonisten dieses Politdramas, das auf einem Broadway-Stück von Gore Vidal beruht, sind sämtlich nach realen Vorbildern modelliert. In Henry Fondas idealistischem Intellektuellen und Cliff Robertsons populistischem Opportunisten, die sich als sich spinnefeinde Gegensätze um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei bewerben, sind unschwer Adlai Stevenson und Joe McCarthy (oder wahlweise auch Richard Nixon) zu erkennen. Und in dem als Königmacher fungierenden sterbenden Ex-Präsidenten schimmert überdeutlich Harry S. Truman durch.

 

 

 

Samuel L. Jackson

Ascot Elite

 

Big Game
(2014; Jalmari Helander)

Mal wieder ein Angriff auf die Air Force One. Diesmal wird sie über der finnischen Wildnis abgeschossen, in der der Präsident sodann mithilfe eines 13-jährigen Jägers den Terroristen zu entfliehen sucht. Wahrlich kein Höhepunkt der Actionkunst, aber notabene der zweitteuerste finnische Film aller Zeiten.

 

 

 

Roy Scheider

Columbia TriStar Home Video

 

Chain of Command
(2000; John Terlesky)

In diesem ziemlich unbemerkenswerten Actioner wird der frisch gewählte Präsident samt dem sogenannten nuklearen Football und also den Instruktionen für eine atomare Attacke der USA entführt. Das motiviert dann auch den Secret-Service-Agenten im Zentrum der Handlung, sich doch noch für das Wohlbefinden seines Commander-in-Chief einzusetzen, dessen moralische Integrität er heftig angezweifelt hatte, weil er eine Affäre mit der Frau eines Freundes unterhält. Der Präsident schwingt sich am Ende dann aber tatsächlich noch zum Helden auf, bezahlt das aber mit seinem Leben. Seine Nachfolgerin wird die Vizepräsidentin und damit eine Latina (María Conchita Alonso). Aber das ist beileibe nicht das Abenteuerlichste an dieser Geschichte.

 

 

 

Mark Harmon

Warner Bros.

 

Chasing Liberty
(2004; Andy Cadiff)

Diese romantische Komödie fokussiert auf die Präsidententochter (Mandy Moore), die das Gefühl hat, von ihren Bodyguards des Secret Service erstickt zu werden. Als sie rebelliert, stimmt ihr Vater zu, sie auf ihrem anstehenden Trip nach Prag nur von einer Minitruppe beschützen zu lassen. Dass der fesche Ben (Matthew Goode) auch dazugehört, verschweigt dieser ihr aber – auf Geheiss des Präsidenten, der sich damit prompt unbewusst als Kuppler betätigt.

 

 

 

Michael Keaton

20th Century Fox

 

First Daughter
(2004; Forest Whitaker)

Diese Komödie stammt ebenfalls aus dem Jahr 2004, sie ist ebenfalls romantisch, es geht ebenfalls um die Präsidententochter, sie fühlt sich ebenfalls vom Secret Service überbeschützt, und sie sieht ebenfalls die Chance gekommen, aus dem goldenen Käfig auszubrechen, als sie, nein, nicht nach Prag fährt, sondern in Kalifornien mit dem College anfängt – wo sie sich dann aber ebenfalls in einen Kerl verliebt, der ihr ebenfalls hilft, vor ihren Beschützern zu fliehen, und der ihr ebenfalls etwas verschweigt.

 

 

 

Jeff Bridges

DreamWorks

 

The Contender
(2000; Rod Lurie)

Der Dude als US-Präsident wäre ja schon cool genug, und dass dieser dann auch noch eine eigene Bowlingbahn im Weissen Haus hat, könnte man sogar als Reverenz an Jeff Bridges’ grandioseste Rolle deuten. Aber dieser demokratische Commander-in-Chief hat noch ganz andere Qualitäten. Nicht nur schlägt er entgegen allen Erwartungen eine Frau für die verwaiste Position seines Vizes vor; er steht ihr auch loyal bei, als sie von ihren politischen Gegnern mit einer Schmutzkampagne überzogen wird. Aber was Präsident Jackson Evans wirklich und wahrhaftig grossartig macht in diesem als Reaktion auf den Lewinsky-Skandal verstanden werden wollenden Filmjuwel, ist… seine Vorliebe für Haifisch-Sandwiches.

 

 

 

Kevin Kline

Warner Bros.

 

Dave
(1993; Ivan Reitman)

In dieser charmanten romantischen Komödie übernimmt ein gutmütiger Doppelgänger des Präsidenten dessen Job, nachdem dieser bei einem Schäferstündchen mit seiner Geliebten einen Schlaganfall erlitten hat und ins Koma gefallen ist. Eigentlich als Marionette vom Stabschef des Weissen Hauses eingesetzt, entwickelt der falsche Präsident einen unerwarteten Tatendrang, plant soziale Reformen und bezirzt damit auch die First Lady.

 

 

 

Perry King

20th Century Fox

 

The Day After Tomorrow
(2004; Roland Emmerich)

Als Reaktion auf die lasche Klimapolitik von George W. Bush wollte Regisseur Roland Emmerich diesen Schwächling von einem Präsidenten und den von «Twin Peaks»-Bösewicht Kenneth Welsh gespielten Dick-Cheney-Gedenk-Vizepräsidenten verstanden haben. Seine Ignoranz bezahlt der Führer der freien Welt hier mit seinem Leben: Seine Autokolonne wird von einem Supersturm verschluckt.

 

 

 

Morgan Freeman

Paramount Pictures

 

Deep Impact
(1998; Mimi Leder)

Dieser Mann ist dermassen präsidial, dass er in dieser Liste als Einziger zweimal auftauchen muss. In dem mediokren Katastrophenfilm aus der zweiten Blütezeit dieses Genres ist sein Tun freilich von geringem Erfolg gekrönt. Den Tod von Abermillionen Menschen in den USA, in Afrika und Europa vermag er mit seinen Strategien im Kampf gegen einen auf die Erde zurasenden Kometen jedenfalls nicht zu verhindern.

 

 

 

George Clooney

Tobis

 

The Ides of March
(2011; George Clooney)

Technisch gesehen ist der von George Clooney in seiner vierten Regiearbeit verkörperte Politiker noch nicht mal sicher der Präsidentschaftskandidat seiner Partei. Doch wer möchte ernsthaft daran zweifeln, dass er nach dem offenen Ende der Geschichte tatsächlich gewählt wird – das ist schliesslich George Clooney! Freilich ist auch sein smarter und Wandel versprechender demokratischer Spitzenkandidat mitnichten die integre Ikone, nach der sich die US-Gesellschaft sehnt. Politisch ist ihm zwar nichts vorzuwerfen; dass er aber eine 20-jährige Wahlkampfhelferin schwängert und später deren Suizid zu vertuschen hilft, entzaubert ihn dann doch recht schnell. Der Film, beruhend auf einem Theaterstück von Beau Willimon («House of Cards»), ist auch als Ausdruck der Enttäuschung über den ausgebliebenen Aufbruch nach der Wahl Barack Obamas und als Relativierung der damals gewagten Hoffnung zu verstehen.

 

 

 

John Travolta

Universal Studios

 

Primary Colors
(1998; Mike Nichols)

Auch John Travoltas Figur ist noch nicht gewählt, als der Abspann dieser brillanten Politsatire läuft. Weil er hier aber ganz offenkundig Bill Clinton darstellen soll und die Geschichte auf dessen chaotischer erster Präsidentschaftskampagne von 1992 beruht, ist die Wahl des zwar durchaus idealistischen, aber mit allen politischen Wassern gewaschenen und einer allzu launigen Libido gesegneten bzw. gestraften Südstaatenpolitikers eh nur noch Formsache.

 

 

 

Kevin Pollak

Paramount Classics

 

Deterrence
(1999; Rod Lurie)

Auf einer Wahlkampfreise in Colorado geraten der Präsident und seine Entourage in einen Blizzard und müssen Zuflucht in einem Diner suchen. Dieses wird unerwartet zum «War Room», als die Gestrandeten durch einen Fernsehbeitrag erfahren, dass der Irak wieder in Kuwait einmarschiert ist. Der Präsident droht mit einem nuklearen Schlag, den er trotz der Warnung, der Irak verfüge ebenfalls über Atomwaffen, dann auch tatsächlich ausführen lässt. Wie sich freilich herausstellen wird, ist dieser Führer der freien Welt kein halsbrecherischer Pokerspieler, sondern ein gewiefter Trickser. Nicht übermässig realistisch, aber eine ziemlich packende Sache.

 

 

 

Peter Sellers

Wikimedia Commons

 

Dr. Strangelove
(1964; Stanley Kubrick)

Nicht nur den besonnenen, aber leicht überforderten US-Präsidenten spielt Peter Sellers in diesem Klassiker der Filmgeschichte, sondern auch noch einen britischen Offizier und den titelgebenden Verrückten, der eigenhändig einen Atomkrieg mit der Sowjetunion anzetteln will. Kleiner Fun-Fact: Merkin, der Vorname von Sellers’ Präsident, bezeichnet im Slang ein Schamhaartoupet.

 

 

 

Madison Mason

New Line Cinema

 

Eagle Eye
(2008; D.J. Caruso)

Einmal mehr soll der US-Präsident ausgeschaltet werden. Der Clou hier: Der Attentäter ist ein Supercomputer, der den Präsidenten wegen seiner unüberlegten Militärschläge als Gefahr für die Bürger der Vereinigten Staaten einstuft und sich deshalb legitimiert sieht, ihn eliminieren zu lassen. Und mit ihm dann gleich auch noch all jene, die sich in der Nachfolgeregelung vor dem Verteidigungsminister befinden, der sich einer Politik verschrieben hat, die die künstliche Intelligenz goutiert. Das Ganze ist auch deshalb um einiges besser, als es klingt, weil der Verschwörungsthriller spannend besetzt ist und vom soliden D.J. Caruso flüssig und peppig inszeniert wurde.

 

 

 

Donald Pleasence

MGM Home Entertainment

 

Escape from New York
(1981; John Carpenter)

Vom Regen in die Traufe gerät der Commander-in-Chief in dieser carpenterschen Dystopie. Nachdem seine Air Force One auf dem Weg zu Friedensverhandlungen mit China und der Sowjetunion von Terroristen über Manhattan zum Absturz gebracht worden ist, überlebt er zwar, weil er rechtzeitig in eine Rettungskapsel verfrachtet wurde. Weil die Insel aufgrund der überbordenden Kriminalität und aus Platzmangel in eine gigantische Gefängniszone umgewandelt worden ist, landet er dabei aber in den Händen von Häftlingen, die ihn zur Geisel nehmen.

 

 

 

Cliff Robertson

United International Pictures

 

Escape from L.A.
(1996; John Carpenter)

In dieser abermals dystopischen Vision werden die USA von einem technokratischen Präsidenten regiert, der auf Lebzeiten gewählt ist. Dieser hat nicht nur sehr genaue Vorstellungen von der richtigen Moral, sondern möchte mittels einer Superwaffe auch noch gleich die ganze Welt beherrschen.

 

 

 

Henry Fonda

Das Vierte

 

Fail Safe
(1964; Sidney Lumet)

Eine solche Kaskade von schwerwiegenden Entscheidungen hatte selbst im Kino wohl nie ein amerikanischer Präsident zu treffen. Weil ein US-Geschwader durch einen technischen Fehler den Befehl zum nuklearen Angriff auf Moskau erhalten hat und eine Rückholaktion aufgrund des ausgeklügelten Sicherheitssystems nicht mehr möglich ist, erteilt der Commander-in-Chief den Befehl, seine eigenen Leute abzuschiessen. Da dies aber scheitert, sieht er sich gezwungen, den Sowjets die nötigen Koordinaten durchzugeben, um den Job selbst zu erledigen. Und als auch das fehlschlägt und Moskau tatsächlich in Schutt und Asche liegt, sieht der Präsident der Vereinigten Staaten tatsächlich keine andere Möglichkeit mehr, als zur Kompensation New York City durch einen amerikanischen Atombomber zerstören zu lassen.

 

 

 

Richard Dreyfuss

CBS

 

Fail Safe
(2000; Stephen Frears)

Im gleichen Dilemma wie Henry Fondas Präsident findet sich jener von Richard Dreyfuss 36 Jahre später wieder. Auch das live im US-Fernsehen inszenierte Kammerspiel ist notabene in den frühen Sechzigern angesiedelt und widerspiegelt die Ängste im Nachgang zur Kuba-Krise.

 

 

 

Chris Rock

United International Pictures

 

Head of State
(2003; Chris Rock)

Wie die Jungfrau zum Kind kommt ein junger afroamerikanischer Politgehilfe aus Washington D.C. zur Nominierung der Demokratischen Partei für die anstehenden Präsidentschaftswahlen, nachdem der bereits gekürte Kandidat samt seinem «Running Mate» bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Wie so vieles in Washington hat aber auch dies einen strategischen Hintergrund: Weil man die Wahl bereits verloren glaubt, wählt man rein aus Imagegründen und mit Blick auf die nächsten Wahlen einen sympathischen, aber chancenlosen Angehörigen einer Minderheit als Kandidat. Zur Überraschung aller wird der unkonventionelle Underdog dann aber tatsächlich gewählt.

 

 

 

Bill Pullman

20th Century Fox

 

Independence Day
(1996; Roland Emmerich)

Was von diesem heroischen Kinopräsidenten bleibt, sind die inspirierenden Worte, die er an seine Leute richtet, bevor er, frisch verwitwet, höchstpersönlich mit ihnen zur Luftschlacht gegen die ausserirdischen Feinde schreitet. Es liesse sich freilich unter Umständen eventuell postulieren, dass er insgesamt zu den weniger realistischen Exemplaren seiner Spezies zählt.

 

 

 

William Sadler

Disney/Marvel Studios

 

Iron Man 3
(2013; Shane Black)

Noch so ein Präsident, der sich in der Air Force One nicht sicher fühlen kann. Von dort aus wird er von einem verrückten Wissenschaftler entführt, der ihn sodann live im Fernsehen hinrichten will.

 

 

 

Hal Holbrook

Crown International Pictures

 

The Kidnapping of the President
(1980; George Mendeluk)

Der Titel dieses mässig erbaulichen Politthrillers deutet es an: Auch hier wird der Präsident entführt. Der Kidnapper ist ein südamerikanischer Terrorist, der recht unbescheiden 100 Millionen Dollar in Diamanten plus zwei (hä, zwei?) Flugzeuge als Lösegeld verlangt. Hätte das Staatsoberhaupt also doch besser auf den von William Shatner gespielten Secret-Service-Agenten gehört, der die Entführungspläne schon vorab spitzgekriegt und es pflichtschuldig auch keineswegs versäumt hatte, seinen obersten Vorgesetzten davon in Kenntnis zu setzen.

 

 

 

Bob Odenkirk

Studiocanal Film

 

Long Shot
(2019; Jonathan Levine)

Der Mann setzt doch mal die richtigen Prioritäten: Weil er in seinen alten Job als Fernsehschauspieler zurückkehren möchte, entscheidet sich der Führer der freien Welt in dieser Blödelkomödie, sich nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stellen. Nobler Nebeneffekt dieses so gar nicht in der Tradition von Lyndon B. Johnson gehaltenen Verzichts: Er wird so den Weg frei machen für die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten, als welche am Ende seine Aussenministerin (Charlize Theron) vereidigt werden wird.

 

 

 

Robin Williams

Universal International Pictures

 

Man of the Year
(2006; Barry Levinson)

Ein von der zunehmenden politischen Polarisierung frustrierter Moderator einer satirischen Fernsehshow stellt sich halb im Scherz zur Wahl und wird als Parteiloser dann tatsächlich zum US-Präsidenten erkoren, obwohl er sich nur in 13 Staaten als Kandidat hat aufstellen lassen. Doch auch seine hohen Zustimmungswerte können nicht den Makel ausmerzen, dass sein Überraschungscoup einem Systemfehler in den Wahlautomaten geschuldet ist.

 

 

 

James Earl Jones

Paramount Pictures

 

The Man
(1972; Joseph Sargent)

Eine ganze Generation vor Barack Obama hatten die USA bereits schon einmal einen afroamerikanischen Präsidenten – wenigstens im Kino. In diesem vergessenen Politdrama der frühen Siebziger wird selbiger indes nicht gewählt; er steigt als Präsident pro Tempore des US-Senats vielmehr automatisch ins höchste Amt auf, nachdem der Präsident und der Sprecher des Repräsentantenhauses in Frankfurt ermordet worden sind und der todkranke Vizepräsident auf das Amt verzichtet hat. Als Moderater wird er von den Extremisten auf beiden Seiten aufgrund seiner Ethnie bedrängt und muss sich obendrein noch der Scharmützel seines Verteidigungsministers erwehren, der ihm schliesslich offen die Präsidentschaft streitig machen will.

 

 

 

Jack Nicholson

Warner Bros.

 

Mars Attacks!
(1996; Tim Burton)

«Warum können wir unsere Differenzen nicht ausräumen?», fragt dieser sein diplomatisches Geschick ein wenig überschätzende US-Präsident die Invasoren vom Mars. Darum, antworten jene auf ihre Art – und bringen ihn im Präsidentenbunker um.

 

 

 

Ronny Cox

Warner Bros.

 

Murder at 1600
(1997; Dwight Little)

Ein Präsident, der das moralisch Richtige tun will: Das trifft man auch nicht alle Tage an. In diesem eher rustikalen, aber fraglos unterhaltsamen Thriller hat das Staatsoberhaupt neben politischen Sorgen wegen seiner kritisch betrachteten Handhabung einer Geiselsituation in Nordkorea auch noch gehörigen privaten Ärger. Sein Sohn wird verdächtigt, im Weissen Haus eine junge Sekretärin ermordet zu haben. Anstatt alles zu vertuschen, bietet der Hausherr also seinen Rücktritt an. Gerade noch rechtzeitig wird er aber darüber informiert, dass es sich hier um ein Komplett seiner kriegswütigen Gegner um den eigenen Vizepräsidenten handle.

 

 

 

Arthur Byron

Wikimedia Commons

 

The President Vanishes
(1934; William A. Wellman)

In dieser weitgehend vergessenen Romanverfilmung inszeniert der US-Präsident inmitten einer aussenpolitischen Krise sein Verschwinden, um einem Coup von Faschisten zuvorzukommen.

 

 

 

Hunt Block

Sony Pictures Home Entertainment

 

Salt
(2010; Phillip Noyce)

Noch so ein US-Präsident, der ermordet werden soll, diesmal von den Russen. Und noch einer, der diesen mit einem nuklearen Schlag droht. Zum Glück für ihn gibts da noch die patente Angelina Jolie, die als in Ungnade gefallene Agentin das eine wie das andere zu verhindern weiss.

 

 

 

David Rasche

Kinowelt

 

The Sentinel
(2006; Clark Johnson)

Sledge Hammer als Führer der freien Welt? Das könnte eigentlich heiter werden, wird es aber nicht in diesem soliden Thriller. Denn Rasche ist hier nicht zum Spass da, sondern hat Sorgen gleich an mehreren Fronten. Zum einen ist ein Attentat auf sein Leben geplant; zum anderen hat der von Michael Douglas gespielte Secret-Service-Agent, der das rauskriegt, nicht nur den primären Auftrag, die First Lady (Kim Basinger) zu beschützen, sondern auch eine Affäre mit selbiger. Da ist es nur nichts als recht, rettet dieser dem Gehörnten am Ende das Leben – und muss dann trotzdem in Frühpension gehen.

 

 

 

Fredric March

Paramount Pictures

 

Seven Days in May
(1964; Jon Frankenheimer)

Nachdem er einen Abrüstungsvertrag mit der Sowjetunion unterschrieben hat, gerät der amerikanische Präsident unter öffentlichen Druck. Eine Gruppe ranghoher Militärs sieht die Chance gekommen, einen Putsch zu wagen. Sieben Tage bleiben, um die Verschwörer zur Strecke zu bringen.

 

 

 

Michael Belson

New Line Cinema

 

Wag the Dog
(1997; Barry Levinson)

Um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken, inszeniert ein Spindoktor (Robert De Niro) mithilfe eines Hollywood-Produzenten (Dustin Hoffman) einen fiktiven Krieg gegen Albanien. Diese brillante Satire war nicht etwa eine Reaktion auf den Lewinsky-Skandal, sondern nahm ihn quasi vorweg. Sie erschien nämlich einen Monat vor dessen Bekanntwerden und der darauffolgenden Bombardierung der Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik im Sudan und löste entsprechend eine lebhafte Debatte darüber aus, wie das Leben bisweilen die Kunst imitiert.

 

 

 

James Cromwell

Paramout Pictures

 

The Sum of All Fears
(2002; Phil Alden Robinson)

Und wieder einmal droht ein nuklearer Krieg zwischen den USA und Russland, nachdem der US-Präsident beim Besuch des Superbowl im Stadion von Baltimore anders als Zehntausende andere haarscharf dem Tod durch eine detonierende Atombombe entkommen ist. Es bedarf schon Tom Clancys Haudegen Jack Ryan, um die beiden Streitparteien darüber aufzuklären, dass sie beide Opfer einer Verschwörung geworden sind.

 

 

 

Kelsey Grammer

Walt Disney Studios Motion Pictures

 

Swing Vote
(2008; Joshua Michael Stern)

Von einer einzigen Stimme hängt es ab, ob der republikanische Präsident in dieser milden Satire eine zweite Amtszeit bekommt oder sein demokratischer Herausforderer (Dennis Hopper) ihn ablöst. Es steht nämlich nach Auszählung sämtlicher übrigen Wahlzettel remis im Staat New Mexiko. Dass diese noch einmal korrekt abzugebende Stimme einem apolitischen liebenswerten Trunkenbold gehört und sich dieser weder für den einen noch den anderen Kandidaten gross interessiert, macht nicht etwa ihn zur Manövriermasse der politischen Kontrahenten, sondern diese zum Spielball seiner Launen. Egal, was er sagt: Die Parteien sind immer ganz seiner Meinung. So sind die Republikaner auf einmal Feuer und Flamme für die gleichgeschlechtliche Ehe und den Umweltschutz, derweil die Demokraten sich dezidiert gegen das Recht auf Abtreibung und illegale Einwanderung aussprechen. Ein heilloses Chaos bricht über Washington aus, und wem unser Held wider Willen am Ende seine ominöse Stimme gibt, bleibt grad auch offen.

 

 

 

Jamie Foxx

Sony Pictures

 

White House Down
(2013; Roland Emmerich)

Roland Emmerich und die US-Präsidenten – eine innige Beziehung ist das. Hier präsentiert der «Spielbergle von Sindelfingen» mal wieder ein knackiges Exemplar. Zusammen mit einem Bodyguard kämpft er gegen Eindringlinge im Weissen Haus, die sich der atomaren Codes bemächtigen wollen. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, auch mal einen der Fieslinge höchstpersönlich über den Haufen zu ballern – aber natürlich erst nachdem er sich die Lesebrille aufgesetzt hat.

 

 

 

Meryl Streep

Netflix

 

Don’t Look Up
(2021; Adam McKay)

«Ruhe bewahren und sondieren»: Das ist die Order, die diese weibliche Version von Donald Trump (oder Wiedergängerin von Sarah Palin) ausgibt, als sie von Wissenschaftlern über den bevorstehenden alles zerstörenden Einschlag eines Kometen informiert wird. Schliesslich stehen Wahlen an, und da will sie sich die Umfragewerte nicht von solch einer Petitesse wie dem Weltuntergang vermiesen lassen. Als es dann aber tatsächlich so weit kommt, ist sie natürlich eine der wenigen Auserwählten, die nach einem 22'740 Jahre dauernden Kälteschlaf auf einem belebten Planeten Zuflucht finden. Dass sie dort unmittelbar nach der Ankunft von einem wilden Tier angefallen und gefressen wird, tut nun wirklich niemandem leid.

 

 

 

Billy Bob Thornton

United International Pictures

 

Love Actually
(2003; Richard Curtis)

Was für ein Kontrast zum lieblichen britischen Premierminister von Hugh Grant dessen amerikanisches Pendant doch ist. Erst macht er einen schmierigen Kommentar über die spätere Herzensdame seines Kollegen, danach wird er sich auch noch an ihr vergreifen. Die Quittung für dieses ungebührliche Verhalten folgt prompt beim gemeinsamen Interview mit der Presse: Derweil der US-Unhold von der oft zitierten «special relationship» zwischen den beiden Ländern schwafelt, meint der Premierminister ungewohnt scharf: «Ein Freund, der uns schikaniert, ist nicht länger ein Freund.» Recht hat er, bravo! Findet natürlich auch Natalie, die Herzensdame.

 

 

 

Dennis Haysbert

Fox

 

24
(2001–2010; Robert Cochran & Joel Surnow)

Der erste der vielen Präsidenten von «24» ist und bleibt auch der denkwürdigste und dank seiner natürlichen Autorität und der tiefen sonoren Stimme der eindrucksvollste. Und wer weiss, vielleicht hat er sogar dem Lauf der Geschichte ein ganz kleines bisschen nachgeholfen. Denn was bei der Erstausstrahlung noch wie Science-Fiction rezipiert wurde, wurde nur sieben Jahre später Tatsache: ein Afroamerikaner als US-Präsident.

 

 

 

Kiefer Sutherland

ABC

 

Designated Survivor
(2016–2019; David Guggenheim)

In «24» hatte er mehr als einem US-Präsidenten das Leben gerettet, in dieser leider nur in der ersten Staffel überzeugenden Serie trat er das Amt selbst an. Als bei der jährlichen Rede zur Lage der Nation der Präsident, sein Vize und das ganze Kabinett bei einem Anschlag umkommen, fällt dem parteilosen Wohnungsbauminister als sogenanntem Designated Survivor automatisch die Rolle des Führers der freien Welt zu. Wider jede Erwartung und gegen alle Widerstände macht der dann sogar einen prima Job.

 

 

 

Geena Davis

ABC

 

Commander in Chief
(2005; Rod Lurie)

Eine Frau an der Spitze der USA: Diese Fantasie hielt nur eine Staffel lang, trotz all der Erfahrung, die Showrunner Rod Lurie da schon mit fiktionalen Kinopräsidenten gesammelt hatte (siehe oben). Gewählt wurde diese Frau zwar nicht; sie stieg nach dem Tod des Amtsinhabers von der Vizepräsidenten zum Commander-in-Chief auf. Aber erst einmal im Amt, füllt sie die Rolle mit Bravour aus.

 

 

 

Julia Louis-Dreyfus

HBO

 

Veep
(2012–2019; Armando Iannucci)

Der blanke Horror ist es derweil, was diese so unfähige wie amoralische Frau veranstaltet, als sie vom nutzlosen Posten der Vizepräsidentin doch noch ins oberste Amt im Staat aufsteigt. Sie und ihre Chaostruppe nehmen hier den vulgären und nihilistischen Dilettantismus der Trump-Ära vorweg; bloss ist das nicht zum Heulen, sondern wegen der jalapeñoscharfen Dialoge vielmehr zum Brüllen komisch.

 

 

 

Patricia Wettig

Fox

 

Prison Break
(2005–2008; Paul T. Scheuring)

Ihre Rolle beginnt als mysteriöse Frau im Hintergrund, die die Strippen zieht und dafür gesorgt hat, dass die beiden Hauptfiguren unschuldig im Knast sitzen. Später wird enthüllt, dass sie nicht nur einer Verschwörerorganisation angehört, sondern tatsächlich die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten ist. Und weil das noch nicht übel genug ist, wird sie dann auch noch ihren Chef vergiften und selbst zur mächtigsten Person im Land aufsteigen. Auf diesem Posten bleibt sie freilich nicht allzu lange. Nachdem ihr eine kompromittierende Tonbandaufnahme vorgespielt worden ist, die nicht nur ihre kriminellen Machenschaften aufdeckt, sondern auch noch ein inzestuöses Verhältnis mit ihrem Bruder, tritt sie zurück. Ist vielleicht besser so.

 

 

 

Keith Carradine

CBS

 

Madam Secretary
(2014–2019; Barbara Hall)

Er ist einer der Guten. Das zeigt sich allein schon daran, dass er als amtierender Präsident aus der Republikanischen Partei austritt und seine Wiederwahl sodann als Unabhängiger schafft. Ganz freiwillig hat er das zwar nicht gemacht; seine Partei weigerte sich, ihn zu nominieren. Dies freilich deshalb, weil er es gewagt hatte, den Klimawandel anzuerkennen. Dass er dann auch noch mithilft, die seit je von ihm geförderte Titelfigur zu seiner Nachfolgerin zu machen, rundet das sympathische Bild ab.

 

 

 

Tony Goldwyn

ABC

 

Scandal
(2012–2018; Shonda Rhimes)

Ein Mann, der geboren wurde, um zu führen. Der prädestiniert ist für das Präsidentenamt. Und der das perfekte Leben führt. Scheinbar zumindest. Denn was seine Wähler nicht wissen: Der Republikaner hat schon lange vor seiner Vereidigung eine Affäre mit seiner scharfzüngigen Kampagnenmanagerin, der Protagonistin der Serie. Nachdem er seine Wiederwahl geschafft hat, wird er sich als erster amtierender Präsident von seiner Frau scheiden lassen. Doch damit nicht genug der Demütigung: Als diese sich später für seine Nachfolge bewirbt, unterstützt er ihre parteiinterne Gegnerin. Immerhin glätten sich die Wogen dann doch wieder, und seine Ex wird tatsächlich zur neuen Präsidentin gewählt.   
 


 
Ciarán Hinds

ABC

 

Political Animals
(2012; Greg Berlanti)

Zur Zeit, als diese Miniserie spielt, ist dieser Filou zwar bereits nicht mehr im Amt ­und auch nicht mehr verheiratet – seine Frau liess sich von ihm scheiden, gleich nachdem sie die Präsidentschaftsvorwahlen der Demokratischen Partei verloren hatte. Weil er aber trotz seiner ausserehelichen Eskapaden stets sehr beliebt im Volk war, hat sein Wort noch immer Gewicht; und als Elder Statesman, auf dessen Hilfe in aussenpolitischen Krisen gerne zurückgegriffen wird, macht er auch eine passable Figur. Weil er aber ein solch notorischer Schwerenöter ist, könnte er seiner weiterhin auf das Präsidentenamt schielenden Ex, die mittlerweile Aussenministerin ist, trotz guter Umfragewerte noch einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind in dieser leider viel zu kurzlebigen Serie, ähm, selbstverständlich rein zufällig.  
 

 

 
Kevin Spacey

Netflix

 

House of Cards
(2013–2018; Beau Willimon)


Das geflügelte Wort vom Über-Leichen-Gehen zur Durchsetzung seiner politischen Ziele bekommt in diesem Fall eine ganz neue, ganz wörtliche Bedeutung. Denn um ins Weisse Haus zu gelangen, schubst dieser womöglich denkwürdigste aller fiktiven Kino- und Fernsehpräsidenten auch mal höchstpersönlich eine ihm im Weg stehende Figur vor die heranrauschende U-Bahn. Ein J.R. Ewing der US-Politik war dieser Francis Underwood, nur viel gefährlicher und bösartiger. Und als Kevin Spacey aus bekannten leidigen Gründen aus der Serie ausscheiden musste, machte es Robin Wright als First Lady, die ihrem Mann im Präsidentschaftsamt nachfolgt, auch nicht viel hehrer.
 

 

 
Martin Sheen

NBC

 

The West Wing
(1999–2006; Aaron Sorkin)

Einen integreren, gescheiteren und schlicht grossartigeren Präsidenten haben die Amerikaner weder im Kino noch im Fernsehen und natürlich schon gar nicht im richtigen Leben zuvor oder danach je wieder gesehen. Der an multipler Sklerose leidende Demokrat Josiah «Jed» Bartlet verkörperte sieben Staffeln lang alles, was man sich von einem Staatsoberhaupt wünschen konnte, und alles, was der damalige Amtsinhaber im richtigen Leben zumindest für die eine Hälfte des Landes und einen beträchtlichen Teil der übrigen Welt so schmerzlich vermissen liess. Dass er am Ende auch noch dem grandiosen Jimmy Smits den Weg ebnete, als erster Latino ins Weisse Haus einzuziehen, war der krönende Abschluss einer Präsidentschaft, die einfach zu schön war, um wahr zu sein.