Palm Springs

 

Als eine Art «Sequel eines Films, der gar nicht existiert», hat Drehbuchautor Andy Siara sein von der Kritik gefeiertes Langfilmdebüt bezeichnet. Und zumindest ein kleines bisschen ist «Palm Springs» auch das Update eines Films, der sehr wohl existiert und seit bald 30 Jahren seinen fixen Platz in der Filmgeschichte hat. Die Geschichte eines Mannes, der in einem Loop gefangen ist und wieder und wieder denselben Tag durchleben muss, sie wiederholt sich hier freilich auf eine derart frische Weise, dass wohl selbst Billy Murrays Grantler aus «Groundhog Day» seinen Spass daran haben würde. Obendrein wird sie natürlich einigermassen stark variiert und mit originellen Ideen angereichert. So ist der unstete, sorglose Nyles (Andy Samberg aus «Brooklyn Nine-Nine») schon seit einer halben Ewigkeit in der Zeitschlaufe gefangen, als auch sein «love interest» in spe aus Versehen in sie hineingerät. Sarah (Cristin Milioti) hat denn zunächst auch gar kein Verständnis für die Nonchalance, mit der Nyles sein Los trägt. Freilich ist der Tag, den sie nun zumindest einstweilen ad nauseam überstehen muss, für sie ungleich mühsamer: Es ist die Hochzeit ihrer kleinen Schwester Tala (Camila Mendes) und mithin die Zusammenkunft mit ihrer kompletten Verwandschaft, die nicht gar so viel von ihr hält, ja die sie längst als schwarzes Schaft abgeschrieben hat, «weil ich zu viel trinke und zu viel rumvögle». Das mit dem Trinken trifft sich indes ganz gut; viel anderes, als Bier schlürfend in dem schicken Resort in der kalifornischen Wüste von Palm Springs rumzulümmeln, macht auch Nyles inzwischen nicht mehr; und mit den bösen Überraschungen des Tages – etwa dass ihn seine tussige Freundin (Meredith Hagner) betrügt und ein durch seine Schuld ebenfalls im Loop gefangener Wahnsinniger (J.K. Simmons) immer mal wieder foltert – hat er sich längst abgefunden und mehr recht als schlecht arrangiert. Insofern kann Sarah einiges von ihm lernen; doch noch ist sie nicht so weit – noch überwiegen Unglauben und Entsetzen. Schliesslich gibt es ein paar handfeste Gründe für ihren hartnäckigen Missmut – Dinge, denen man sich lieber nicht Tag für Tag aufs Neue stellen möchte.

Es verbirgt sich da also noch eine zweite Ebene in dem scheinbar so unbeschwerten ersten Langfilm von Regisseur Max Barbakow. Und das ist ja auch kein Wunder, hat Drehbuchautor Siara doch schon mal zu Protokoll gegeben, der erste Entwurf seines Skripts sei mehr «Leaving Las Vegas» als «Groundhog Day» gewesen. Doch Obacht: Ein Drama ist «Palm Springs» deshalb noch nicht geworden, auch keine Tragikomödie. Nein, das ist ganz entschieden eine lupenreine Komödie amerikanischer Prägung mitsamt einer etwas mehr als nur homöopathischen Dosis der unvermeidlichen brachialen Albernheiten; es ist dies freilich nicht nur ein Schwank der lustigeren Sorte, sondern gerade dank der grandiosen Chemie zwischen Samberg und Milioti auch einer von der romantischeren Art, der, wiewohl bisweilen lallend, tatsächlich ein paar bedenkenswerte Worte über die Liebe, ihre Grausamkeiten und ihre Wunder verliert. Entsprechend sorgt dieses rundum geglückte Doppeldebüt von Barbakow und Siara sowohl überdurchschnittlich oft für schallendes Gelächter als auch für ein gelegentliches wohliges Lächeln, wenn sich Nyles und Sarah dann endlich näherkommen oder nach dem obligaten Knacks wieder zueinanderfinden. Denn wie die beiden weiss Gott unvollkommenen Helden hat auch «Palm Springs» unter der schnoddrigen Bierseligkeit einen süssen und soften Kern. Und das Beste daran ist, dass einem das in diesen flott und optisch durchaus ansprechend inszenierten 90 Minuten ohne klebrige Klischees und mit einer inspirierten Interpretation der bewährten Genreformel angetragen wird.