von Sandro Danilo Spadini
Der sympathisch klingende und beschwingt wirkende Erzähler beseitigt sogleich jegliche Zweifel: «Der Ort, New York. Die Zeit, jetzt, 1962», lässt er uns, untermalt von nostalgisch anmutenden
Musikklängen, zum Auftakt der Liebeskomödie «Down
with Love» wissen. Aha. Da schickt sich also wieder einmal jemand an, die Retroschiene zu fahren und uns in längst vergangene Zeiten zu entführen. Einige Sekunden später erscheint Renée
Zellweger in einem putzigen rosaroten Kleidchen und dazu passendem Hütchen auf der Bildfläche – das lässt sich ja gut an. Nach ein paar Minuten klettert ein sonnenbebrillter und besmokingter Ewan
McGregor aus einem fliegenden, mit drei gnadenlos Sechzigerjahre-Erotik versprühenden Schönheiten bestückten Hubschrauber – das könnte was werden.
Traditionell und originell
Und in der Tat. Die ersten Eindrücke täuschen nicht. «Down with Love», gleichzeitig traditionell und originell in Szene gesetzt von Regieneuling Peyton Reed, ist nostalgisch, sympathisch und
beschwingt, macht einen Heidenspass und fährt mit selten gesehener Konsequenz die Retroschiene – freilich mit gewissen in wundervoll witziger Weise das Optische kontrastierenden Zugeständnissen
an den Zeitgeist. Sehr lebendig kann man sich vorstellen, wie Doris Day und Rock Hudson, an deren gemeinsame unschuldige und erotikfreie Komödienhits das farblich, musikalisch und kostümtechnisch
perfekt abgestimmte Mini-Spektakel augenzwinkernd, aber bestimmt gemahnt, bei der einen oder anderen Dialogzeile vor Scham errötet wären. Ebenso lebendig kann man sich vorstellen, mit wie viel
Spass und Enthusiasmus sich Reed und sein Team an die Umsetzung ihres verwegenen und rundum aufgegangenen Plans einer mit Anzüglichkeiten und eindeutig Zweideutigem angereicherten Hommage an die
Komödienhits der 50er- und 60er-Jahre gemacht haben dürften.
Emanzipation anno 1962
New York ist die Stadt, in der man es geschafft haben muss. Denn hat man es hier geschafft, schafft man es überall. Das wissen nicht bloss Frank-Sinatra-Fans, und das hat auch für das Jahr 1962
seine Gültigkeit. 1962 ist aber nicht gerade das Jahr, in welchem es Angehörigen des weiblichen Geschlechts allzu leicht gemacht wird, es so mir nichts, dir nichts im Big Apple zu schaffen. Um
diese Erfahrung kommt auch Jungautorin Barbara Novak nicht herum. Nun ist aber diese naiv wirkende Blondine aus Maine, Neuengland, alles andere als eine dumpfbäckige Landpomeranze, wie es anhand
ihres Erstlingswerks «Down with Love» abzulesen ist. Hierin rät sie nämlich den Frauen, sich bloss nicht den Männern an den Hals zu werfen, sondern vielmehr, es diesen gleichzutun und sexuelle
Annehmlichkeiten ohne amouröse Absichten zu konsumieren, was den gesetzten Herren im renommierten Verlagshaus Benner House glatt den Zigarrenrauch in der Luftröhre stecken bleiben lässt. Dies
umso mehr, als Novaks Schreibe nach nur wenigen Wochen die Beststellerlisten stürmt und eine wahre weltweite Welle der Emanzipation auslöst. Das überaus gemütliche Leben ihrer männlichen
Artgenossen wiederherzustellen, schickt sich aber ein gewisser Catcher Block an, ein beim Schreiben und bei den Frauen kaum blockierter Journalist. Trick- und einfallsreich versucht dieser
Playboy, Novaks These ad absurdum zu führen, indem er sie so lange bezirzt, bis sie sich endlich ernsthaft und hoffnungslos in ihn verlieben wird. Aber wie gesagt: Miss Novak ist keineswegs die
Unschuld vom Lande, als die sie auf den ersten Blick erscheinen mag – und Mister Block ist auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut...
Witzig und clever
Selten wurde der Kampf der Geschlechter mit spitzigerer Zunge, mit mehr Witz und mit mehr Cleverness geführt. Ein hinreissend pointiertes Drehbuch, eine stilsichere und sich nicht nur in Bezug
auf die Vorbilder als äusserst versiert erweisende Regie sowie ein stets für Kurzweil sorgendes Timing und ein sein ganzes komödiantisches Können in die Waagschale werfendes Darstellerduo machen
dieses spritzig-witzige, unbeschwerte Kinoexperiment zu einem jegliche Sinne anregenden und erfreuenden Hochgenuss, der vielleicht nicht in die Filmgeschichtsbücher eingehen wird, aber mit seinem
unwiderstehlichen Charme bestimmt nicht bloss Kinonostalgiker verzücken wird.