The Assistant

 

Juniorassistentin bei einer Filmproduktionsfirma in New York: klingt nach Traumjob. Ist aber: eine geradeso fade Arbeit wie auf einem x-beliebigen Sekretärinnenposten, einfach mit unsympathischeren Mitarbeitenden. Und ein Knochenjob ist das obendrein, was die smarte Collegeabgängerin Jane (Julia Garner) da seit fünf Wochen verrichtet. In aller dunklen Herrgottsfrüh wird sie von zu Hause in Astoria, Queens, zur Arbeit in Manhattan gekarrt, ist die Erste im Büro, erledigt dann schon mal allerlei Bürokram, leert die Papierkörbe, füllt die Wasserflaschen im Kühlschrank auf, macht Kaffee, druckt Skripts aus, trifft die letzten Vorbereitungen für den nächsten Businesstrip ihres Chefs.  Routinearbeiten allenthalben und mithin nichts, wofür man studiert haben müsste. Und spannender wird ihr Arbeitstag, den sie als Letzte im Büro wiederum im Dunklen beschliessen wird, nicht werden – nur mühsamer und unappetitlicher. Nicht nur wird sie von ihrem unsichtbar und namenlos bleibenden Boss und dessen Frau mehrmals am Telefon beschimpft, worauf sie dann mit blumigen Worten per E-Mail Busse zu tun hat. Und nicht nur wird sie von den meisten ihrer Bürogenossen entweder wie Luft oder aber wie Dreck behandelt. Nein, sie wird auch noch von dem windigen HR-Leiter (Matthew Macfadyen) schnöde abgekanzelt, als sie ihm ihren Verdacht kundtut, ihr Herr und Gebieter habe da gerade die neue, völlig unqualifizierte, dafür umso jüngere und hübschere Kollegin (Kristine Froseth) in einem Hotelzimmer vernascht. Und spätestens da reift in Jane die Erkenntnis, dass sie hier wohl eher nicht am richtigen Ort ist.

Auch wenn das nie konkret angesprochen wird: Der Harvey-Weinstein-Fall wird in Kitty Greens 85-minütigem, über den Zeitraum eines langen, grösstenteils faden Arbeitstages erzähltem Drama «The Assistant» wohl Pate gestanden haben. Angeführt von einer überragenden Leistung der bislang vor allem fernseherprobten Julia Garner («Ozark», «Maniac», «The Americans»), berichtet dieses klaustrophobisch-verstörende Low-Budget-Juwel freilich nicht so sehr von den spezifischen Unbilden des Filmgeschäfts als vielmehr auf einer allgemeineren Ebene von toxischen Arbeitsplatzverhältnissen in Zeiten von #MeToo. Und er tut das keineswegs in anklagendem, gar melodramatischem Ton, sondern sachlich, nüchtern – nur einmal kullern ein, zwei Tränchen über Janes Gesicht, die sonst angespannt um Professionalität bemüht ist und sich nicht mal aus der Fassung bringen lässt, als sie von ihrer Mutter am Telefon darüber in Kenntnis gesetzt wird, dass sie den Geburtstag des Vaters vergessen habe. Gerade dieses unsichere gleichsam sklavische Ringen um Reife und Kontrolle ist es dann aber, was uns so sehr trifft und uns mit dieser im Grunde gar nicht so bemerkenswerten und recht eigentlich eher anonym bleibenden Heldin solidarisieren und für ihre tausend Tode sterbende Seele beten lässt. Und das wiederum macht diesen Film so bemerkenswert effizient.