Mit Schönheit, Charme und Kanone

Sandra Bullock steht  in der Komödienhit-Fortsetzung «Miss Congeniality 2» weiterhin im Dienste des FBI und hat in dieser Funktion erneut mit lauen Turbulenzen aller Art zu kämpfen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Es ist schon ein Kreuz mit dieser Sandra Bullock – es war dies schon immer so, und es scheint dies auch so zu bleiben. Mit einnehmendem Schätzchen-Charme hat sie in den Neunzigern die Leinwände erobert, und nicht mal wenig Talent hat sie dabei an den Tag gelegt, doch ihren Namen hat sie sich letztlich mit grossmehrheitlich laschen Filmen gemacht. Inzwischen hat Sandy die 40 erreicht, ist süss und sympathisch wie eh und je und obendrein umtriebige Geschäftsfrau mit eigener Produktionsfirma, was ihr eigentlich erlauben würde, Projekte anzureissen, die ganz nach ihrem Geschmack sind. Doch was macht Frau Bullock? Sie dreht unerklärlicherweise unentwegt Filme von noch minderer Qualität. Nun gut, «Murder by Numbers» war ja ganz okay, und «Two Weeks Notice» konnte man sich dank Hugh Grant und Alicia Witt auch noch geben. Aber sonst? «Gun Shy»? «28 Days»? «Miss Congeniality»? Nicht so die ganz grossen Hämmer, diese Streifen, und was Letzteren angeht, kommt es nun noch dicker. Denn dummerweise hat sich das laue Komödchen um eine burschikose FBI-Agentin, die sich zwecks Undercover-Ermittlungen bei der Miss-America-Wahl in High Heels, Badeanzug und Abendkleid zwängen muss, zu einem veritablen Kassenschlager gemausert, weshalb sich Sandy-Schätzchen nun dachte: «Kurbeln wir doch hurtig eine Fortsetzung herunter, damit wir dann wieder Geld haben, um ähnlich unausgegorenes Kinogut herzustellen.» Und da wären wir jetzt und haben den Salat: «Miss Congeniality 2».

Bare Zeitverschwendung

Zum Inhalt hat dieses Sequel der ganz unnötigen Sorte eine Karriereneuausrichtung, eine Entführung, eine Frauenfeindschaft, die zu einer Frauenfreundschaft wird, und viele schale Witzchen. Neu ausgerichtet wird die Karriere von Gracie (Bullock), die es dank ihrer heroischen Aktivitäten aus Teils eins zu beträchtlichem Ruhm gebracht hat, weshalb sie wiederum gezwungen ist, ihren Undercover-Job aufzugeben und sich als durchgestylte Repräsentantin des FBI auf neuen Betätigungsfeld zu hantieren. Entführt werden die im Vorgänger zur Schönsten im Lande gekrönte Tussi (Heather Burns) und der damalige Event-Moderator (William Shatner), die Gracie mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind. Gestritten, geprügelt und schliesslich Freundschaft geschlossen wird unter Beteiligung von Gracie und der schwarzen Amazone Sam (Regina King), und geblödelt wird über menschenrechtsverletzende 115 Minuten hinweg. Mit von der Partie sind überdies ein natürlich tuntiger Schönheitsexperte (Diedrich Bader), ein unbedarfter FBI-Agent (Enrique Murciano) und dessen machtbewusster Boss (Treat Williams). Keine Lust auf neuerliches Rumkasperln hatten derweil Benjamin Brett als öliger Schönling, der Gracie einst den Kopf verdrehte, und Michael Caine, der wohl Besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste. Dass man selbiges auch von sich als Lichtspielhaus-Aufsuchendem hätte behaupten können, wird einem freilich nicht erst beim mit ach so lustigen Drehpannen verzierten Abspann bewusst.

Und die Moral der Gschicht

«Miss Congeniality 2» hat ausser Sandra Bullock eigentlich gar nichts, was einen Kinobesuch lohnenswert macht. Der von Bullocks Fortis Films mitproduzierte Film als Ganzes ist harmlos, belanglos, substanzlos – einfach zu nett; die von TV-Veteran John Pasquin beaufsichtigte Inszenierung ist farblos, lieblos, ideenlos – einfach zu fad; und zwingende Gags sind so rar gesät wie cineastische Highlights in Bullocks Vita – und das ist entschieden zu wenig. «Miss Congeniality 2» liesse sich wohl als altmodisch bezeichnen, und altmodisch kann ja sehr wohl positiv sein – kann wohlgemerkt, ist hier aber nicht. Muffig, mottig, ranzig und auch gerne mal infantil sind etwa, aber nicht nur, die zahlreichen Slapstick-Einlagen, die wohl irgendwelche 9- oder 90-jährige verhinderte Scherzkekse ersonnen haben. Dem jungen und jüngsten Publikum sei der Konsum dieses Massenerzeugnisses indes durchaus nahe gelegt, gibt es doch auch eine mit dem unentbehrlichen, womöglich aber auf einer motorischen Störung beruhenden Augenzwinkern vermittelte Moral der Gschicht und somit was für Leben zu lernen. Und das wäre dann irgendetwas im Stile von «Schönheit ist nicht alles». Oder so.