Man weiss nicht, warum sie es tut

Witz-, geist-, belanglos und im Kern antifeministisch: Sarah Jessica Parker schlägt sich in der Komödie «I Don’t Know How She Does It» mit Luxusproblemen herum.

 

von Sandro Danilo Spadini

Die Biederkeit eines Films lässt sich prima daran messen, was dessen Figuren tun, wenn sie auszucken. Sarah Jessica Parker nascht in «I Don’t Know How She Does It» dann einen «diätisch inkorrekten» Keks. Was für ein Exzess! Und wie symptomatisch für das Jahr 2011, wo man in Hollywood Altersfreigabe 17 aufgebrummt bekommt, greift da einer zu Zigaretten und Whiskey wie ehedem! Ungleich unzeitgeistiger ist dafür alles, was in dieser humorfreien Komödie sonst so geschieht. Mitten in dieser Finanzkrise sollten wir uns hier für die Luxusprobleme der Fondsmanagerin Kate interessieren – und uns fragen, wie sie das denn nur macht: spitze arbeiten bei einer Bostoner Investmentfirma und gleichzeitig Super-Mami von zwei Kleinkindern sein. Weil Kate eine Frau ist und Hollywood Frauen noch immer als unfähig erachtet, zwei Sachen gleichzeitig gut zu können, kriegt die alte Pferdestehlerin ebendies natürlich nicht gebacken und benimmt sich öfters wie ein Einzeller. Aber zum Glück ist dann jeweils ein langmütig zwinkernder Mann da, der alles wieder ins Lot bringt. Im Büro ist das der smarte Investor Jack (Pierce Brosnan), für den Kate ein neuartiges Finanzprodukt entwickelt (und der seinerseits für Kate Gefühle entwickelt); daheim ist es der unfassbar langweilige Gatte Richard (Greg Kinnear), der selbstredend gleichzeitig beruflich erfolgreich und ein Top-Familienmensch ist – er ist ja ein Mann.

Hilfloser Regisseur

Das Perfide an dieser Sache ist, dass wie viele wahrhaft antifeministische Filme auch dieser hier von Frauen stammt. «I Don’t Know How She Does It» ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers der walisischen Kolumnistin Allison Pearson, der es ja im Prinzip gut meint; und das Drehbuch hat Aline Brosh McKenna verfasst, eine Spezialisten für Geschichten von Karrierefrauen («The Devil Wears Prada», «Morning Glory»). Wie sie war auch Regisseur Douglas McGrath schon besser drauf. Der hat einst mit Jane Austens «Emma» erquicklich debütiert und ist zuletzt mit «Infamous» am exakt gleich gelagerten «Capote» höchst ehrenvoll gescheitert. Hier freilich ist der Marketing-Analyst präsenter als der Regisseur, der geradezu hilflos versucht, den uninspirierten Text mit inszenatorischen Tricks und Gags überzukompensieren: mit Voiceover, Texteinsprengseln, simuliertem Publikumlachen, Fantasiesequenzen und Interviews mit Kates Bekannten. Zu Letzteren zählen zwar so aparte Leute wie Christina Hendricks («Mad Men»). Doch anders als manch ähnlicher Murks punktet diese auf Filmlänge gestreckte Sitcom nicht mal bei den Nebenfiguren.

Selber schuld

Aber egal, zu retten war hier ohnehin nichts mehr. Das liegt nicht zum kleinsten Teil an Sarah Jessica Parker. Sie versucht viel zu verkrampft, Sympathien zu heischen, und gebärdet sich dabei bisweilen wie eine debile Zappelphilippine. Und zum noch weniger kleinen Teil liegt das an ihrer Figur. Kate ist einfach zu sehr Carrie aus «Sex and the City». Stets ist sie exquisit gewandet, alle mögen sie, und auf 10-Zentimeter-Absätzen stöckelt sie von Erfolg zu Erfolg – und trotzdem versucht man uns weiszumachen, dass wir hier den letzten Schussel, die übelste Chaotin oder einfach eine normale Frau im Work-Life-Balance-Stress vor uns haben. Das ist so heuchlerisch, wie es deplatziert ist. Denn ihre Makel sind bestenfalls Schönheitsfehler, ihre Neurosen allenfalls Marotten, ihre Sorgen jedenfalls nicht mehr als Sörgchen angesichts einer glücklichen Ehe, zweier gesunder Kinder und einer hervorragend bezahlten Stelle. Und sowieso: Wiewohl der ganze Super-Mami-Wahnsinn amerikanischer Prägung angeprangert und Kate als cooler als die perfektionistischen Vollzeitmütter dargestellt wird – so cool, den Schwachsinn einfach nicht mitzumachen, ist sie dann auch nicht. Tja, selber schuld. Ebenso unangebracht sind Mitleid und Mitfiebern mit Kate im Finale: Dieses besteht darin, dass sie eine Powerpoint-Präsentation ihres Finanzprodukts vor einem Broker halten muss. Die Herzen des Publikums lassen sich mit so was in der heutigen Zeit eher nicht gewinnen – da kann Sarah Jessica Parker noch so heftig rumzappeln.