United International Pictures
von Sandro Danilo Spadini
Es ist wahrlich kein gutes Zeichen für einen Film, wenn aus der Gerüchteküche zu vernehmen ist, die Produktionsfirma sei mit dem Ergebnis nicht so recht zufrieden gewesen und habe die letzten
zehn Minuten durch einen anderen Regisseur nachdrehen lassen. Wenn denn besagte Produktionsfirma auch noch Dream Works heisst und man weiss, dass Steven Spielberg, der Meister des Nonsenses, dort
das Sagen hat, ist eine gehörige Portion Skepsis durchaus angebracht. Lässt also die Entstehungsgeschichte von «Speed»-Regisseur Jan de Bonts Gruselthriller wenig Gutes erwarten, so weckt
wenigstens die Besetzungsliste ein wenig Hoffnung. Mit Liam Neeson (aus Spielbergs einzig wirklich anspruchsvollem Film «Schindlers Liste»), Catherine Zeta-Jones («Verlockende Falle») und der
wunderbaren Lilli Taylor («Short Cuts») gelang es Dream Works, drei wahre Könner ihres Fachs zu verpflichten. Doch auch sie sind leider nicht in der Lage, die Kohlen aus dem Feuer zu holen.
Karge Story
Die Geschichte von «The Haunting» liest sich
kurz: Ein ehrgeiziger Arzt lädt eine Gruppe junger Menschen zwecks Untersuchung von Schlafstörungen auf ein altes, pompöses Schloss ein. In Tat und Wahrheit verfolgt er jedoch ein ganz anderes
Ziel: Er möchte eine Studie über Angstzustände erstellen. Um die Stimmung etwas anzuheizen, erzählt er seinen «Versuchskaninchen» am ersten Abend die schaurige Geschichte des Hauses und seines
ehemaligen Herren. Diese Taktik trägt schon bald Früchte, denn die sensible Nell hört bereits in der darauf folgenden Nacht merkwürdige Geräusche und Stimmen...
Spannung nur zu Beginn
Im einigermassen gelungenen ersten Teil vermag de Bont durch den Verzicht auf spektakuläre Schockszenen etwas Nervenkitzel zu erzeugen. Oftmals ist es ja gerade das, was wir nur ahnen und nicht
sehen, viel furchteinflössender. Wenn jedoch im zweiten Teil die Geister beginnen ihr Unheil zu treiben, verfliegt jede Art von Spannung, und «The Haunting» ist in etwa noch so gruselig wie
«Die Sendung mit der Maus». Hinzu kommt eine völlig unbefriedigende Darstellerleistung: Liam Neeson bleibt während des gesamten Films erschreckend blass, Catherine Zeta-Jones als emanzipierter,
bisexueller Vamp nervt grausam und Owen Wilson als dummschwätzender Scherzkeks ist eine Zumutung. Einzig Lilli Taylor, seit Jahren unterschätzter Star der Independentszene, findet zur Normalform.
«Das Geisterschloss» ist die aufwendige Neuverfilmung von Shirley Jacksons Roman «The Haunting of Hill House». Doch der Versuch, das Hororgenre wieder aufleben zu lassen, scheitert
ironischerweise gerade an der neuen Technik. Die zahlreichen Specialeffects sorgen nicht etwa für Grusel und Gänsehaut, sondern oftmals für unfreiwillige Komik. Jan de Bont lässt die Geister
tanzen – und der einigermassen anspruchsvolle Zuschauer wendet sich mit Grauen ab.