Im Fegefeuer der Ungeschicklichkeiten

Die prominent besetzte Bestseller-Verfilmung «How to Lose Friends & Alienate People» ist überraschend routiniert und konventionell, dabei aber durchaus frech und witzig geraten.

 

von Sandro Danilo Spadini

Der Teufel, der den legendären New Yorker Glamour-Magazin-Chefredakteur Clayton Harding (Jeff Bridges) geritten hat, als er sich zum Engagement des nahezu unbekannten Londoner Anarcho-Filmjournalisten Sidney Young (Simon Pegg) entschloss, wird eigentlich nie genau identifiziert. Aber jetzt ist Sidney jedenfalls im Big Apple, am Ziel, mittendrin. Voller Tatendrang taucht er tief ein in die Glitzerwelt der Stars und stampft ganz ohne Scham unverzüglich in jedes einzelne der unzähligen Fettnäpfchen, die seinen Weg in die Teppichetage des «Sharp Magazine» pflastern. Dass er letztlich auch noch dort ankommen wird, scheint eingedenk seines nervenzerfetzenden Habitus im Grunde ausgeschlossen. Aber in New York ist halt alles möglich, und wer glaubt, dass dies einfach mal wieder so dahingeplappert wird, dem sei versichert, dass es sich hierbei um eine fast wahre Geschichte handelt.

Vom Buch zum Film

Widerfahren ist diese dem Briten Toby Young, der seinen desaströsen Versuch, sich als Redakteur bei der New Yorker Zeitschrift «Vanity Fair» einen Namen zu machen, in dem 2001 erschienenen Beststeller «How to Lose Friends & Alienate People» mit schonungsloser Selbstironie verarbeitete. Wie eine heisse Semmel gingen die Filmrechte an Youngs Erinnerungen schon ein Jahr nach deren Publikation über den Tresen, doch sollte es eben gleichwohl geschlagene sechs Jahre dauern, bis die wüste Chronik des Scheiterns zu Zelluloid gebracht ward. Gelegen haben mag das an dem fast filmuntauglichen Episodencharakter der youngschen Schreibe. Entsprechend bedurfte das Ganze erheblicher Justierungen, deren wesentlichste darin bestand, dass Drehbuchautor Peter Straughan die mannigfachen Turbulenzen in Form einer neu reingeschriebenen Romanze mit einem roten Faden verknüpfte. Und so kommt die Filmversion von Sidney Young in der «Hauptstadt der Welt» zwar immer noch nicht zum beruflichen Halleluja, wohl findet er dort aber in Person der vergleichsweise feingeistigen Mitarbeiterin Alison (Kirsten Dunst) zum amourösen Glück. Bis er sich seiner wahren Gefühle gewahr wird, vergeht freilich ganz klassisch der grösste Teil der Spielzeit. Denn geblendet vom Glitzer, hat unser Held, der im engeren Wortsinn mitnichten ein solcher ist, zunächst die aufstrebende Jungaktrice Sophie Maes (Megan Fox) im lüsternen Auge – zumal die liebe Alison sich ohnehin schon ihrem schmierigen Vorgesetzten (Danny Huston) an den Hals geworfen hat.

Kaum satirische Elemente

Dass der nach dem nur minim variierten Muster von «The Devil Wears Prada» gefertigte Hindernisparcours zum Glück die meiste Zeit starr im Konventionellen verharrt, erstaunt nicht bloss angesichts der Vorlage ein wenig. Schliesslich wurde mit Robert B. Weide auch der Schlüsselposten des Regisseurs mit einem Mann besetzt, der in der von ihm zusammen mit «Seinfeld»-Miterfinder Larry Charles zu verantwortenden TV-Serie «Curb Your Enthusiasm» vornehmlich auf abseitigen Pfaden wandelt. Seinem ersten Filmprojekt hat Weide nun aber so wenig seinen Stempel aufdrücken können wie die auf «nur» solidem Niveau agierende Darstellerschar, in welcher allenfalls «X-Files»-Star Gillian Anderson als Publizistin mit Tiefkühlcharme heraussticht. Nebst der mit schalen Slapstick-Einlagen garnierten Veramerikanisierung des britischen Humors ist es wieder mal einem alten Produzenten-Denkfehler geschuldet, dass aus «How to Lose Friends & Alienate People» nicht mehr als ein unverfänglich vergnügliches Stück Unterhaltung geworden ist: Anstatt der Vorlage treu zu bleiben, ist man mit Blick auf ihren die Dollarzeichen in die Augen treibenden Bekanntheitsgrad gierig geworden und zur irrigen Annahme gelangt, man müsse zwecks maximierter Breitenwirkung das Ungeschliffen-Satirische abfeilen. Dummerweise waren es aber ja gerade diese Eigenschaften, die das Buch zum Gross- und Kulterfolg gemacht haben. Recht frech und witzig ist das Ganze freilich gleichwohl, und fraglos kann man weit Unsinnigeres tun, als sich das hier zu Gemüte zu führen. Was genau, davon wüsste dann Sidney Young wieder einiges zu berichten.