Gänsehaut und Stirnrunzeln

Befriedigend, aber keinesfalls grossartig: Im durchaus atmosphärischen, stimmungsvoll fotografierten Horrorthriller «The Ring» halten sich Stärken und Schwächen in etwa die Waage.

 

von Sandro Danilo Spadini

Auf ein bestimmtes Genre mag sich Regisseur Gore Verbinski offenbar nicht festlegen: 1997 feierte der ehemalige Werbefilmer sein Debüt mit dem Trickfilm «Mouse Hunt». Vier Jahre drehte er die Komödie «The Mexican» mit Julia Roberts und Brad Pitt. Für den «erschöpften» Simon Wells beendete er die Dreharbeiten zum Sciencefiction-Streifen «The Time Machine», und seinem aktuellen Werk, dem Horrorthriller «The Ring», lässt er den Abenteuerfilm «Pirates of the Caribbean» folgen.

Optisch beeindruckend

«The Ring» beruht auf dem japanischen Hit «Ringu», welcher 1998 in seiner Heimat sämtliche Rekorde brach. Auch Verbinski ist in den USA mit seinem Remake ein mehr als respektabler Box-Office-Hit gelungen. Geschuldet ist dies wohl vornehmlich der durchweg düsteren, beklemmenden Stimmung des Films und seinen ausgezeichnet fotografierten Bildern, welche bisweilen einen Hauch von Surrealismus verströmen. Diesbezüglich kann «The Ring» auch den Klassikern des Genres, dessen Regeln er gekonnt und konsequent folgt, das Wasser reichen. Wie schon in «The Mexican» arbeitet Verbinski auch in seinem neusten Werk wieder mit Farbfiltern. Die kühlen, bedrohlich wirkenden Blautöne tragen denn auch nicht unwesentlich zu der recht dichten Atmosphäre von «The Ring» bei.

Abstruse Handlung

In puncto visueller Ausgestaltung, aber auch bezüglich des Aufbaus eines veritablen Spannungsbogens ist Verbinski den Anforderungen des modernen Horrorfilms mehr als gerecht geworden. Nur zu genau weiss er, welche Register zu ziehen sind, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen und ihm in wohl dosierten Abständen eine Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen. Dass das Ganze zwar mit einigen eher billigen Schockeffekten, aber ohne allzu grosses Blutvergiessen abläuft, ist ebenfalls erfreulich. Eher Stirnrunzeln verursacht allerdings der inhaltliche Aspekt von «The Ring». Hielte das Was nur einigermassen Schritt mit dem Wie, so bräuchte Verbinski selbst den Vergleich mit jüngsten Hits des wiederbelebten Genres wie «The Sixth Sense» oder «The Others» nicht zu scheuen. Doch leider ist die Handlung nur wenig plausibel, ja sie bewegt sich zeitweise gar an der Grenze zur Lächerlichkeit: Das Anschauen einer Videokassette hat einen Telefonanruf zur Folge, welcher der betreffenden Person eröffnet, nur noch sieben Tage zu leben zu haben. Die Journalistin Rachel (Naomi Watts, «Mulholland Drive») glaubt an eine «urban legend» und begutachtet das Tape selbst – woraufhin das Telefon klingelt...Bereits über die Grundidee von «The Ring» kann man geteilter Meinung sein, was dann jedoch folgt, ist mehr als unbefriedigend. Über weite Strecken des Films verlässt Verbinski das Horrorgenre und lässt die Protagonistin Puzzle spielen, welches – endlich zusammengesetzt – allen Erklärungen zum Trotz ein mehr als schräges Bild ergibt. Kaum zu glauben, dass mit Ehren Kruger der Mann, der einst das grandiose Skript zu «Arlington Road» geschrieben hat, für das löchrige Drehbuch verantwortlich zeichnet. Auch der finale «twist», ohne den heute kein Horrorthriller mehr auskommt, ist weder besonders spektakulär noch sonderlich überzeugend. Und so bleibt von «The Ring» schliesslich ein eher fader Nachgeschmack zurück, denn beeindruckende Bilder alleine genügen halt doch nicht. Schade drum.