Mit Faxen, Mantel und Degen

Das technisch saubere, aber leidenschafts- und risikolose Zorro-Comeback mit Antonio Banderas und Catherine Zeta-Jones enttäuscht mit mauem Skript und nervt mit schalen Scherzchen.

 

von Sandro Danilo Spadini

Seit letzter Woche hat also auch Antonio Banderas seinen Stern auf dem «Hollywood Walk of Fame». Herzlichen Glückwunsch! Nun gut, er ist zwar nicht gerade die erste Berühmtheit, sondern vielmehr die 2294., der diese Ehre zuteil wurde, aber wie altes Brot werden diese Sterne ja trotzdem nicht ausgegeben. Kann er sich schon zu Recht drüber freuen, der spanische Barde. Umso mehr noch, als auch der Zeitpunkt kaum besser sein könnte, kehrt doch der dergestalt Geehrte just heute nach siebenjähriger Pause als Don Alejandro de la Vega alias Zorro globusumspannend auf die Leinwand zurück. Jetzt muss schon ein ganz argwöhnischer Schelm sein, wer sich hier Böses denkt und gar frech vermutet, dass da höhere Mächte beziehungsweise gratispublicityheischende Studiomächtige ihre manikürten und siegelringverzierten Finger im Spiel hatten...

Scherz und Schmerz

Ob es auch zum festlichen Akt gekommen wäre, wenn die 80 Millionen Dollar schwere Produktion «The Legend of Zorro» bereits letzte Woche zur Begutachtung vorgelegen hätte, muss indes ernsthaft infrage gestellt werden: Das ist nämlich alles andere als ein Ruhmesblatt, was da der gute Zorro mit seinem Degen aufgepickt hat. Nicht für Banderas, seine Partnerin Catherine Zeta-Jones oder Regisseur Martin Campbell («GoldenEye») und schon gar nicht für die Drehbuchautoren Alex Kurtzman und Roberto Orci. Letztere haben nicht nur zu verantworten, dass die sich im Jahre 1850 abspielende Handlung – Kalifornien will als 31. Bundesstaat den USA beitreten, Fieslinge wollen das verhindern – nur ein kaum verschleierter Vorwand für die lose Aneinanderreihung von zu Fuss, zu Pferd, mit Schwertern, mit Fäusten bestrittenen Fights und sonstige Showeinlagen ist; dass die Dialogpassagen gerade beim zur vorübergehenden Trennung führenden Ehekrach im Hause Zorro wohl einfach vom Skript einer Billigst-TV-Soap fotokopiert wurden; dass nach eher langfädigem Vorspiel zum Schluss noch dummdreist ein Aktualitätsbezug mit einer Terrorbedrohung für die USA herzustellen versucht wird. Nein, ihnen ist es auch geschuldet, dass man sich als erwachsener Mensch und erfahrener Kinogänger über rülpsende und Pfeifen rauchende Pferde oder nassforsche und mit Lineal fechtende Knirpse amüsieren sollte. Zur Information für die Herren Kurtzman und Orci: Das tut man als kinoerprobter Volljähriger eigentlich nicht. Blöd nur, dass dieser nicht so wilde, aber etwas konfuse Genremix aus Actionfilm, romantischer Komödie und altmodischem Western auch als Familienfilm nur bedingt funktioniert: Aufgrund des in seiner Darstellung zwar harmlosen, in seiner Zahl aber doch beträchtlichen Köpferollens müssen die ganz Kleinen draussen bleiben. Freigegeben ist der Film für Interessierte ab zwölf.

Trickreiche Kunststücke

Im Neuseeländer Martin Campbell, der bereits beim viel netteren ersten Teil («The Mask of Zorro») hinter der Kamera sass, lässt man zudem einen Regisseur gewähren, dem Subtiles recht eigentlich fremd ist – was er zuletzt mit dem Schnulzenepos «Beyond Borders» nochmals auf traurige Weise bewiesen hat und was im von ihm zu inszenierenden neuen James-Bond-Abenteuer «Casino Royale» keine Rolle spielen wird. Campbell lässt sich denn auch nicht lange bitten und startet sogleich mit ein paar technisch sauberen, aber irgendwie blutleeren Kunststücken sowie einigen spektakulären Kamerafahrten über den imponierenden Set und das vielköpfige Statistenpersonal hinweg. Aus solcherlei sowie dem einen oder anderen computeranimierten Trick, hübsch choreografierten Kampfszenen und trotz Staub und Schweiss auf Hochglanz polierten Bildern besteht dann auch der Rest seiner auf sagenhafte 127 Minuten gestreckten Zorro-Legende. Ob er damit den Goldesel zum Leben erweckt und die Dukatenpresse zum Laufen bringt, wird sich weisen. Möglich ist das natürlich allemal. Zumal Banderas und Zeta-Jones mit Charme gegen die Drehbuchschwächen ankämpfen und im Gegensatz zu dem mit dilettantischem französischem Akzent als Ober-Bösewicht chargierenden Rufus Sewell nicht enttäuschen. Antonio Banderas kann dies alles aber ohnehin herzlich egal sein. Dass sein Stern ob all des unverschuldeten Ungeschicks nächste Woche wieder zubetoniert wird, ist schliesslich wenig wahrscheinlich.