Krieg der Familienclans

Ben Stiller und Robert De Niro  erhalten in der Komödienhit-Fortsetzung «Meet the Fockers» Unterstützung von Barbra Streisand und Dustin Hoffman – und haben diese bitter nötig.

 

von Sandro Danilo Spadini

Komödienhits in eine Nachspielzeit zu schicken, scheint das neuste Konzept jener Hollywood-Oberen zu sein, die dort, wo eine innovative Künstlerseele hausen sollte, einen Taschenrechner beherbergen. Zeugnis davon legen nicht nur all die Apfelkuchen penetrierenden Boys ab, sondern auch die reiferen Helden der Schwänke «Analyze This» und «The Whole Nine Yards», die unlängst auf die Leinwand zurückkehrten. Die leicht infantilen und schwer enttäuschenden Sequels «Analyze That» und «The Whole Ten Yards» erreichten freilich nicht annährend die Qualität und Gagquote der Vorgänger und bescherten ihren Machern gerechterweise auch nicht den erhofften grossen Reibach. Wohl rekonvaleszent, die Nachwirkungen jener Flops aber noch leicht verspürend, haben der Lichtspielhäuser frequentierende Juxfreund und seine Ulkfreundin nun den nächsten komödiantischen Nachklatsch zu gewärtigen; die Erwartungen an «Meet the Fockers» werden sie indes wohl nicht allzu wild spriessen lassen – umso weniger, als der Vorgänger «Meet the Parents» im Grunde der ganz grosse Brüller auch schon nicht war.
 
Neue Kräfte

Nun dämmert es einem aber bereits beim flüchtigen Blick auf die Besetzungsliste, dass es die Macher um Regisseur Jay Roach diesmal ganz dicke vorhaben. «Klotzen statt kleckern», lautet hier die Devise, denn die Geschütze, die da aufgefahren werden, sind von der ganz schweren Sorte. Dass Ben Stiller als dusseliger und mit dem undankbaren Namen Gaylord Focker gestrafter Krankenpfleger wieder dabei ist, liess sich selbstredend ebenso wenig verhindern wie die sage und schreibe sechs samt und sonders unnötigen Filme, die der Blödelbarde im Vorjahr heruntergekurbelt hat. Und dass der allmählich peinlich werdende Robert De Niro, dessen letzte zehn Filme einem eigentlich allesamt hätten gestohlen bleiben dürfen, als Gaylords kontrollfreakiger Schwiegervater in spe erneut mittut, muss ebenfalls hingenommen werden; der Ex-Charaktermime scheint inzwischen ja nur noch daran interessiert zu sein, seinen Schnitt zu machen. Als Stillers Filmeltern, eben die Fockers, die es nun kennen zu lernen gilt, sind jedoch zwei Kaliber zu sehen und bisweilen zu bewundern, die für solcherlei Klamauk in der Regel nicht zu haben sind: Dustin Hoffman als haushaltender, hyperaktiver Alt-Hippie sowie – in ihrem ersten Kinoauftritt seit 1996 – Barbra Streisand als kecke Sextherapeutin. Die Fockers – das sind also mit Hoffman und Streisand zwei Menschen, die – wie De Niro – schon mal einen Oscar eingeheimst haben, und der schauspielerisch ungleich limitiertere Ben Stiller, der höchstens mal einen Salzstreuer in einer Tombola gewonnen hat. Das kann ja heiter werden. Oder auch nicht.

Brachial und billig

Die beiden namhaften Verstärkungen können der Film und gerade Stiller und De Niro freilich gut brauchen. Denn ob der Gefechte, welche die beiden auch im zweiten Teil unablässig austragen, und der Fettnäpfchen, in die der geplagte Gaylord nach wie vor mit traumwandlerischer Sicherheit tritt, hat man schon im ersten Teil die Nase gerümpft, sich die Schenkel wund geklopft oder sich gekugelt; dementsprechend schnell ist dieses Motiv in «Meet the Fockers» ausgereizt. Die nötigen neuen Reizpunkte werden geliefert mittels der kriegsähnlichen Konfrontation der beiden Familienclans mit ihren so konträren Lebensphilosophien und der beiden neuen Schlüsselspieler. Derweil Streisands Figur im etwas allzu Formelhaften stecken bleibt und das kokette Spiel mit ihren jiddischen Jovialitäten ein wenig überstrapaziert, vermag Hoffman – nicht zuletzt in den Szenen mit dem in seiner komödiantischen Kapazität doch eher eingeschränkten De Niro – manchen Akzent zu setzen, indem er sich völlig ungeniert zum Affen macht, den inneren Schweinehund überwindet und die spielwütige Sau rauslässt. Ansonsten wird wie schon im Vorgänger gerne auch mal unter der Gürtellinie gescherzt, Schabernack wird auf Biegen und Brechen getrieben, ohne Rücksicht auf Verluste, brachial, polternd, zu selten aber zielsicher, oftmals billig und insgesamt derart repetitiv, das sich irgendwann nach dem 50. Focker-Wortspiel die ganze Sache totläuft. Viel Neues hat Roach dem ersten Streich per saldo nicht hinzuzufügen. Ausser den Fockers natürlich. Immerhin. Wer Ben Stiller, Obszönitäten blabbernde Babys, notgeile Senioren und in der Gegend rumkoitierende Hunde nicht gar so spassig findet, sollte indes von einem Treffen mit diesen Fockers gleichwohl absehen.